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Baerbock: Müssten über 50.000 Menschen nach Deutschland holen

Baerbock: Müssten über 50.000 Menschen nach Deutschland holen

NEUIGKEITEN

Baerbock: Müssten über 50.000 Menschen nach Deutschland holen

Das Pandschirtal gilt in Afghanistan als Hochburg des Widerstands. Auch jetzt formieren sich dort Taliban-Gegner. Die Terrorgruppe reagiert nun. Alle Informationen im Blog.

Die Taliban beherrschen Afghanistan wieder, nur der Flughafen in der Hauptstadt Kabul ist noch unter US-Kontrolle. Die Bundesregierung versucht, deutsche Staatsbürger und afghanische Helfer zu evakuieren, hat dabei aber größte Schwierigkeiten. Die Taliban versprechen Milde, gehen in Wahrheit aber brutal gegen Frauen, Journalisten und Oppositionelle vor. 

Die fortlaufenden Ereignisse lesen Sie hier im Newsblog:

Russischer Botschafter: Taliban zu Dialog mit Gegnern bereit

Die Taliban sind nach Angaben des russischen Botschafters in Kabul zur Verhandlung mit ihren Gegnern in der letzten noch nicht eroberten afghanischen Provinz Pandschir bereit. Botschafter Dmitri Schirnow sagte im russischen Staatsfernsehen, die Taliban hätten ihn gebeten, den Anführern und den Menschen im Pandschir-Tal eine Botschaft zu überbringen. Die Taliban hofften, „eine friedliche Lösung für die Situation zu finden, zum Beispiel durch eine politische Vereinbarung. Die Taliban wollen kein Blutvergießen und sind zum Dialog bereit.“

Tadschiken-Anführer: Werden uns nicht ergeben

Er werde die Gegenden, die er kontrolliere, nicht an die Taliban übergeben, sagte der Tadschiken-Anführer Ahmad Massud dem Fernsehsender al-Arabiya TV aus Dubai. Massud kontrolliert das Pandschir-Tal im Norden Afghanistans. Dort hatten sich auch Regierungssoldaten hingeflüchtet, derzeit formiert sich dort Widerstand. 

Massud sagte weiter, er fordere eine friedliche Lösung, etwa eine Regierung unter Beteiligung der Taliban. Sollten die Taliban nicht verhandeln wollen, sei Krieg jedoch unausweichlich. Die Taliban hatten zuvor angekündigt, Hunderte Kämpfer in die Region zu schicken. 

Weiterer Bundeswehr-Flug evakuiert 213 Menschen aus Kabul

Bei der Evakuierungsaktion der Bundeswehr ist ein weiterer Flieger mit 213 Schutzbedürftigen an Bord aus Kabul gestartet. Das teilte die Bundeswehr am Sonntagabend auf Twitter mit. Der Militärtransporter des Typs A400M landete in der Nacht sicher im usbekischen Taschkent. Er hatte auf dem Hinflug Hilfsgüter zum Flughafen Kabul gebracht.

Zuvor hatte die Bundeswehr seit dem Start ihrer Evakuierungsaktion bereits mehr als 2.500 Menschen ausgeflogen. Darunter waren etwa 1.850 Afghanen, hieß es am Sonntagabend aus dem Auswärtigen Amt. Zudem wurden demnach mehr als 270 Deutsche und mehrere Hundert Menschen aus anderen Ländern ausgeflogen. Wie viele der evakuierten Afghanen Ortskräfte etwa der Bundeswehr waren, ist unklar. Einige von ihnen könnten auch mit Flugzeugen anderer Länder ausgeflogen worden sein.

Scholz verteidigt Afghanistan-Einsatz

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr trotz der Machtübernahme der Taliban verteidigt. „Das war kein sinnloser Einsatz“, sagte Scholz am Sonntag im neuen TV-Sender Bild. Die Anschläge von Al-Kaida in den USA vom 11. September 2001 seien schlimmer mörderischer Terrorismus gewesen. Der Afghanistan-Einsatz sei eine richtige Reaktion gewesen. Es sei lange klar gewesen, dass die Verbündeten und folglich auch die Deutschen das Land irgendwann verlassen würden. Deutschland hätte sich lieber weniger schnell aus Afghanistan zurückgezogen. Aber es gelte: „Immer muss es so sein, dass die Länder und Völker in der Lage sind, sich selbst zu verteidigen.“ Die afghanische Regierung habe das Land im Stich gelassen.

Biden: Haben Sicherheitszone um Flughafen Kabul erweitert

Die USA haben nach Angaben von Präsident Joe Biden die Sicherheitszone um den Flughafen von Kabul vergrößert. Die Taliban hätten sich dabei kooperativ gezeigt, sagt Biden vor Journalisten.

Taliban schicken „Hunderte Kämpfer“ ins Pandschirtal

Die Taliban wollen nun auch das als Widerstandshochburg bekannte Pandschirtal in ihre Gewalt bringen. „Hunderte Kämpfer“ seien auf dem Weg in die Provinz Pandschir, „um sie unter Kontrolle zu bringen, nachdem örtliche Regierungsvertreter sich geweigert haben, sie friedlich zu übergeben“, schrieben die Taliban auf Twitter. Das Pandschirtal ist eine der wenigen Regionen in Afghanistan, die sich nach dem Eroberungsfeldzug der Taliban noch der Kontrolle der Islamisten entziehen.

Das Tal gilt als Hochburg des Widerstandes, weil es weder von sowjetischen Soldaten noch von den Taliban eingenommen worden war. Ahmed Massud, der Sohn eines berühmten Taliban-Gegners und Kriegsherrn, versucht derzeit, dort eine Widerstandsgruppe aufzubauen. Ihr sollen auch ehemalige Angehörige der afghanischen Streitkräfte angehören, die wegen des Vormarschs der Taliban nach Pandschir geflohen waren.

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Ein Video, das in sozialen Netzwerken zirkuliert, soll Kämpfer auf dem Weg von Kandahar ins Pandschirtal zeigen: 

Baerbock: Müssten über 50.000 Personen nach Deutschland holen

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock spricht von deutlich über 50.000 Personen, die aus Afghanistan evakuiert und nach Deutschland geholt werden müssten. Dabei seien Familienangehörige von Ortskräften, Journalisten und Menschenrechtsaktivisten eingerechnet.

Annalena Baerbock: Die Grünen-Spitzenkandidatin spricht sich für ein umfassendes Aufnahmeprogramm aus. (Quelle: Karina Hessland/imago images)

Tadschiken-Anführer hofft auf friedliche Gespräche mit Taliban

„Wir wollen den Taliban klar machen, dass nur Verhandlungen uns weiterbringen“, sagt Tadschiken-Anführer Ahmad Massud der Nachrichtenagentur Reuters in einem Telefongespräch aus seiner Hochburg im Pandschir-Tal. „Wir wollen nicht, dass ein Krieg ausbricht.“

Allerdings seien seine Kämpfer zum Widerstand bereit, sollten die Islamisten eine Invasion seiner Gebiete starten. Massud erklärte vergangene Woche, Teile der afghanischen Armee und deren Spezialkräfte hätten sich ihm angeschlossen. Massuds Vater hatte Angriffe der Taliban während deren Herrschaft von 1996 bis 2001 abgewehrt.

US-Regierung: Gefahr eines IS-Anschlags am Flughafen Kabul ist „akut“

Die US-Regierung hat Medienberichte über die Gefahr eines Anschlags der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) am Flughafen Kabul oder in der Umgebung bestätigt. „Die Bedrohung ist real, sie ist akut, sie ist anhaltend“, sagte der Nationale Sicherheitsberater von US-Präsident Joe Biden, Jake Sullivan, am Sonntag im Sender CNN.

Evakuierung am Flughafen in Kabul: Die Anlaufstelle für Flüchtende aus Afghanistan wird nun durch die Terrormiliz Islamischer Staat bedroht. (Quelle: U.S. Marine Corps/Lance Cpl. Nicholas Guevara/Reuters)

„Wir arbeiten intensiv mit unseren Geheimdiensten zusammen, um herauszufinden, woher ein Angriff kommen könnte.“ Man nehme die Warnungen „absolut todernst“. Die Taliban und der regional aktive Zweig des IS sind verfeindet und haben in der Vergangenheit gegeneinander gekämpft. 

FDP, Linke und Grüne fordern einen Untersuchungsausschuss

Fast alle Oppositionsparteien wollen im Bundestag einen Untersuchungsausschuss zum Afghanistan-Debakel einsetzen. Die Linke geht mit ihren Forderungen sogar noch weiter. Mehr dazu lesen Sie hier. 

Johnson: G7-Sondergipfel zu Afghanistan am kommenden Dienstag

Der angekündigte Sondergipfel der G7-Staaten soll laut dem britischen Premierminister Boris Johnson an diesem Dienstag stattfinden. Großbritannien hat derzeit den Vorsitz in der Runde der führenden westlichen Industrienationen inne. Neben Deutschland und Großbritannien gehören auch Frankreich, Italien, Kanada, Japan und die USA dazu.

Bleibewillige Ortskräfte sollen Jahresgehalt erhalten

Afghanische Ortskräfte der GIZ, die im Land bleiben wollen, sollen zur „Überbrückung der schwierigen Lage“ ein Jahresgehalt erhalten. Aus den Reihen von FDP und Grünen hagelt es dafür heftige Kritik. Mehr dazu lesen Sie hier. 

Taliban machen USA für Chaos am Kabuler Flughafen verantwortlich

Die radikalislamischen Taliban haben die US-Streitkräfte für die chaotischen Szenen am Kabuler Flughafen verantwortlich gemacht. „Amerika, mit all seiner Macht und seinen Möglichkeiten“, habe es nicht geschafft, „Ordnung auf dem Flughafen zu schaffen“, sagte der hochrangige Taliban-Beamte Amir Chan Mutaki am Sonntag. „Im ganzen Land herrscht Frieden und Ruhe, nur am Flughafen von Kabul herrscht Chaos“, fügte er hinzu.

Im Gedränge vor dem Flughafen in der afghanischen Hauptstadt kamen nach Angaben des britischen Verteidigungsministeriums vom Sonntag bereits sieben Afghanen ums Leben. Demnach versammelten sich erneut Tausende Menschen vor dem Flughafen, um das Land nach der Machtübernahme der Taliban zu verlassen. Ein Sprecher bezeichnete die Bedingungen vor Ort als „nach wie vor äußerst schwierig“.

In Afghanistan geht das Bargeld aus

Nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan geht den Menschen zunehmend das Bargeld aus. Einwohner Kabuls berichteten der Deutschen Presse-Agentur, die Geldautomaten in der Stadt seien praktisch leer. Banken und auch der Geldwechslermarkt seien seit einer Woche geschlossen. „Alle in der Stadt beschweren sich mittlerweile, dass sie kein Geld abheben können“, sagte ein Bewohner.

Ein Mann sagte dem lokalen TV-Sender ToloNews, seine Bank habe zudem eine Obergrenze für Abhebungen eingeführt. Wenn denn ein Geldautomat doch noch befüllt sei, könne man nur 10.000 Afghani (rund 100 Euro) abheben. Viele drücke die Sorge, dass sie angesichts der aktuellen Krise überhaupt nicht mehr an ihr Geld kommen.

Auf der Facebook-Seite des Finanzministeriums hieß es in der Nacht zu Sonntag, die Zentralbank, private Banken und andere Finanzinstitutionen nähmen bald wieder ihren Betrieb auf. Gleichzeitig wurde das „technische Personal“ des Ministeriums aufgerufen, zur Arbeit zurückzukehren. Andere Ministeriumsmitarbeiter sollten eine Entscheidung der Finanzkommission der Taliban abwarten. Es hieß zudem, alle zivilen Staatsangestellten würden ab dem Beginn der „neuen islamischen Regierung“ wieder wie früher bezahlt werden.

Bericht: Deutsche Botschaft in Kabul beschloss Evakuierung auf eigene Faust

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan sollen die Verantwortlichen der deutschen Botschaft in Kabul ihre Evakuierung einem Medienbericht zufolge auf eigene Faust eingeleitet haben. Wie die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf mehrere mit den Vorgängen vertraute Menschen berichtete, habe die Bundesregierung Warnungen vor Ort zunächst nicht ernst genug genommen.

Der Entschluss zur Evakuierung wurde der Zeitung zufolge am vergangenen Sonntag um kurz vor 12.30 Uhr (Ortszeit) eigenständig in Kabul gefasst. Wenig später sei die Evakuierung angeordnet worden – auf eigene Faust. Erst danach habe der Vize-Botschafter eine E-Mail mit der Bitte um Freigabe ans Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amts geschickt.

Das Auswärtige Amt sagte der „Welt am Sonntag“ hingegen, man habe immer einvernehmlich mit der Botschaft gehandelt. Über das Wochenende habe man in „engstem Kontakt“ über die Evakuierungsvorbereitungen gestanden. Am Freitag sei auch die Einschätzung der Botschaft so gewesen, dass zwar die Sicherheit nicht mittel- oder langfristig zu gewährleisten sei, kurzfristig aber schon.

Während die Vorbereitungen zur Evakuierung bereits liefen, seien die „Zeitlinien dafür am Samstag durch die rapide Verschlechterung der Lage immer kürzer“ geworden. Als die Botschaft am Sonntag um die sofortige Evakuierung gebeten habe, habe man „unverzüglich grünes Licht“ gegeben.

Britische Regierung will Rettungsflüge auch nach dem 31. August

Die britische Regierung setzt sich dafür ein, die Rettungsmission aus Afghanistan über den 31. August hinaus zu verlängern. „Vielleicht dürfen die Amerikaner länger bleiben, dann werden sie unsere volle Unterstützung haben, wenn sie das tun“, schrieb der Verteidigungsminister Ben Wallace am Sonntag in einem Gastbeitrag in der „Mail on Sunday“.

US-Präsident Joe Biden hatte bislang das Ziel ausgegeben, die Evakuierungen bis Ende des Monats abzuschließen und sich bislang nicht auf eine Verlängerung festlegen wollen. Die britische „Times“ hatte bereits am Samstag unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, dass London sich in Washington dafür stark machen will, den Einsatz auszuweiten.

Britische Regierung: Sieben Menschen im Gedränge in Kabul gestorben

In Kabul sind im Gedränge rund um den Flughafen nach Angaben der britischen Regierung sieben Menschen ums Leben gekommen. „Unsere Gedanken sind bei den Familien von sieben afghanischen Zivilisten, die tragischerweise in der Menge in Kabul gestorben sind“, hieß es am Sonntag in einem Statement des Verteidigungsministeriums.

Zuvor hatte bereits ein Korrespondent des britischen Senders Sky News von chaotischen Szenen vor den Toren des Flughafens berichtet, bei denen Menschen am Samstag „gequetscht“ worden seien. Viele seien dehydriert und verzweifelt gewesen. Seinem Bericht zufolge konnten Sanitäter bei mehreren Menschen keine Lebenszeichen mehr feststellen, woraufhin diese in weiße Tücher gehüllt wurden.

Humanitäre Helfer wollen Afghanistan mehrheitlich nicht verlassen

Der Großteil der humanitären Helfer will seine Arbeit in Afghanistan auch nach der Machtübernahme der Taliban fortsetzen. Alle Organisationen der Vereinten Nationen (UN), wie etwa das Flüchtlingshilfswerk (UNHCR), wollen nach Informationen der „Welt am Sonntag“ weiter in dem krisengebeutelten Land bleiben. Nach Angaben des UN-Informationsbüros in Genf handle es sich dabei um etwa 300 ausländische und rund 3000 einheimische Mitarbeiter. „In vielen Provinzen wurden wir von den Taliban gebeten, dass wir bleiben und unsere nachweislich erfolgreiche Arbeit für Kinder fortsetzen“, so das Kinderhilfswerk Unicef gegenüber der Zeitung.

Laut Einschätzung des UN-Büros in Kabul in dem „WamS“-Bericht wollen auch die meisten der über 150 nichtstaatlichen Hilfsorganisationen (NGOs) vor Ort bleiben. Dies betreffe mehrere Tausend Mitarbeiter. 

Nach Angaben von Unicef würden – unabhängig von den politischen Entwicklungen – bereits fast zehn Millionen Mädchen und Jungen in Afghanistan humanitäre Hilfe benötigen.

Kanzler Kurz gegen Aufnahme von Flüchtlingen

Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz ist gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan in seinem Land. Dazu werde es in seiner Amtszeit nicht kommen, sagt er dem TV-Sender Puls 24. Österreich habe bereits früher einen unverhältnismäßig großen Beitrag zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan geleistet. In einer Statistik des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR werden Österreich mehr als 40.000 afghanische Flüchtlinge zugerechnet. Das ist die zweithöchste Zahl in Europa nach Deutschland mit 148.000. Kurz fordert laut vorab veröffentlichten Interview-Auszügen, dass die aus Afghanistan fliehenden Menschen in der Region bleiben sollten. So hätten Turkmenistan und Usbekistan bislang nur ganz wenige aufgenommen.

Augenzeugen – Taliban kontrollieren Zugang zum Flughafen

Augenzeugen berichten, die Taliban hätten eine Art Ordnung rund um den Flughafen von Kabul hergestellt. Sie verhinderten Menschenansammlungen rund um den Flughafen und sorgten für ordentliche Warteschlangen außerhalb der Flughafentore. Am frühen Sonntagmorgen gebe es schon lange Menschenschlangen, aber kein Durcheinander oder Gewalt. Seit dem vergangenen Sonntag sind nach Aussagen von NATO-Offiziellen und der Taliban am Flughafen 12 Menschen erschossen oder zu Tode getrampelt worden.

USA wollen Fluglinien verpflichten

Die US-Regierung warnt amerikanische Fluglinien, sie könnten angewiesen werden, sich an der Evakuierung der Flüchtenden aus Afghanistan zu beteiligen. Zwei Offizielle, die anonym bleiben wollten, sagten Reuters am Samstag, man habe den Fluglinien am Freitag eine Warnung geschickt. Die Maschinen der Fluglinien würden jedoch nicht nach Afghanistan fliegen, sondern die Evakuierten von Stützpunkten im Nahen Osten und in Deutschland abholen.

Bundeswehr hat mehr als 2.100 Menschen evakuiert

Die Bundeswehr hat mittlerweile mehr als 2.130 Menschen aus Kabul evakuiert. Insgesamt seien bislang 2.134 schutzbedürftige Personen von der Bundeswehr aus Afghanistan ausgeflogen worden, twitterte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am späten Samstagabend. Zuvor war ein in Kabul gestarteter Militärmaschine vom Typ A400M mit 20 Menschen an Bord in usbekischen Hauptstadt Taschkent gelandet. Mehrere Militärtransporter der Bundeswehr pendeln zwischen Kabul und Taschkent, von wo aus die Evakuierten ihren Weiterflug nach Deutschland antreten sollen. Die USA haben nach eigenen Angaben seit dem 14. August mehr als 17.000 Personen evakuiert. Australien fliegt in der Nacht zum Sonntag mehr als 300 Personen aus Kabul aus. Darunter seien nicht nur Australier und Afghanen mit Visa, sondern auch Neuseeländer, Amerikaner und Briten, sagte Premierminister Scott Morrison im Fernsehen. Am Sonntagmorgen verließ ein Airbus der spanischen Luftwaffe Kabul, Angaben über die Anzahl an Personen an Bord gab es zunächst nicht.

EU beschwert sich bei USA über Sicherheitsvorkehrungen

Laut dem EU-Außenbeauftragten Josep Borrell hat sich die EU bei den USA über die strengen Sicherheitsvorkehrungen „beschwert“. Afghanische Ortskräfte der EU, die das Land verlassen wollen, hätten Schwierigkeiten auf das Flughafengelände zu gelangen. Er machte die strengen Sicherheitsvorkehrungen des US-Militärs am Kabuler Flughafen mitverantwortlich für die dramatische Situation.

Borrell sagte weiter, er halte es für unmöglich, bis Ende August alle Ortskräfte der USA und anderer Nato-Staaten aus Afghanistan auszufliegen. „Das ist mathematisch unmöglich“, sagte Borrel am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. 

Video: Transporter wirft Leuchtraketen ab

Ein Video, das vom amerikanischen Fernsehsender CBS ausgestrahlt wurde, zeigt ein startendes Truppenflugzeug am Flughafen Kabul. Kurz nach dem Start wirft es Leuchtraketen ab. Diese werden von Militärflugzeugen eigentlich genutzt, um Raketen von Angreifern abzulenken. Es war unklar, ob es sich um eine Vorsichtsmaßnahme handelt. Auf dem kurzen Video waren keine Angriffe zu sehen, die Maschine flog normal weiter.

US-Streitkräfte: Eingangstore am Flughafen Kabul sind geöffnet

Bei der Evakuierungsmission fertigen die US-Streitkräfte am Flughafen Kabul an den verschiedenen Eingängen nach eigenen Angaben weiterhin Menschen ab. Eingangstore seien in den vergangenen 24 Stunden nur kurzfristig geschlossen worden, damit „die richtigen Leute“ passieren konnten, sagte US-Generalmajor William Taylor. Nicht erklären konnten Taylor und Pentagon-Sprecher John Kirby, warum die US-Botschaft in Kabul US-Bürgern am Samstag geraten hatte, nicht zum Flughafen zu fahren. Kirby verwies aber darauf, dass die Lage rund um den Flughafen nicht stabil sei und sich ständig ändere.

Tausende Menschen demonstrieren in London gegen Taliban

Tausende Menschen sind in London auf die Straßen gegangen, um gegen die Machtübernahme der Taliban zu protestieren. Die Menschen zogen bei Regen durch das britische Regierungsviertel und an der Downing Street vorbei, wo die Regierung von Premierminister Boris Johnson ihren Sitz hat. Auf Schildern stand „Nein zu den Taliban“, „Frieden in Afghanistan“ und „Schützt die afghanischen Frauen“.

Merkel spricht mit Erdoğan über Afghanistan

„Die Bundeskanzlerin und Präsident Erdoğan waren sich einig, dass die Evakuierung schutzbedürftiger Menschen aus Afghanistan weiterhin höchste Priorität hat“, teilte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer nach dem Gespräch zwischen Merkel und Erdoğan mit. Sie haben demnach zudem eine enge Zusammenarbeit vereinbart bei der Unterstützung der Arbeit internationaler Organisationen in Afghanistan und seinen Nachbarstaaten – insbesondere des UN-Flüchtlingshilfswerks.

Bericht: Krisenstab der Bundesregierung tagt

Wie der „Spiegel“-Journalist Matthias Gebauer auf Twitter berichtet, tagt derzeit der Krisenstab der Bundesregierung. Beraten wird demnach, wie Staatsbürger und Ortskräfte an den Flughafen gebracht werden könnten.  

Botschaft warnt vor „bewaffneten Auseinandersetzungen“ am Flughafen 

Die deutsche Botschaft in Kabul hat dazu aufgerufen, zu Hause oder an einem geschützten Ort zu bleiben. „Das North Gate ist bis auf weiteres geschlossen“, hieß es in einem Landsleutebrief, der am Samstagabend (Ortszeit) verschickt wurde. Die Lage am Flughafen sei weiter unübersichtlich, es komme „immer häufiger zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates“. Es seien zwar weiterhin Evakuierungsflüge der Bundeswehr geplant. Weil aber nicht vorhersehbar sei, wie sich die Lage entwickele, könne nicht garantiert werden, dass diese auch wirklich stattfinden, heißt es in dem Brief. 

Taliban-Gegner sprechen von Eroberungen

Im Norden Afghanistans haben Taliban-Gegner nach eigenen Angaben das von ihnen kontrollierte Gebiet ausgedehnt. Verteidigungsminister Bismillah Mohammadi, der sich mit Teilen der Regierungstruppen in das Pandschir-Tal zurückgezogen hat, twittert, drei nahe gelegene Bezirke seien von den auf seiner Seite stehenden Kräften eingenommen worden. „Der Widerstand lebt noch“, schreibt er auf Twitter. 

Bundeswehr fliegt 205 Menschen aus 

Um 17.15 Uhr deutscher Zeit ist ein deutsches Evakuierungsflugzeug in Kabul gestartet. An Bord seien 205 schutzbedürftige Personen, wie die Bundeswehr mitteilte. Die Maschine steuert nun Tashkent in Usbekistan an. Die USA haben nach eigenen Angaben in den vergangenen 24 Stunden 3.800 Menschen ausgeflogen.  

Situation am Kabuler Flughafen spitzt sich gefährlich zu

Bei ihren Rettungsaktionen in Afghanistan sehen sich Deutschland und andere Nato-Staaten mit einer sich gefährlich zuspitzenden Sicherheitslage am Kabuler Flughafen konfrontiert. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Eberhard Zorn, sprach am Samstag von einer „schwierigen“ und „dynamischen“ Situation insbesondere vor den Toren des Airports. Es gebe deshalb immer wieder Gate-Schließungen. 

USA: Staatsbürger sollen Flughafen Kabul meiden

Die US-Botschaft hat amerikanische Staatsbürger dazu aufgerufen, den Flughafen Kabul zu meiden. Aufgrund möglicher Sicherheitsbedrohungen rund um die Eingänge rate man US-Bürgern, nicht zum Flughafen zu fahren und die Gates zu meiden, heißt es in einer Mitteilung der Botschaft am Samstag.

Ausnahme sei, wenn der Bürger oder die Bürgerin eine individuelle Anweisung von einem Vertreter der US-Regierung erhalten habe. Erst vor zwei Tagen hatte die Botschaft in einer Aussendung mitgeteilt, US-Bürger sollten zum Flughafen kommen, wenn sie es selbst für sicher hielten. Sie sollten versuchen, an jedem geöffneten Gate den Flughafen zu betreten.

Mehr als tausend Menschen aus Afghanistan in Ramstein gelandet

Auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein in Rheinland-Pfalz sind hunderte Menschen mit Rettungsflügen aus Afghanistan angekommen. Wie eine Sprecherin des Stützpunkts am Samstag sagte, seien Stand 11.15 Uhr insgesamt elf Maschinen mit rund 1.150 Menschen an Bord gelandet. Die Menschen würden in Hangars und Zelten untergebracht und medizinisch versorgt.

In Ramstein sollen die Evakuierten auf ihre „Weiterführung“ in die USA warten. Das könne aber „ein paar Tage dauern“. Am Freitag hatten Deutschland und die USA vereinbart, dass Ramstein als Drehscheibe für Evakuierungen aus der afghanischen Hauptstadt genutzt werden soll, um die Drehscheibe in Katar zu entlasten. 

Ausgeflogene Afghanen erhalten in Deutschland 90-Tage-Visum

In Deutschland sollen ausgeflogene Afghanen, die noch keine Aufenthaltszusage hatten, vorerst ein Visum für 90 Tage erhalten, meldete der „Spiegel“. Ihr Status soll in dieser Zeit geklärt werden. Neben Ortskräften, die oft bereits auf Listen der Bundesregierung stehen, werden auch Frauen- oder Menschenrechtsaktivisten ausgeflogen. Die Linke forderte, auch Familienangehörige von bereits in Deutschland lebenden Afghanen aufzunehmen.

Laschet: Biden hat mich enttäuscht

CDU-Chef Armin Laschet: „Wir müssen einen Flughafen wie den in Kabul auch alleine sichern können.“ (Quelle: Christian Mang/Reuters)

Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hat sich enttäuscht geäußert über das Vorgehen von US-Präsident Joe Biden beim Abzug amerikanischer Soldaten aus Afghanistan. Einerseits bekenne der Präsident sich klar zur transatlantischen Partnerschaft, sagte der CDU-Vorsitzende der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Gerade deshalb hat mich seine Ankündigung am 14. April enttäuscht, den von Donald Trump angeordneten Afghanistan-Abzug eins zu eins umzusetzen, ohne die Verbündeten umfassend an dieser folgenreichen Entscheidung zu beteiligen.“

Aus Sicht Laschets folgt daraus für Deutschland und Europa, dass es zwar immer am besten sei, sich mit Amerika abzustimmen. Notfalls aber müsse die EU in der Lage sein, ohne die US-Partner zu handeln. „Wir müssen einen Flughafen wie den in Kabul auch alleine sichern können. Wir brauchen mehr Europa in der Außenpolitik.“ Auf dem Weg dorthin könnten Frankreich und Deutschland zusammen mit einer „Avantgarde“ von EU-Ländern vorausgehen.

Tausende belagern weiter Eingänge zu Kabuler Flughafen

In der afghanischen Hauptstadt Kabul belagern weiterhin Tausende Menschen die Eingänge zum Flughafen. Das berichtete ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur am Samstag. Die verängstigten Menschen hoffen allesamt auf auf einen Platz in einem Flugzeug, um nach der Machtübernahme der islamistischen Talibankämpfer aus dem Krisenstaat zu fliehen.

Der Augenzeuge hatte bereits den gesamten Freitag an einem Eingang verbracht. Als er am Samstagmorgen (Ortszeit) dorthin zurückkehrte, habe sich die Menschenmenge noch einmal verdoppelt. Es fielen weiter praktisch durchgehend Schüsse. Am nördlichen Eingang habe es zudem Lautsprecherdurchsagen gegeben, dass das Gate nun zwei Tage geschlossen sei, sagte die Person.

Ein zweiter Augenzeuge sagte der dpa, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten befänden sich dort. Er habe Schauspieler in der Menge gesehen, bekannte Fernsehpersönlichkeiten, Jugendliche, Frauen mit neugeborenen Babies oder Menschen im Rollstuhl.

In einem Schreiben der deutschen Botschaft in Kabul mit Informationen zu den Evakuierungsflügen hieß es in der Nacht zu Samstag, die Lage am Flughafen sei weiterhin äußerst unübersichtlich. Es komme immer häufiger zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates.

Taliban-Kämpfer in Kabul: Die Islamisten haben in Afghanistan die Macht übernommen. (Quelle: AP/dpa)

Taliban kündigen Rahmenplan für neue Regierung

Die Taliban wollen binnen Wochen ihre Vorstellungen präsentieren, wie das Land künftig regiert werden soll. Ein entsprechender Rahmenplan werde von Juristen, Geistlichen und Außenpolitik-Experten erarbeitet, sagt ein Taliban-Sprecher.

Nato-Vertreter: Zusammenstöße bei Evakuierung unbedingt vermeiden

Seit dem Einmarsch der Taliban in Kabul vor knapp einer Woche sind nach Nato-Angaben rund 12.000 ausländische Bürger und Afghanen, die für Botschaften und internationale Hilfsgruppen arbeiteten, außer Landes gebracht worden. „Der Evakuierungsprozess ist langsam, weil er risikoreich ist. Denn wir wollen in keiner Weise Zusammenstöße mit Taliban-Mitgliedern oder Zivilisten außerhalb des Flughafens“, sagt ein Nato-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will.

Flüchtlinge aus Afghanistan verlassen am Samstag eine Bundeswehrmaschine in Taschkent. (Quelle: Bundeswehr)

Hubschrauber der Bundeswehr einsatzbereit

Die beiden Hubschrauber vom Typ Airbus H145M sind laut Angaben der Bundeswehr in Kabul angekommen. Über Twitter teilte die Bundeswehr mit, dass die Hubschrauber nun zur Unterstützung der Evakuierung eingesetzt werden würden. Die USA hatten ihre deutschen Kollegen um Hilfe gebeten, weil sie selbst nur große Transport-Hubschrauber haben. Die deutschen Modelle sind klein und wendig und eigens für den Einsatz in Städte konzipiert worden. Damit können Menschen aus der Stadt und der Umgebung an den Kabuler Flughafen gebracht werden.

Weitere 172 Personen aus Kabul abgeflogen

Eine A400M Maschine der Bundeswehr ist um 21.49 Uhr deutscher Zeit aus Kabul abgeflogen. Sie hat 172 „schutzbedürftige“ Personen an Bord, wie die Bundeswehr auf Twitter mitteilte. Ziel ist auch bei diesem Flug zunächst einmal Taschkent in Usbekistan. Am Samstag um 2 Uhr hob eine weitere Maschine ab, diesmal mit sieben Menschen an Bord.

US-Soldaten bringen 169 Menschen auf Kabuler Flughafen-Gelände

US-Soldaten haben 169 Menschen außerhalb des Flughafens von Kabul geholfen, auf das Gelände zu kommen. Präsident Joe Biden erklärte am Freitag, dass es sich dabei um „169 Amerikaner“ gehandelt habe. Die Menschen hätten sich „sehr nah“ an der Absperrung zum Flughafen befunden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby. „In kurzer Zeit und über eine kurze Entfernung konnten einige unserer Truppen rausgehen und sie einsammeln und reinbringen“, sagte Kirby.

Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren allerdings völlig offen. Auf Nachfrage erklärte Sprecher Kirby, er könne nicht sagen, aus welchen Nationalitäten sich die Gruppe zusammengesetzt habe. Es sei weniger eine Rettungsaktion als eine Unterstützungsmission gewesen, so Kirby. Warum diese aber nötig war, blieb offen. Unklar war auch, wann genau sich der Vorfall ereignete und wie viele US-Soldaten beteiligt waren.

USA: Al Kaida in Afghanistan keine Gefahr

In Afghanistan halten sich zwar Anhänger des Terrornetzwerks Al Kaida und der Terrormiliz Islamischer Staat auf – sie stellen nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums derzeit aber keine Gefahr für die USA dar. „Es gibt keine Präsenz, die so bedeutend ist, dass sie eine Bedrohung für unser Land darstellt, wie es am 11. September vor 20 Jahren der Fall war“, sagte der Sprecher des Ministeriums, John Kirby am Freitag.

Die Zahl der Anhänger dort sei nicht „exorbitant“ hoch – genaue Angaben dazu könne er aber nicht machen. „Es ist nicht so, dass sie einen Mitgliedsausweis bei sich tragen und sich irgendwo registrieren“, sagte Kirby. Außerdem sei die Möglichkeiten der USA, in Afghanistan nachrichtendienstliche Informationen zu bekommen, nicht mehr so gut wie früher.

Zweiter Deutscher auf dem Weg zum Flughafen verletzt

In der Nähe des Flughafens Kabul in Afghanistan ist ein weiterer Deutscher verletzt worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus dem Auswärtigen Amt. Es soll eine leichte Verletzung sein. Ob es sich um eine Schussverletzung handelt, blieb zunächst unklar.

Bereits zuvor war bekannt geworden, dass ein anderer Deutscher auf dem Weg zum Flughafen angeschossen wurde. Einer der beiden Verletzten wurde bereits ins usbekische Taschkent ausgeflogen. Der andere ist transportfähig, hält sich aber weiterhin in Kabul auf.

Bericht: Deutsche Spezialeinheiten auf Rettungsmission in Kabul

Einem Bericht zufolge haben bereits jetzt deutsche Spezialkräfte das Flughafen-Gelände verlassen, um Menschen in Kabul einzusammeln. Das berichtet die britische „Daily Mail“. Es wäre ein heikler Einsatz: Die Soldaten müssen sich dafür in das von den Taliban kontrollierte Gebiet begeben. Auch britische und französische Einheiten sind dem Bericht zufolge in Kabul unterwegs. Eine Bestätigung von Seiten der Bundeswehr gibt es dafür nicht.

Verzweiflung am Flughafen in Kabul wächst

Am Flughafen in Kabul nahmen zuletzt Chaos und Verzweiflung zu. Tausende Afghanen hoffen immer noch auf eine Gelegenheit, sich nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit westlichen Flügen in Sicherheit zu bringen. Die CNN-Reporterin Clarissa Ward berichtet von vor Ort, Soldaten am Flughafen berichten ihr von 10.000 wartenden Menschen. 

Die Nerven liegen bei vielen Menschen auch deshalb blank, weil der Zeitdruck wächst: Die USA wollen eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abschließen. Und die Evakuierungsflüge aus Kabul hängen vom Schutz durch die mehreren Tausend US-Soldaten ab, die die Biden-Regierung nach der Machtübernahme der Taliban nach Kabul geschickt hatte.

Menschenrechtsorganisation: Berichte über „standrechtliche Hinrichtungen“

Der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) liegen nach eigenen Angaben Berichte über „standrechtliche Hinrichtungen“ durch die Taliban in Afghanistan vor. Bei den mutmaßlichen Opfern handele es sich um frühere afghanische Regierungsmitarbeiter und Sicherheitskräfte, sagte die Vizedirektorin für HRW in Asien, Patricia Gossman, am Freitag in einer Online-Schalte mit Journalisten.Viele dieser Vorfälle fänden demnach außerhalb der Hauptstadt Kabul in den afghanischen Provinzen statt.

Die Vorsitzende der Unabhängigen Afghanischen Menschenrechtskommission, Schaharsad Akbar, kritisierte das Chaos bei der Evakuierung von gefährdeten Afghanen. Es sei extrem schwierig, zum Flughafen in Kabul zu gelangen, sagte sie. Dort wiederum gebe es zu wenig Koordination zwischen den Nationen, die Menschen ausflögen, und denjenigen, die den Flughafen schützten. Ihre Organisation habe 90 hoch gefährdete Mitarbeiter identifiziert. 20 davon hätten Zusagen für Evakuierungsflüge bekommen. Und dennoch: „Wir waren nicht in der Lage, auch nur eine einzige Person zu evakuieren.“

Biden: US-Evakuierungsflüge aus Kabul gehen nach Pause weiter

US-Präsident Joe Biden hat eine Fortsetzung der US-Evakuierungsflüge aus Kabul angekündigt, nachdem diese vorübergehend gestoppt gewesen seien. Die Flüge seien für ein paar Stunden unterbrochen worden, um die Ankunft von Ausreisenden abzuwickeln, sagte Biden. Der zuständige Kommandeur habe aber bereits angewiesen, die Flüge nun wieder fortzusetzen.

Er kündogte zudem an, dass die USA prüfen werden, ob sie Soldaten einsetzen, um die Menschen für die Evakuierung zum Flughafen zu bringen. Biden sagte, seit dem Start der Evakuierungsmission vor etwa einer Woche hätten die USA rund 13.000 Menschen ausgeflogen. Allein am Donnerstag seien es 5.700 gewesen.

Nato plant Aufnahmelager für ausgeflogene afghanische Helfer

Die Nato plant die Einrichtung von Aufnahmelagern für ausgeflogene afghanische Helfer. „Wir diskutieren unterschiedliche Orte für die vorübergehende Unterbringung von Afghanen“, sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg am Freitag nach Beratungen der Außenminister der Bündnisstaaten. Mehrere Alliierte hätten zudem bereits ihre Bereitschaft signalisiert, auch längerfristig frühere afghanische Helfer der Nato aufzunehmen.

Briten wollen notfalls mit Taliban zusammenarbeiten

Die britische Regierung will bei den Evakuierungen am Kabuler Flughafen notfalls auch auf eine Zusammenarbeit mit den Taliban setzen. Für eine politische und diplomatische Lösung werde man dies bei Bedarf tun, sagt Premierminister Boris Johnson. Derzeit verbessere sich die Lage etwas. Zugleich verteidigt er Außenminister Dominic Raab, der wegen der chaotischen Situation nach der Machtübernahme der Islamisten in Afghanistan massiv in die Kritik geraten ist. 

Maas: USA nutzen Air Base Ramstein für Evakuierung aus Afghanistan

Die USA nutzen auch ihren riesigen Militärstützpunkt im pfälzischen Ramstein als Drehkreuz für die Evakuierung von Schutzsuchenden aus Afghanistan. Das habe die Bundesregierung mit den USA vereinbart, teilte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Freitag in Berlin mit. Die Air Base werde „temporär für den Transit von schutzsuchenden Personen aus Afghanistan in die USA genutzt“.

„Wir sind uns mit allen Partnern vor Ort einig, dass kein Platz auf unseren Flugzeugen leer bleiben soll“, sagte Maas einer Mitteilung zufolge. „In Zukunft werden daher neben den Fliegern der Bundeswehr auch auf US-Flügen nach Ramstein Deutsche oder von uns benannte Personen evakuiert werden.

Griechenland sichert Ostgrenze gegen mögliche Flüchtlinge

Die griechischen Streitkräfte und die Polizei wollen mögliche Geflüchtete aus Afghanistan an den Grenzen des Landes zur Türkei stoppen. Dies sagte am Freitag der griechische Minister für Bürgerschutz Michalis Chrysochoidis im Staatsfernsehen. „Unser Beschluss ist, unsere Grenzen zu schützen und zu sichern“, sagte er nach einer Inspektion der Grenzregion mit der Türkei am Fluss Evros.

Die Grenze ist zugleich eine Außengrenze der EU. Griechenland hat in den vergangenen Monaten – neben einem bereits vorhandenen elf Kilometer langen Zaun – an seichten Stellen des Evros weitere 27 Kilometer Zaun aus Stahl und Zement gebaut. Zudem wird der Grenzfluss mit Thermalkameras, Drohnen und einem Luftschiff der EU-Grenzschutzagentur Frontex überwacht. Patrouillen von Frontex und der griechischen Sicherheitskräfte kontrollieren diese Region. Auch die Seegrenzen zwischen der türkischen Ägäisküste und den griechischen Inseln werden überwacht.

Zeitdruck am Flughafen von Kabul wächst

Angesichts eines wachsenden Zeitdrucks werden Chaos, Gewalt und Verzweiflung rund um den Flughafen von Afghanistans Hauptstadt Kabul immer größer. Tausende Afghanen hoffen immer noch auf eine Gelegenheit, sich nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban mit westlichen Flügen in Sicherheit zu bringen. Trotz aller Gefahren hielt der Ansturm von Menschen, die auf das Flughafengelände gelangen wollen, den fünften Tag in Folge an.

Die Nerven liegen bei vielen Menschen auch deshalb blank, weil der Zeitdruck wächst: Die USA wollen eigentlich bis zum 31. August den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan abschließen. Vom Schutz durch die derzeit 5.200 US-Soldatinnen und -Soldaten hängen aber die Evakuierungseinsätze anderer Streitkräfte wie beispielsweise der Bundeswehr ab. Auch die niederländische Außenministerin Sigrid Kaag sagte am Freitag: „Wir sind total von ihnen (US-Streitkräften) abhängig.“ Rund 700 Niederländer müssten noch schnell evakuiert werden.

Spektakulärer US-Evakuierungsflug: An Bord waren 823 Menschen 

Das Foto des Laderaums voller Menschen ist um die Welt gegangen: Die spektakuläre Evakuierung aus Kabul mit einem US-Transportflugzeug brachte nach Angaben der Crew am Sonntag nicht wie ursprünglich angegeben rund 640 Menschen in Sicherheit, sondern mehr als 800. „Wir waren da, um Hoffnung und Freiheit zu bringen“, sagte Teamleiter Oberstleutnant Eric Kut, am Freitag dem Sender CNN.

Es sei in dem Moment nicht um Vorschriften gegangen, sondern darum, Frauen und Kinder in Sicherheit zu bringen und Leben zu retten. „Dafür sind wir trainiert“, sagte er. Der für die Ladung zuständige Soldat Justin Triola erklärte, es seien 823 Passagiere gewesen. „Sie waren definitiv besorgt, aus dem Gebiet rauszukommen, und wir waren froh, sie mitzunehmen. Und sie waren definitiv froh, sobald wir in der Luft waren“, sagte er.

Bericht: Bundeswehr verlegt zwei Hubschrauber nach Kabul

Die Bundeswehr will für die Evakuierung von Deutschen und Ortskräften aus Afghanistan nach einem „Spiegel“-Bericht zwei Hubschrauber in die Hauptstadt Kabul verlegen. Die beiden Helikopter des Kommandos Spezialkräfte (KSK) sollten zur Rettung von Schutzsuchenden aus der Luft eingesetzt werden, schreibt das Magazin. Die Hubschrauber seien eigentlich auf die Befreiung von Geiseln ausgerichtet, sehr beweglich und könnten selbst in eng bebauten Städten landen. Bei den Hubschraubern handelt es sich um Maschinen des Typs H-145M mit insgesamt 13 Soldaten. Sie sind Spezialkräften zugeordnet und wurden von den USA angefordert.

Mit den Helikoptern könnten KSK-Soldaten in den nächsten Tagen kleine Gruppen aus Kabul oder anderen von den Taliban kontrollierten Zonen an den schwer zugänglichen Flughafen bringen, berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf Bundeswehrkreise. Bisher ist die Bundeswehr nur innerhalb des Flughafens Kabul im Einsatz, der von US-Truppen abgesichert wird. Von dort aus wurden mit deutschen Militärmaschinen seit Montag mehr als 1.600 Menschen ausgeflogen.

Andere Länder wie die USA und Frankreich haben in Kabul jetzt schon Hubschrauber im Einsatz, um Schutzbedürftige zum Flughafen zu bringen. 

Ortskräfte: „Erschöpft und hungrig – aber zufrieden“

59 Ortskräfte mit Angehörigen aus Afghanistan sind am frühen Freitagmorgen in der Brandenburger Erstaufnahme in Doberlug-Kirchhain (Elbe-Elster) eingetroffen. „Sie waren erschöpft und hungrig – aber zufrieden und in einem guten gesundheitlichen Zustand“, berichtete der Leiter der Einrichtung, Sebastian Berg. Die Flüchtlinge seien zunächst mit Essen und Kleidung versorgt worden und hätten sich dann in ihre Zimmer zurückziehen können. Die Menschen kamen um 4.27 Uhr an.

„Die Menschen haben eine extrem lange Reise, psychisch unter starkem Druck hinter sich“, sagte Innenstaatssekretär Markus Grünewald. Daher müssten sie zunächst zur Ruhe kommen. Ab kommenden Dienstag könnten die Menschen dann auch in andere Bundesländer verteilt werden. Dabei würden mögliche Zusammenführungen von Familien berücksichtigt, so Grünewald.

Evakuierungsflug mit Menschen aus Afghanistan in Hannover gelandet

Ein Evakuierungsflug der Luftwaffe mit Geretteten aus Afghanistan ist am Freitag in Hannover gelandet. An Bord waren nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums 158 afghanische Ortskräfte und Familienangehörige. Dazu zählten etwa 30 bis 40 Kinder und Jugendliche, von denen 20 unbegleitet seien. Die unbegleiteten Kinder und Jugendlichen sollten vom Landesjugendamt betreut werden. Die übrigen Menschen aus Afghanistan würden in das Grenzdurchgangslager Friedland gebracht.

Außerdem kamen 32 EU-Bürger mit der Militärmaschine vom Typ Airbus A310-MRTT in Hannover an. Ein weiteres Flugzeug mit bis zu 250 Personen werde noch am Freitagabend in Hannover erwartet, sagte eine Ministeriumssprecherin.

Der Airbus A310-MRTT war in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet. Damit flog die Bundeswehr erstmals selbst „Schutzpersonen“ aus Afghanistan nach Deutschland. Zuvor hatte es nur Pendelflüge der Bundeswehr zwischen der afghanischen Hauptstadt Kabul und Taschkent gegeben, von wo es dann mit Passagiermaschinen weiter nach Deutschland ging.

Deutscher auf dem Weg zum Flughafen Kabul angeschossen

Die Lage am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul ist chaotisch. Immer wieder kommt es zu Schusswechseln. Bei seinem Weg auf das Gelände hat ein Deutscher nun eine Schussverletzung erlitten. Mehr dazu lesen Sie hier.

Deutsche Hilfen sollen nicht über Taliban-Strukturen fließen

Deutschland wird seine zugesagten 100 Millionen Euro für sofortige humanitäre Hilfe für afghanischen Binnen-Flüchtlinge nach Angaben des Auswärtigen Amtes nur über internationale Hilfsorganisationen auszahlen. Die Hilfe werde nicht über staatliche afghanischen Stellen oder gar Taliban-Strukturen abfließen, betont ein Sprecher.

Erdoğan: Die Türkei ist nicht Flüchtlingslager Europas

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat Europa vor einer Abschottungspolitik gegenüber Flüchtenden gewarnt. Europa könne sich dem „Problem“ nicht entziehen, indem es seine Grenzen fest verschließe, sagte Erdogan am Donnerstagabend. „Wenn es das tut, verletzt Europa nicht nur internationales Recht, sondern dreht auch humanitären Werten den Rücken zu.“

Zur Rolle seines eigenen Landes sagte er: „Die Türkei hat nicht die Aufgabe, Verantwortung oder Verpflichtung, das Flüchtlingslager Europas zu sein.“ Die Türkei hat so viele Flüchtlinge aufgenommen wie kein anderes Land der Welt. Neben rund 3,6 Millionen Menschen aus Syrien leben dort bereits jetzt Hunderttausende weiterer Migranten, darunter auch Menschen aus Afghanistan. In der Hauptstadt Ankara kam es kürzlich zu Übergriffen auf Flüchtlinge aus Syrien, Wohnungen und Läden.

UN-Flüchtlingskommissar erwartet keine große Fluchtbewegung

UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi rechnet nicht mit einer unmittelbar bevorstehenden großen Fluchtbewegung von Menschen aus Afghanistan nach Europa. Das Ausmaß hänge davon ab, wie hart die radikalislamischen Taliban nach der Machtübernahme aufträten, sagte der Chef des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) der italienischen Zeitung „Corriere della Sera“ (Freitag). In erster Linie seien Länder in der Region betroffen: Pakistan, der Iran und vielleicht auch Tadschikistan. Wenn diese nicht stetige Hilfe bekämen, bestehe ein größeres „Risiko“ für Europa.

Menschenrechtsorganisation: „Gebot der Stunde ist: retten, wen man retten kann“

Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl hat eindringlich zur Aufnahme aller Schutzbedürftigen mit deutschen Bezügen aus Afghanistan aufgerufen. „Das Gebot der Stunde ist: retten, wen man retten kann“, sagte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt am Freitag. Er warf der Bundesregierung ein „kollektives Versagen“ bei der Politik im Zusammenhang mit Afghanistan vor.

Burkhardt kritisierte konkret, dass der Kreis der Aufnahmeberechtigten zu eng gefasst sei. Als Ortskräfte dürften nicht nur Menschen gelten, die direkt bei der Bundesregierung angestellt gewesen seien – auch solche, die über Subunternehmen für Deutschland tätig waren, müssten dazugehören.

Außerdem sei der Begriff der Kernfamilie zu eng definiert. Aktuell gelten als Kernfamilien nur Ehepaare sowie deren minderjährige Kinder. Der Pro-Asyl-Geschäftsführer wies jedoch darauf hin, dass in Deutschland bereits politisch Verfolgte aus Afghanistan lebten. Auch deren Angehörige sollten einreisen dürfen.

Außenminister Heiko Maas bei einer Pressekonferenz zur Lage in Afghanistan (Archivbild): Die Nachrichtendienste hätten falsche Einschätzungen voneinander übernommen. (Quelle: Markus Schreiber/AP/dpa)

Maas: Lageeinschätzung des BND war offensichtlich falsch

Der Bundesnachrichtendienst trägt Außenminister Heiko Maas zufolge eine erhebliche Mitverantwortung für die jüngsten Probleme beim Afghanistan-Einsatz. „Der BND hat offensichtlich eine falsche Lageeinschätzung vorgenommen, so wie andere Dienste auch“, sagt Maas dem „Spiegel“ einem Vorabbericht zufolge.

Die Entscheidungen, die aufgrund fehlerhafter Berichte getroffen worden seien, seien nach bestem Wissen und Gewissen gefallen, im Ergebnis aber falsch gewesen. Die Dienste hätten falsche Einschätzungen voneinander übernommen. Das könne nicht ohne Konsequenzen für die Arbeitsweise der deutschen Nachrichtendienste bleiben.

Deutschland sagt 100 Millionen Euro Soforthilfe für afghanische Geflüchtete zu

Die Bundesregierung stellt eine Soforthilfe in Höhe von 100 Millionen Euro für Geflüchtete aus Afghanistan bereit. „Mit dem Geld sollen internationale Hilfsorganisationen unterstützt werden, die die Menschen in den Nachbarländern unterstützen“, teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag mit.

Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban versuchen derzeit Zehntausende Menschen aus Afghanistan zu fliehen. Westliche Staaten arbeiten seit dem Einmarsch der Islamisten in Kabul mit Hochdruck daran, ihre Staatsbürger sowie afghanische Ortskräfte und Aktivisten in Sicherheit zu bringen.

Taliban töten Angehörigen eines DW-Journalisten

Die Taliban intensivieren laut einem UN-Bericht ihre Suche nach Afghanen, die mit den US- und Nato-Truppen kooperiert haben. Die radikalislamische Miliz führe „Prioritätenlisten“ von Menschen, die sie festnehmen wolle, hieß es in einem vertraulichen Dokument, das der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag vorlag. Besonders gefährdet seien diejenigen, die eine zentrale Rolle im afghanischen Militär, in der Polizei und im Geheimdienst gespielt haben.

Die Deutsche Welle (DW) berichtete am Donnerstag über einen Angriff auf die Familie eines DW-Journalisten. Einer seiner Verwandten sei dabei getötet und ein weiterer schwer verletzt worden. Der Journalist arbeite inzwischen in Deutschland.

Der tödliche Angriff belege die „akute Gefahr, in der sich alle unsere Mitarbeitenden und ihre Familien in Afghanistan befinden“, erklärte der Intendant des deutschen Auslandssenders, Peter Limbourg. „Die Taliban führen in Kabul und auch in den Provinzen offenbar schon eine organisierte Suche nach Journalisten durch. Die Zeit läuft uns davon!“

Laschet befürwortet Gespräche mit Taliban, um Menschen zu helfen

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet befürwortet diplomatische Gespräche mit den Taliban, um gefährdeten Menschen in Afghanistan zu helfen. „Die Kunst guter Außenpolitik besteht gerade darin, mit solchen Staaten zu Lösungen zu kommen, deren Ziele und Menschenbild unsere Gesellschaft zu Recht ablehnt“, sagte Laschet der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag). „Den Dialog mit den Taliban zu verweigern, würde den Menschen nicht helfen, die aus Afghanistan herauswollen“, sagte Laschet, der auch CDU-Chef ist.

Laschet sagte: „Wir müssen unsere Erwartung sehr deutlich machen, dass die Menschen, die für uns gearbeitet haben, in absehbarer Zeit ausreisen dürfen.“ Eine von ihm geführte Bundesregierung sähe es als ihre Pflicht an, all diejenigen aufzunehmen, die Deutschland beim Einsatz der letzten Jahre geholfen hätten. „Wir haben hier eine Schutzverantwortung. Auch über den heutigen Tag hinaus.“

Laschet sagte, es gebe sicher eine große Bereitschaft in Deutschland, die Menschen aufzunehmen, die Deutschen in Afghanistan geholfen hätten – und darüber hinaus auch besonders bedrohte Menschen. „Die Furcht vor den Taliban, vor deren Unterdrückung und Gewalt, kann, glaube ich, jeder nachvollziehen“, führte er aus. „Gleichzeitig gibt es aber auch den Wunsch nach einer geordneten Migration.“ Was sich nicht wiederholen dürfe, seien „unkontrollierte Zustände wie im Syrien-Konflikt“. 

Bundeswehr fliegt weitere 180 Personen aus Kabul aus

Die Bundeswehr hat inzwischen nach eigenen Angaben mehr als 1.460 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Am späten Donnerstagabend startete ein weiteres Transportflugzeug vom Typ A400M in Kabul in Richtung usbekisches Taschkent. An Bord der Maschine waren mehr als 180 Menschen, wie die Bundeswehr im Onlinedienst Twitter mitteilte. Ein weiterer A400M landete am späten Abend in Kabul.

Derweil traf ein drittes Flugzeug mit rund 200 aus Afghanistan ausgeflogenen Menschen in Frankreich ein. Beim Großteil der Passagiere handelte es sich um afghanische Staatsbürger, wie das Innenministerium in Paris am Donnerstagabend mitteilte.

Facebook will afghanische Nutzerkonten schützen

Facebook hat aus Sicherheitsgründen vorübergehend für Nutzerkonten in Afghanistan die Möglichkeit entfernt, Freundeslisten einzusehen oder zu durchsuchen. Wie der Leiter für Sicherheitspolitik des Unternehmens, Nathaniel Gleicher, über Twitter mitteilt, hat Facebook außerdem ein „Einmal-Klick-Tool“ für Nutzer in Afghanistan entwickelt, mit dem sie schnell ihre Konten sperren können. Das Unternehmen wolle auch afghanische Instagram-Konten schützen, so Gleicher.

US-Außenministerium: Rund 6.000 Menschen warten am Flughafen in Kabul

Am Flughafen Kabul warten nach Angaben des US-Außenministeriums inzwischen rund 6.000 Menschen, die alle Voraussetzungen für die Ausreise erfüllen und bald ausgeflogen werden dürften. „Ich kann bestätigen, dass sich derzeit 6.000 Personen am Flughafen befinden, die von unserem Konsularteam vollständig abgefertigt wurden und bald an Bord der Flugzeuge gehen werden“, sagte der Sprecher des Ministeriums, Ned Price am Donnerstag. Es handele sich um US-Amerikaner, Afghanen und Menschen aus anderen Staaten.

„Wir erwarten, dass heute Nacht etwa 20 Flüge starten werden“, sagte er weiter. Price zufolge hat es bisher nur Berichte von einer Hand voll US-Amerikaner gegeben, die es nicht zum Flughafen geschafft hätten. Rund um den Flughafen herrscht Chaos. Viele Menschen berichteten, dass es kein Durchkommen gebe.

Dritte Bundeswehr-Maschine nach Kabul gestartet

Am Donnerstag ist gegen 20.30 Uhr eine das dritte Flugzeug in Richtung Kabul gestartet und um 21.55 Uhr gelandet, wie die Bundeswehr mitteilte. Ein weiteres Flugzeug sei bereits auf dem Weg nach Kabul.

Zweiter Bundeswehr-Flieger am Donnerstag fliegt 150 Menschen aus

Mit dem zweiten Evakuierungsflug der Bundeswehr am Donnerstag werden 150 Menschen ausgeflogen. Die Maschine startete um 18.42 Uhr deutscher Zeit in Kabul und fliegt nun in die usbekische Hauptstadt Tashkent, wie die Bundeswehr auf Twitter berichtet.

Katar will Hunderte afghanische Zivilisten ausfliegen

Katar will nach eigenen Angaben Hunderte afghanische Zivilisten aus ihrem Heimatland ausfliegen. Darunter seien Diplomaten, Mitarbeiter internationaler Organisationen, Journalisten und Studentinnen, teilte die Regierung in Doha am Donnerstag mit. Nach Angaben der katarischen Botschaft in Berlin brachte die Luftwaffe des Landes auch drei Deutsche in das Emirat am Golf.

Trump: USA sollten frühere Stützpunkte in Afghanistan bombardieren

Das US-Militär sollte nach Ansicht des ehemaligen Präsidenten Donald Trump seine früheren Stützpunkte in Afghanistan in Grund und Boden bombardieren. Zunächst sollten alle US-Bürger und alle Ausrüstung außer Landes gebracht werden, erklärte Trump am Donnerstag. „Dann bombardiert man die Stützpunkte in Bruchstücke.“ Damit gäbe es „kein Chaos, keine Toten“, und die Afghanen „wüssten nicht mal, dass wir weg sind“, behauptete Trump.

Möglicherweise noch Hunderte Deutsche in Afghanistan

Die Bundeswehr hat inzwischen 244 deutsche Staatsbürger aus Afghanistan evakuiert – weit mehr als ursprünglich erwartet. Und immer noch könnten sich mehrere hundert im Land aufhalten. Auf der Krisenliste des Auswärtigen Amts hat sich inzwischen „eine mittlere dreistellige Zahl“ Deutscher registriert, wie die Deutsche Presse-Agentur aus dem Ministerium erfuhr.

Ursprünglich waren es knapp 100. Viele haben sich wegen der dramatischen Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der Taliban nachgemeldet. Die Zahlen ändern sich ständig. Nicht berücksichtigt sind die 40 Botschaftsmitarbeiter, die mit einer US-Maschine bereits in der Nacht zu Montag nach Katar ausgeflogen wurden.

Strobl: Große Bereitschaft zur Aufnahme afghanischer Ortskräfte

Die Bundesländer wollen den Bund nach Angaben des Vorsitzenden der Innenministerkonferenz, Thomas Strobl (CDU), bei der Aufnahme afghanischer Ortskräfte unterstützen. „In den Ländern gibt es die große Bereitschaft, sich dieser Menschen dann anzunehmen“, sagte der baden-württembergische Ressortchef der Deutschen Presse-Agentur in Berlin auf Anfrage. Auch die deutschen Staatsbürgerinnen und Staatsbürger müssten nun schnellstens aus Afghanistan evakuiert werden. Hier gebe es Konsens mit dem Bund, was die aktuelle Lage in Afghanistan betreffe.

G7-Außenminister fordern gemeinsames Vorgehen

Die Außenminister der sieben führenden Industriestaaten (G7) fordern nach einem virtuellen Treffen ein gemeinsames Vorgehen der Staatengemeinschaft zu Afghanistan. Es müsse eine weitere Eskalation verhindert werden, heißt es in einer Erklärung, die der britische Außenminister Dominic Raab herausgibt. Zu den G7 gehören neben Großbritannien auch Deutschland, die USA, Italien, Frankreich, Kanada und Japan. Die G7-Außenminister forderten zudem von den Taliban, die Sicherheit ausreisewilliger Menschen – egal ob Ausländer oder Afghanen – zu garantieren.

F-18-Kampfjets fliegen Überwachungsflüge über Kabul

Zur Absicherung der Evakuierungsmission in Kabul fliegen die US-Streitkräfte nach eigenen Angaben Überwachungsflüge mit Kampfjets über der afghanischen Hauptstadt. Generalmajor William Taylor sagte am Donnerstag im US-Verteidigungsministerium, es handele sich um bewaffnete F-18-Kampfjets des Flugzeugträgerverbundes Ronald Reagan. Man habe ein „wachsames Auge“ auf die Lage, die permanent bewertet werde, um die Sicherheit von Amerikanern zu schützen. Pentagon-Sprecher John Kirby sagte, es handele sich nicht um Tiefflüge. Er betonte, die US-Truppen hätten das Recht, sich, andere Amerikaner und ihre Operationen zu verteidigen.

F-18-Kampfjets (Archivbild): Die USA überwachen nun die Lage in Kabul aus der Luft. (Quelle: imagebroker/imago images)

Bundeswehr fliegt 230 Menschen aus – weitere Maschine bereits in Kabul

Die Bundeswehr hat am Nachmittag weitere 230 Menschen aus Kabul ausgeflogen und ist mittlerweile wieder in Usbekistan gelandet, hier es via Twitter. Demnach sei nach dem abheben des Flugzeugs bereits die nächste A400M in Kabul.

1.500 Afghanen ins Nachbarland Usbekistan geflohen

Rund 1.500 afghanische Staatsbürger sind seit der Machtergreifung der Taliban ins Nachbarland Usbekistan geflohen. Die Geflüchteten hielten sich in oder nahe der Grenzstadt Termes auf, sagte ein Mitarbeiter der afghanischen Botschaft in Taschkent am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Sie hätten die Grenze „auf verschiedenen Wegen“ überquert und würden nun schrittweise in andere Länder gebracht. 

Usbekistan gehört nicht zu den Unterzeichnerstaaten der Genfer Flüchtlingskonvention. Im Juli hatte es Taschkent offenbar abgelehnt, auf Bitten Washingtons tausende Afghanen vorübergehend aufzunehmen, während diese auf die Erteilung von Visa für die USA warteten.

Afghanischer Nationalspieler von US-Militärflugzeug abgestürzt

Sie wollten aus Afghanistan fliehen, hielten sich an einem Flugzeug fest – und stürzten in den Tod. Jetzt ist die Identität eines weiteren Opfers bestätigt: Es handelt sich um einen Fußball-Nationalspieler. Mehr dazu lesen Sie hier. 

Bundeswehr startet nächsten Evakuierungsflug

Am Nachmittag deutscher Zeit ist erneut eine A400M von Usbekistan Richtung Kabul gestartet. Das teilte die Bundeswehr auf Twitter mit.

Lage am Flughafen eskaliert 

Die Zustände am Flughafen in Kabul scheinen chaotischer zu werden. Die ARD-Korrespondentin Natalie Amiri teilte auf Twitter ein Video, welches schießende Soldaten zeigt und Menschen, die sich verstecken und weglaufen. Amiri zufolge wird davon abgeraten, zum Flughafen zu kommen. Derzeit befindet sich eine deutsche Maschine auf dem Weg dorthin. 

Bundeswehr-General schildert dramatische Szenen

Die Lage am Kabuler Flughafen ist nach Angaben des Bundeswehrgenerals Jens Arlt, der den deutschen Evakuierungseinsatz vor Ort führt, „angespannt“. Es spielten sich „dramatische Szenen ab“, schilderte er die Situation in einer Online-Pressekonferenz des Bundesverteidigungsministeriums. „Sie werden vielleicht den einen oder anderen Schuss im Hintergrund hören. Sie sehen die verzweifelten Augen der Afghanen und auch der Staatsbürger unterschiedlicher Nationen, die einfach versuchen, in den inneren Bereich des Kabul International Airports zu gelangen. Das ist schon dramatisch, was wir sehen.“

Menschen vor dem Kabuler Flughafen: Es werden immer wieder Warnschüsse abgegeben. (Quelle: ASVAKA NEWS/Reuters)

Der General berichtete von äußeren Kontrollringen der Taliban rund um den Flughafen und Zugängen, die von den USA und andere Nationen besetzt seien. Die Menschen müssten zunächst den Außenbereich erreichen. Menschen, die in den Innenbereich des Flughafens wollten, hätten das Gefühl, dass ihnen die Zeit davonlaufe.

Nach Arlts Angaben versuchen Vertreter der deutschen Seite, in den Außenbereichen „unsere Leute“ zu finden. „Der muss dann auch eine Chance haben, durch diese Massen nach vorne zu kommen, dass sie ihn dann in den inneren Bereich bringen. Das ist die große Herausforderung.“

Widerstand gegen Taliban formiert sich

Während die Verzweiflung ausreisewilliger Afghanen am Flughafen Kabul am Donnerstag weiter zugenommen hat, formiert sich im Land Widerstand gegen die Taliban. Angeführt vom früheren Vize-Präsidenten Amrullah Saleh und Ahmed Massud, dem Sohn eines berühmten Taliban-Gegners, bildet sich im Pandschirtal nordöstlich von Kabul eine Widerstandsgruppe. Massud bat in einem Beitrag in der „Washington Post“ um Unterstützung der USA.

Seinen Kämpfern hätten sich Soldaten und Spezialeinheiten der afghanischen Armee angeschlossen, erklärte Massud. Seine „Mudschahedin-Kämpfer“ seien „bereit, es erneut mit den Taliban aufzunehmen“. Angesichts des vielen US-Kriegsgerätes, das die Taliban bei ihrem Eroberungsfeldzug von der afghanischen Armee erbeutet hätten, bräuchten sie aber „mehr Waffen, mehr Munition und mehr Nachschub“.

Proteste gegen Taliban breiten sich in Afghanistan aus

In Afghanistan flammen nach der Übernahme der Macht durch die radikal-islamischen Taliban erstmals in mehreren Teilen des Landes Proteste auf. Am Nationalfeiertag sei es in Kabul und in mehreren Städten im Osten des Landes zu Menschenansammlungen gekommen, bei denen afghanische Fahnen geschwenkt wurden, berichteten Augenzeugen. In Asadabad seien mehrere Menschen bei Protesten ums Leben gekommen, doch sei unklar, ob sie durch Schüsse der Taliban oder eine anschließende Massenpanik getötet worden seien, sagte ein Zeuge. In Kabul kam es ebenfalls zu Protesten.

Bundeswehr-Maschine auf dem Weg nach Kabul

Um 14.13 Uhr deutscher Zeit ist ein weiteres Bundewehr-Flugzeug von Usbekistan in Richtung Kabul gestartet. Das teilte die Bundeswehr auf Twitter mit. Es ist das erste von vier Flugzeugen, die am Donnerstag weitere Menschen aus Kabul ausfliegen sollen. 

Taliban feuern Warnschüsse am Flughafen ab

Wie die „Tagesschau“ berichtet, schießen die Taliban am Kabuler Flughafen in die Luft, um die Menschen zurückzudrängen, die auf das Gelände gelangen wollen. Die Taliban haben rings um das Gelände eigene Kontrollposten eingerichtet. Viele Menschen laufen in Panik davon, berichtet die „Tagesschau“. Die Lage vor Ort ist demnach noch immer chaotisch. Auch das US-Militär hat in den vergangenen Tagen immer wieder Warnschüsse abgegeben. Mehrere Menschen starben bereits durch Schussverletzungen oder Massenpaniken. 

Zahlreiche Autodiebstähle und Einbrüche in Kabul

In Kabul kommt es zu immer mehr Autodiebstählen und Einbrüchen. Augenzeugen berichteten der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag, Männer, die sich als Taliban ausgäben, verschafften sich Zugang zu Häusern und nähmen auch Autos oder Motorräder mit. Unter den Betroffenen waren auch Angehörige des Militärs und ein ehemaliger hochrangiger Regierungsvertreter. Auch nach Waffen werde von vermeintlichen oder tatsächlichen Islamisten gezielt gesucht, hieß es.

Lokale Medien berichteten aber auch von einfachen Bürgern, die angehalten wurden und denen dann das Auto direkt auf der Straße weggenommen wurde. In den vergangenen Tagen haben die Taliban wiederholt Telefonnummern veröffentlicht, die Bürger bei solchen Vorfällen anrufen sollen.

Zypern: Geflüchteter Präsident Ghani hat keinen Asylantrag gestellt

Der aus Afghanistan geflüchtete Präsident Aschraf Ghani hat keinen Asylantrag in Zypern gestellt. Dies teilte der zyprische Regierungssprecher Marios Pelekanos am Donnerstag mit. „Weder bei der Asylbehörde hier noch in einer unserer Botschaften liegt ein solcher Antrag vor“, hieß es.

Der Sprecher des EU-Landes Zypern reagierte damit auf Informationen türkischer Medien, wonach Zypern eines der Länder sei, wohin Ghani zu gehen plane. Ghani hatte angesichts des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban am Sonntagvormittag sein Land verlassen. Bereits am Sonntagabend rückten die Taliban in die Hauptstadt Kabul ein.

Al-Kaida-Ableger im Jemen gratuliert Taliban zur Machtübernahme

Der jemenitische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida (Aqap) hat den Taliban zur Machtübernahme in Afghanistan gratuliert. Der „Sieg“ der Islamisten zeige, „dass der Dschihad und der Kampf (…) der richtige Weg zur Wiederherstellung von Rechten und zur Vertreibung von Invasoren und Besatzern“ seien, hieß es in einer Aqap-Erklärung vom Donnerstag, die von dem US-Analyseunternehmen Site Intelligence Group verbreitet wurde. Site ist auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisiert.

Taliban in Kandahar: Eine Al-Kaida-Gruppe aus dem Jemen hatte ihnen nun zur Eroberung Afghanistans gratuliert. (Quelle: Sidiqullah Khan/AP/dpa)

Der Al-Kaida-Ableger kündigte zudem an, eigene militärische Kampagnen fortzusetzen. Die Gruppe bezeichnete das Streben nach Demokratie als „trügerische Fata Morgana“ und als „Teufelskreis, der mit einer Null beginnt und mit ihr endet“. Aqap-Kämpfer im jemenitischen Regierungsbezirk Bayda und in der südlichen Provinz Schabwa feierten am Sonntag die Machtergreifung der Taliban in Afghanistan mit einem Feuerwerk und Schüssen in die Luft, wie Anwohner der Nachrichtenagentur AFP mitteilten.

Die Aqap ist nach US-Einschätzungen der gefährlichste Ableger des weltweiten Al-Kaida-Netzwerks. Seit den Anschlägen vom 11. September gehen die USA mit Drohnenangriffen gegen Aqap-Kämpfer im Jemen vor.

Tote bei Kundgebungen in Asadabad – Taliban feuern Schüsse ab

In der Provinzstadt Asadabad sind nach Angaben eines Augenzeugen mehrere Teilnehmer einer Kundgebung zum Nationalfeiertag getötet worden. Taliban-Kämpfer hätten Schüsse abgegeben. Mehr dazu lesen Sie hier.

Söder kritisiert Bundesregierung für gegenseitige Schuldzuweisungen

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat die Bundesregierung für gegenseitige Schuldzuweisungen in der Afghanistan-Politik kritisiert. „Wir müssen die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik nochmal grundlegend bewerten“, sagte Markus Söder auf einer Pressekonferenz nach einer Präsidiumssitzung der CSU. Insgesamt gebe die Regierung kein gutes Bild ab.

Insbesondere Schuldzuweisungen zwischen den einzelnen Ministerien kritisierte Söder. „Ich halte davon nichts.“ Dies gebe keine souveräne Außenwirkung ab. „Jetzt ist das Gebot der Stunde: einen optimalen Regierungsablauf zu gewährleisten.“ Die Aufarbeitung der Afghanistan-Politik müsse nach der Wahl passieren. Auch personelle Debatten seien momentan nicht angebracht. „Wir gehen ohnehin davon aus, dass der Großteil der Betroffenen und in der Diskussion stehenden Personen nach der Wahl nicht mehr für neue Amtsaufgaben zur Verfügung steht. Dies gelte insbesondere für den Außenminister.

Baerbock: Mit Taliban reden, um Menschenleben zu retten

Angesichts der dramatischen Situation in Afghanistan hat die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock für Gespräche mit den radikalislamischen Taliban plädiert. „Die einzige Möglichkeit, jetzt Menschen wirklich noch in Sicherheit zu bringen, die mit dem Tod bedroht sind, ist, mit den Taliban darüber zu sprechen, dass diese Menschen noch zum Flughafen gebracht werden können“, sagte Baerbock am Donnerstag im WDR. „Aber was wir nicht machen können, ist diese Regierung anzuerkennen, weil sie ist nicht die legitime Regierung, es ist eine islamistische Terrororganisation.“

Die Bundesregierung habe in den vergangenen Wochen bei der Afghanistan-Politik versagt und Warnungen nicht ernst genommen, so dass viele Ortskräfte nun in dem Land festsäßen. „Man muss sich nochmal vorstellen: Das sind Frauen, die sich jetzt irgendwo in Kabul verstecken, das sind Köche, das sind Dolmetscher mit Familienangehörigen, mit Kindern dabei, und deswegen gilt es jetzt alles zu tun, um diese Leben zu retten.“ Dazu gehöre auch, mit den Taliban zu reden. Momentan müsse der absolute Fokus auf der Rettung der Menschen liegen, betonte Baerbock. 

Merkel gibt Regierungserklärung im Bundestag zu Afghanistan ab

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will dem Bundestag in der kommenden Woche in einer Regierungserklärung Auskunft über die Afghanistan-Politik ihrer Regierung geben. Die Kanzlerin werde in der Sondersitzung des Bundestags am kommenden Mittwoch das Wort ergreifen, sagte ein Regierungssprecher am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP.

Forderungen nach einer solchen Regierungserklärung waren in den vergangenen Tagen von Oppositionspolitikern erhoben worden. Sie werfen der Bundesregierung Versagen in der Afghanistan-Politik vor. Die Kritik zielt insbesondere darauf ab, dass die Bundesregierung nicht auf die schnelle Machtübernahme der radikalislamischen Taliban vorbereitet gewesen sei und die einheimischen Ortskräfte nicht rechtzeitig in Sicherheit gebracht habe. 

Der Bundestag soll auf der Sondersitzung nachträglich seine Zustimmung zu der Evakuierungsmission der Bundeswehr am Kabuler Flughafen erteilen. Zudem will er über das milliardenschwere Wiederaufbaupaket für die Hochwasser-Gebiete im deutschen Südwesten diskutieren.

CSU-Politiker wenden sich gegen Aufnahme afghanischer Flüchtlinge in Deutschland

Aus der Union kommen weiter Warnungen vor der Aufnahme von afghanischen Flüchtlingen in Deutschland. Es könne „keine generelle Zusage für die Aufnahme von Flüchtlingskontingenten in Deutschland geben“, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Donnerstag. „Wir dürfen jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass wir die Probleme in Afghanistan in Deutschland lösen könnten. Das würde das Risiko einer Fluchtbewegung nach Europa massiv erhöhen.“

Die Bundesregierung solle stattdessen der UN-Flüchtlingshilfe finanzielle Unterstützung in Milliardenhöhe zuzusagen, um Flüchtlinge aus Afghanistan in Camps in den Nachbarländern unterzubringen und zu versorgen, regte Dobrindt an. „Die Fehler von 2015 nicht zu wiederholen bedeutet auch, dass wir die UN-Flüchtlingshilfe stärker dabei unterstützen, die Fluchtursachen vor Ort zu bekämpfen“, sagte er mit Blick auf den Zuzug zahlreicher Flüchtlinge nach Deutschland und Europa im Jahr 2015.

Die Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Andrea Lindholz (CSU), wandte sich insbesondere gegen ein deutsches Vorpreschen bei der Flüchtlingsaufnahme. „Wichtig ist, dass wir jetzt nicht alleine vorneweg marschieren“, sagte sie im Radiosender Bayern 2. Niemand wolle, „dass wir quasi unkontrollierte Zuwanderung ermöglichen“, sagte Lindholz. „Es muss geordnet, gesteuert und gemeinsam sein.“

Verband fürchtet nach Taliban-Machtübernahme um Stabilität der Region

Der Außenhandelsverband BGA sorgt sich nach der Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan um die geopolitischen Folgen. „Die Frage ist, ob die Machtübernahme die Region destabilisiert“, sagte ein Sprecher des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen am Donnerstag auf Anfrage. „Zudem könnte China seinen Einfluss weiter ausbauen und sich den Zugriff auf Bodenschätze sichern.“ Die unmittelbaren wirtschaftlichen Folgen der Machtübernahme schätzt der Verband eher gering ein.

Die aktuelle Entwicklung sei für viele Menschen in Afghanistan dramatisch, sagte der BGA-Sprecher. „Aus Handelssicht spielt das Land aber spätestens seit dem Einmarsch der damaligen Sowjetunion vor mehr als 40 Jahren praktisch keine Rolle mehr.“ Auch in den letzten Jahren habe sich kein Potenzial aufgetan. „Afghanistan hat zwar bedeutende Bodenschätze. Um diese abzubauen, brauchen Unternehmen aber ein Mindestmaß an politischer Stabilität, das es auch zuletzt nicht gegeben hat.“

Bundeswehr plante vor Abzug Charterflüge für Ortskräfte

Die Bundeswehr hat bereits vor ihrem Abzug aus Afghanistan Charterflüge für die Ausreise von Ortskräften für den Fall geplant, dass der Transport mit Linienmaschinen nicht mehr möglich ist. Das teilte das Verteidigungsministerium der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag nach einem entsprechenden Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ mit. Am 17. Juni seien zwei Maschinen spanischer Fluggesellschaften aus einem bestehenden Rahmenvertrag der Bundeswehr abgerufen worden, um bis zu 300 Personen vom nordafghanischen Masar-i-Scharif nach Deutschland zu fliegen.

Die Flüge seien für den 25. Juni geplant gewesen – nur vier Tage vor dem Abzug der letzten deutschen Soldaten aus dem Camp Marmal in Masar-i-Scharif. Zu diesem Zeitpunkt habe man mit 60 verbliebenen Ortskräften plus Familienangehörigen gerechnet – insgesamt bis zu 300 Menschen. Es habe sich dann aber herausgestellt, dass die Flüge nicht notwendig gewesen seien. „Es ist im Nachhinein festzustellen, dass ein Charterflug am 25. Juni nicht notwendig war, weil die Menschen Ende Juni noch auf anderem Wege ausfliegen konnten.“

Ein Teil der Ortskräfte habe zu diesem Zeitpunkt keinen Ausreisewunsch gehabt, so das Ministerium. Andere hätten bereits Tickets für Linienflüge gehabt. Für die verbleibenden fünf Ortskräften und ihre Angehörigen seien die Ticketkosten übernommen worden. Der Flughafen Kabul war bis Samstag noch in Normalbetrieb. Auch aus Masar-i-Scharif wurden die Verbindungen ins Ausland erst vergangene Woche eingestellt. „Der Ausfall der Charterflüge (hat) nicht dazu geführt, dass Menschen in Afghanistan festsitzen, die andernfalls ausgeflogen worden wären“, betonte das Ministerium.

Taliban: Zwölf Tote am Kabuler Flughafen 

Laut einem Vertreter der Islamisten sollen am Kabuler Flughafen seit Sonntag zwölf Menschen gestorben sein – bei Massenpaniken oder durch Schussverletzungen. Die Taliban fordern alle Menschen ohne Reisegenehmigung auf, den Flughafen zu verlassen. „Wir wollen niemanden am Flughafen verletzen“, sagt der Taliban-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden will.

Deutsche Wirtschaft will afghanische Mitarbeiter ausfliegen

Die deutsche Wirtschaft bemüht sich nach der Machtübernahme durch die Taliban um das Ausfliegen afghanischer Mitarbeiter. Es gebe vereinzelt entsprechende Anfragen von Unternehmen, die afghanische Staatsangehörige beschäftigt hätten, sagte der Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier, am Donnerstag. „Das sind jetzt nicht eine Masse von Menschen. Aber es gibt sie. Wir versuchen, über das Krisenzentrum im Auswärtigen Amt auch diese Menschen herauszubekommen.“ Einen Sonderstatus würden sie nicht haben. Es sei aber zugesichert worden, dass man sich darum kümmern und die Fälle prüfen wolle. Wie viele Menschen dies betreffe, sei nicht klar.

Der DIHK rechnet damit, dass der Handel mit Afghanistan nun zum Erliegen kommt. Die Hoffnungen auf einen stärkeren Warenaustausch zwischen beiden Ländern seien „ohnehin nicht besonders ausschweifend“ gewesen, sagte Treier. „Das zarte Pflänzlein ist jetzt in sich zusammengebrochen“.

Die deutsch-afghanischen Wirtschaftsbeziehungen befinden sich auf einem sehr niedrigen Niveau. So belief sich das Handelsvolumen im Jahr 2020 auf rund 70 Millionen Euro, so der DIHK. Ausfuhrgüter der deutschen Wirtschaft nach Afghanistan sind insbesondere Fahrzeuge und Kfz-Teile, Maschinen, Anlagen und Nahrungsmittel.

Geheimdienstkontrolleure des Bundestags befassen sich mit Afghanistan

Die Geheimdienstkontrolleure des Bundestags sind am Donnerstagmorgen zusammengekommen, um sich mit der Evakuierungsaktion aus Afghanistan und der vorherigen Informationslage zu befassen. Das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) begann seine Sondersitzung gegen 9 Uhr, wie die Nachrichtenagentur AFP aus Parlamentskreisen erfuhr. Sie sollte bis zum Mittag andauern.

In der Sitzung sollen Vertreter der deutschen Geheimdienste Auskunft dazu geben, inwieweit die Lage in Afghanistan falsch eingeschätzt wurde und wie es dazu kam. Die Bundesregierung war von der raschen Machtübernahme der radikalislamischen Taliban offensichtlich überrascht worden; die Evakuierungsaktion der Bundeswehr für Deutsche und afghanische Ortskräfte lief spät und holprig an.

Die SPD-Fraktion hatte bereits für Mittwoch eine Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums beantragt. Dazu kam es jedoch nicht; nach Darstellung der SPD scheiterte das Vorhaben an der Unionsfraktion. SPD-Parlamentsgeschäftsführer Carsten Schneider reagierte auf Twitter empört. Es stelle sich die Frage, wieso CDU/CSU eine zügige Sitzung des Kontrollgremiums verhinderten, schreib er am Dienstag. „Die Erkenntnislage der Nachrichtendienste, die in Afghanistan viele Jahre präsent sind, gehört für eine umfassende politische Bewertung jetzt auf den Tisch“, fügte Schneider hinzu.

Deutscher Hilfsflug wartet auf Landegenehmigung

Ein Hilfsflugzeug für die Evakuierungsaktion in Afghanistan hat den Flughafen Hannover noch nicht verlassen. „Das hängt an der Landegenehmigung in Taschkent“, sagte am Donnerstag ein Sprecher des niedersächsischen Verkehrsministeriums. Der Abflug war eigentlich für die Nacht zu Donnerstag vorgesehen gewesen. Eine zunächst gegebene Abfluggenehmigung war nach Angaben des Sprechers kurz darauf wieder zurückgenommen worden.

Linke: Deutschland steht besonders in der Pflicht

Deutschland steht aus Sicht der Linkspartei ganz besonders in der Pflicht, afghanischen Flüchtlingen Asyl anzubieten. „Als reichster Staat in der Europäischen Union muss Deutschland natürlich einen großen Teil dieser Menschen aufnehmen, die jetzt aus Afghanistan kommen“, sagt Linken-Spitzenkandidatin Janine Wissler der Funde Mediengruppe.

Rund 250 Afghanen nach Paris und Madrid ausgeflogen

Die französische und die spanische Regierung haben rund 250 Menschen aus Afghanistan nach Paris und Madrid ausgeflogen. Am Flughafen Roissy Charles-de-Gaulle bei Paris trafen mit einer Maschine der französischen Luftwaffe am Mittwochabend rund 200 Passagiere ein, darunter 25 Franzosen. Auf dem spanischen Militärstützpunkt Torrejón de Ardoz bei Madrid wurden 53 Passagiere in Empfang genommen, darunter fünf Spanier.

„Das sind wir Ihnen schuldig“, twitterte der französische Präsident Emmanuel Macron zur Begrüßung der Menschen. Einer der Eingetroffenen zeigte sich „sehr erfreut“, dass er und seine Familie ausreisen konnten, „um wenigstens die Grausamkeiten der Taliban zu überleben“. Der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian erklärte, die evakuierten Afghanen seien „bedroht“ gewesen und hätten es „verdient, dass Frankreich ihnen Asyl gewährt“.

Taliban wollen Mitgliedern alter Regierung Posten anbieten

Die Taliban wollen Mitgliedern der früheren Regierung Posten in ihrer neuen Regierung anbieten. Das kündigt ein Vertreter der Taliban an. Nach seinen Angaben dauern die Gespräche zwischen Vertretern der Taliban und der alten Regierung an. Der Sprecher erklärt auch, Frauen sollten bei der Bildung der neuen Verwaltung gehört werden. Ihnen sollten auch neue Rollen in der Verwaltung angeboten werden.

Bericht: Italien will G20-Gipfeltreffen zu Afghanistan 

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi bemüht sich um ein Gipfeltreffen der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20), berichtet die Zeitung „la Repubblica“. Italien hat dieses Jahr die G20-Präsidentschaft inne. Der Afghanistan-Gipfel solle möglicherweise vor dem regulären G20-Gipfel im Oktober stattfinden.

Bundeswehrverband: Vertrauen in Politik geht verloren

Die Bundeswehr trifft nach Ansicht des Bundeswehrverbandes keine Schuld am späten Start der Evakuierungen. „Es ist immer eine Frage der politischen Lagebewertung, der politischen Entscheidung. Und die ist sehr spät gefallen“, sagt Verbandschef Andre Wüstner in der ARD.

Viele Bundeswehrsoldaten treibe die Frage um, ob der Verlust an Menschenleben gescheiterte Ehen und Traumatisierungen den Einsatz in Afghanistan wert waren. Es gehe Vertrauen verloren in die Politik. „Über das Thema Verantwortung muss noch gesprochen werden.“

Bundeswehr fliegt über 200 weitere Personen aus

Die Bundeswehr-Maschine mit 211 Passagieren an Board ist in der Nacht in Taschkent gelandet. Im Tagesverlauf werde die Evakuierung aus Kabul mit weiteren Flügen fortgesetzt, kündigte die Bundeswehr an. Hier lesen Sie mehr.

Weitere Lufthansa-Maschine mit Evakuierten in Frankfurt gelandet

Am Frankfurter Flughafen ist am frühen Donnerstagmorgen eine Lufthansa-Maschine mit rund 250 Menschen gelandet, die aus Afghanistan in Sicherheit gebracht worden sind. Das Flugzeug war wenige Stunden zuvor in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gestartet. Die Menschen an Bord waren zuvor mit einer Bundeswehr-Maschine von Kabul nach Taschkent geflogen worden. Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion für Deutsche und Afghanen begonnen, um sie nach der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen.

US-Militär: Halten Kampfflugzeuge und Bomber bereit

Zusätzlich zu den aktuell mehr als 4.500 US-Soldaten am Flughafen in Kabul hat das US-Militär nach eigenen Angaben bei Bedarf Zugriff auf zahlreiche Kampfflugzeuge, Bomber und Drohnen in der Region. In Kabul selbst gebe es zudem eine „bedeutende Zahl“ Hubschrauber, darunter Kampf- und Transporthubschrauber, sagte Generalstabschef Mark Milley am Mittwoch im Verteidigungsministerium. Unter anderem stünden in der Region Staffeln der Kampfflugzeuge der Typen F-16 und F-18 sowie die als „Reaper“ (Sensenmann) bekannten Drohnen vom Typ MQ-9 und Langstreckenbomber vom Typ B-52 bereit.

Das US-Militär hat die Kontrolle über den Flughafen der afghanischen Hauptstadt übernommen, vor allem um die Evakuierung von Amerikanern und früherer afghanischer Mitarbeiter der US-Behörden und Streitkräfte zu organisieren. In Kürze soll die Zahl der US-Soldaten dort auf bis zu 6.000 steigen. Der Flughafen ist damit quasi zu einer Insel inmitten des von den Taliban kontrollierten Landes geworden.

Ex-US-Sicherheitsberater Bolton warnt vor nuklearen Risiken

John Bolton, früherer Sicherheitsberater der USA, warnt vor einem Griff der Taliban nach Atomwaffen. „In Afghanistan drohen neue nukleare Risiken, nicht morgen oder in 30 Tagen, aber mittelfristig“, sagt Bolton dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

„Unsere Präsenz dort hat immer auch dazu gedient, Informationen aus zwei problematischen Nachbarländern mit Nuklearprogrammen zu sammeln, Pakistan und Iran. Unsere Fähigkeit die Region zu durchleuchten wird jetzt durch den Abzug reduziert.“ Dass auch die Taliban an Atomwaffen interessiert sind, wisse die US-Regierung bereits seit 2001. „Wir dürfen jetzt bitte nicht naiv sein“, sagt Bolton. „Die haben sich doch nicht 20 Jahre lang mühsam versteckt, um jetzt zu sagen: Ok, nun ist ein guter Moment gekommen, um unsere Grundsätze aufzugeben.“

Raisi: Iran zu Kooperation mit Peking und Moskau bereit

Der Iran ist nach den Worten seines neuen Präsidenten Ebrahim Raisi zur Zusammenarbeit mit Russland und China bereit, um „Stabilität und Frieden“ in Afghanistan zu sichern. In einem Telefonat mit Chinas Präsident Xi Jinping sagte Raisi, Teheran wolle sich auch für die „Entwicklung, den Fortschritt und den Wohlstand“ in Afghanistan einsetzen, wie es auf der offiziellen Website der iranischen Präsidentschaft am Mittwoch hieß.

Auch während eines Telefonats mit seinem russischen Kollegen Wladimir Putin habe Raisi die Bereitschaft des Iran zu „jeglicher Kooperation“ deutlich gemacht, um „Frieden und Ruhe in Afghanistan durchzusetzen“. Der Iran sei der Ansicht, „dass alle afghanischen Gruppen zusammenarbeiten“ und den Rückzug der US-Truppen in einen „Wendepunkt für dauerhaften Frieden und Stabilität in Afghanistan verwandeln sollten“.

Die Beziehungen zwischen Teheran und den Taliban sind historisch schwierig. Im Jahr 1998 hatten Taliban-Kämpfer das iranische Konsulat im nordafghanischen Masar-i-Scharif überfallen und mehrere Diplomaten sowie einen Journalisten getötet. In der Folge war es beinahe zu einem iranischen Einmarsch in Afghanistan gekommen.

USA frieren Währungsreserven Afghanistans in Milliardenhöhe ein

Die US-Regierung und die Notenbank haben Medienberichten zufolge den Großteil von Afghanistans Währungsreserven eingefroren. Es gehe darum, die Anlagen nicht in die Hände der Taliban fallen zu lassen, zitierte unter anderem die „Washington Post“ Kreise aus dem US-Finanzministerium. Der nach der Machtübernahme der Taliban außer Landes geflohene bisherige afghanische Zentralbankchef Adschmal Ahmadi erklärte am Mittwoch über Twitter, rund sieben Milliarden Dollar (sechs Milliarden Euro) der Reserven seien bei der US-Notenbank in Verwahrung. Weitere zwei Milliarden Dollar sind demnach anderweitig international angelegt.

Die Taliban hätten daher wohl nur Zugriff auf bis zu 0,2 Prozent der Währungsreserven, schrieb er weiter. Weil in Afghanistan bislang deutlich mehr US-Dollar ausgegeben als eingenommen wurden, war die Zentralbank zudem auf regelmäßige Lieferungen von US-Bargeld angewiesen. Ahmadi zufolge hat die Zentralbank nun aber kaum mehr US-Dollar, weil die Lieferungen angesichts des Vormarsches der Taliban eingestellt worden seien. Der Mangel an US-Dollar könnte zu Kapitalkontrollen, einer Begrenzung von Abhebungen und zu einem Verfall des Kurses der örtlichen Währung führen.

Das „Wall Street Journal“ berichtete zuletzt, die US-Regierung werde sich auch darum bemühen, eine bereits geplante Erhöhung der Reserven Afghanistans beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von rund 450 Millionen US-Dollar zu blockieren. Der IWF erklärte daraufhin am Mittwoch, die Organisation werde sich von der Meinung der internationalen Gemeinschaft leiten lassen. Weil es momentan keine Klarheit bezüglich einer Anerkennung der afghanischen Regierung gebe, könne das Land bis auf weiteres nicht auf IWF-Mittel zugreifen, hieß es.

Biden: „Chaos“ am Flughafen Kabul bei US-Truppenabzug unvermeidbar

Die chaotischen Szenen am Flughafen von Kabul nach der Machtübernahme der Taliban waren nach Ansicht von US-Präsident Joe Biden angesichts des geplanten Truppenabzugs unvermeidbar. Er wisse nicht, wie man es hätte schaffen können, den Abzug aus Afghanistan angesichts der Lage „ohne Chaos“ zu meistern, sagte Biden am Mittwoch in einem Interview des Fernsehsenders ABC. Hier lesen Sie mehr.

22.21 Uhr: Weitere Lufthansa-Maschine mit Evakuierten in Taschkent gestartet

In der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist eine weitere Lufthansa-Maschine gestartet, um aus Afghanistan in  Sicherheit gebrachte Menschen nach Deutschland zu bringen. Das teilte ein Lufthansa-Sprecher am Mittwochabend mit. Die Landung des Airbus A340 wurde für den frühen Donnerstagmorgen in Frankfurt erwartet. An Bord sind nach Angaben der Lufthansa rund 250 Menschen. Die Menschen waren zuvor von der Bundeswehr von Kabul nach Taschkent geflogen worden. Die Bundeswehr hatte in dieser Woche ihre Rettungsaktion von Deutschen und Afghanen begonnen.

22.10 Uhr: US-Militär: Rasche Eroberung der Taliban kam überraschend

Der US-Militärführung waren nach eigenen Angaben keine Berichte oder Szenarien der Geheimdienste bekannt, die einen so schnellen Kollaps von Regierung und Streitkräften in Afghanistan vorgesehen hätten. „Es gab nichts, das ich gesehen habe, oder irgendjemand anders, das auf einen Zusammenbruch dieser Armee und dieser Regierung innerhalb von elf Tagen hingewiesen hätte“, sagte Generalstabschef Mark Milley am Mittwoch im Verteidigungsministerium.

22.16 Uhr: Frankreich nennt konkrete Bedingungen für Anerkennung der Taliban-Führung

Frankreich hat Bedingungen für eine internationale Anerkennung einer afghanischen Regierung unter Führung der Taliban gestellt. Die Islamisten müssten etwa internationale Entwicklungshilfe akzeptieren, die Rechte von Frauen respektieren und dem Terrorismus den Rücken kehren, sagte Außenminister Jean-Yves Le Drian am Mittwoch dem Sender BFMTV. „Ich weiß, dass sie sich sehr um internationale Anerkennung bemühen, aber das reicht nicht aus“, fügte er hinzu.

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats: Ankündigungen reichen für eine Anerkennung der Taliban nicht aus, sagt er. (Quelle: Xinhua/Eskinder Debebe/UN Photo/imago images)

„Wenn die neue Generation der Taliban internationale Anerkennung will (…), müssen sie zunächst den Afghanen, die das Land aus Angst verlassen wollen, die Möglichkeit dazu geben“, sagte Le Drian. Etwa beim Thema Frauenrechte hätten die Islamisten ja bereits Versprechungen gemacht. „Sie haben es angekündigt, es muss aber auch passieren“, sagte der Außenminister.

21.40 Uhr: Noch zwei deutsche Flüge in der Nacht

Die Bundeswehr hat Sicherheitskreisen zufolge für die Nacht noch zwei weitere Evakuierungsflüge geplant. Bisher wurden rund 670 Menschen ausgeflogen. 

21.30 Uhr: Verzweifelte Frauen werfen Babys über Stacheldraht am Flughafen

Viele, die in Kabul feststecken, versuchen verzweifelt vor den Taliban zu fliehen – oder zumindest ihre Liebsten zu retten. Bei dem Versuch, auf bereits startende Evakuierungsflieger am Kabuler Flughafen zu klettern, sind bereits mehrere Menschen gestorben.

Jetzt berichten mehrere Medien von verzweifelten Müttern, die aus Angst vor den Taliban ihre Babys über den Stacheldraht am Flughafen geworfen hätten. Lesen Sie hier mehr darüber.

20.53 Uhr: Bundeswehr-Maschine in Taschkent ist defekt 

Eine der A400M-Maschinen, mit denen die Bundeswehr Menschen von Kabul nach Taschkent ausfliegt, ist defekt. Das twittert das Bundesverteidigungsministerium. Eine Ersatzmaschine sei aber bereits gelandet und eine weitere Maschine desselben Typs sei mit Ersatzteilen vor Ort eingetroffen. „Wir sagen ganz klar: Der Defekt beeinflusst die Evakuierung nicht.“ 

20.34 Uhr: Taliban: Islamische Gelehrte sollen über Frauen-Rechte entscheiden

Die Rechte von Frauen in Afghanistan sollen einem ranghohen Taliban-Anführer zufolge künftig von einem Rat islamischer Gelehrter festgelegt werden. Diese Gelehrten würden letztlich über Arbeit und Bildung für Frauen, ob Mädchen zur Schule gehen dürfen, und wie sich Frauen zu kleiden haben entscheiden, sagte Taliban-Vertreter Wahidullah Haschimi, der in die Entscheidungsprozesse der Islamisten eingebunden ist, der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Gelehrten würden auch darüber entscheiden, ob Frauen einen Kopftuch-ähnlichen Hidschab, eine den ganzen Körper umhüllende Burka oder nur einen Schleier und eine Abaja – eine Art Ganzkörpergewand, bei der das Gesicht unbedeckt ist – oder etwas anderes tragen sollen. „Das bleibt ihnen (den Gelehrten, Anm. d. Redaktion) überlassen.“

Afghanin in Burka: Westlichen Frauenrechtlern gelten die Kleidungsstücke als „Gefängnisse für Frauenkörper“. (Quelle: Eric Lafforgue/imago images)

20.22 Uhr: Bundeswehr fliegt 220 Menschen aus – fast alle Afghanen

Im Zuge der Evakuierungsflüge aus Kabul ist eine weitere Maschine der Bundeswehr mit 220 Menschen an Bord auf dem Flughafen der usbekischen Hauptstadt Taschkent eingetroffen. Damit seien mehr als 670 Menschen aus Kabul in Sicherheit gebracht worden, teilte das Bundesverteidigungsministerium auf Twitter mit. Nach Angaben des Bundesaußenministeriums waren fast alle Passagiere afghanische Staatsbürger, unter ihnen mehr als 80 Frauen.

Der Militärtransporter A400M landete nach Angaben des Verteidgiungsministeriums um 18.41 Uhr (MESZ) in Taschkent. Von dort sollen sie die Menschen in Lufthansa-Maschinen nach Deutschland gebracht werden. Insgesamt waren für Mittwoch vier Flüge von Kabul nach Taschkent geplant.

20.18 Uhr: Pentagon: Inzwischen rund 4.500 US-Soldaten am Flughafen Kabul

Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben inzwischen mit rund 4.500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Das erklärte der Sprecher Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Mittwoch. Am Vortag waren es noch 3.500 gewesen. Kirby sagte, im Laufe des Mittwochs könnten am Flughafen der afghanischen Hauptstadt noch ein paar Hundert Soldaten dazukommen. In einigen Tagen sollen es dann bis zu 6.000 Soldaten werden. Sie sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und unter anderem die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

20.03 Uhr: Verband Afghanischer Organisationen für sofortige Luftbrücke

Der Verband Afghanischer Organisationen in Deutschland fordert von der Bundesregierung die sofortige Einrichtung einer Luftbrücke in Afghanistan. Die Gefährdeten und ihre Familien müssten nach Deutschland oder in sichere Drittstaaten gebracht werden, sagte die stellvertretende Vorsitzende, Maria Hosein-Habibi, am Mittwoch. Von den Drittstaaten solle dann eine möglichst unbürokratische Einreise nach Deutschland ermöglicht werden.

19.50 Uhr: Ghani dementiert Berichte über Flucht mit enormen Geldsummen

Der entmachtete afghanische Präsident Aschraf Ghani hat Berichte dementiert, er habe bei seiner Flucht vor den Taliban große Mengen Bargeld mitgenommen. Das seien Lügen, teilt Ghani in einem Video auf Facebook aus seinem Exil in den Vereinigten Arabischen Emiraten mit. Er habe Kabul verlassen, um ein Blutvergießen und eine große Katastrophe zu verhindern. Regierungsvertreter hätten ihm dazu geraten.

Es waren die ersten öffentlichen Äußerungen Ghanis, nachdem sein Aufenthalt in den Vereinigten Arabischen Emiraten am Nachmittag bestätigt worden war. Nach Angaben der russischen Botschaft in Kabul vom Montag war Ghani mit vier Wagen und einem Hubschrauber voller Geld aus Afghanistan geflohen.

Eigenen Angaben zufolge will Ghani nicht im Exil bleiben. Er sei in Gesprächen, nach Afghanistan zurückzukehren und seine Bemühungen für Gerechtigkeit im Land fortzusetzen, sagte er in der Videobotschaft.

19.30 Uhr: Kabinett beschließt Afghanistan-Mandat mit bis zu 600 Soldaten

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch dem Mandat für einen befristeten Afghanistan-Einsatz zur Evakuierung etwa von Deutschen und afghanischen Ortskräften zugestimmt. In dem von Verteidigungs- und Außenministerium vorgelegten Mandatstext, dem nun der Bundestag zustimmen muss, ist von einer Entsendung von bis zu 600 Soldaten die Rede. „Zur Durchführung von konkreten Operationen kann, zum Zweck der Verlegung von Personal in unterstützender Funktion in angrenzende Räume, die Personalobergrenze zeitlich befristet überschritten werden. Gleiches gilt in Notsituationen“, heißt es in dem Papier der beiden Ministerien.

Das Mandat soll bis zum 30. September befristet werden. Die Kosten würden voraussichtlich insgesamt rund 40 Millionen Euro betragen.

18.53 Uhr: Merkel fordert Hilfe von US-Präsident Biden bei Evakuierungen

Bundeskanzlerin Angela Merkel dringt bei US-Präsident Joe Biden darauf, möglichst vielen afghanischen Bürgerinnen und Bürgern, die Deutschland unterstützt haben, die Ausreise zu ermöglichen. Merkel habe am Mittwoch mit Biden telefoniert, teilt ein Regierungssprecher mit. Beide hätten die „weitere enge Zusammenarbeit, auch zwischen der Bundeswehr und amerikanischen Sicherheitskräften am Flughafen Kabul“ betont. Zuvor hatten etliche Regierungen Probleme mit den US-Streitkräften angedeutet, die den Flughafen in Kabul kontrollieren. Merkel und Biden seien sich einig gewesen, möglichst viele schutzbedürftige Menschen auszufliegen, teilt der Sprecher mit. Mehr zu den Problemen am Kabuler Flughafen lesen Sie hier. 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU): Sie richtete einen Appell an US-Präsident Biden. (Quelle: Kay Nietfeld/AP/dpa)

18.40 Uhr: UN ziehen vorläufig einen Teil ihrer Mitarbeiter ab

Die Vereinten Nationen haben nach eigenen Angaben damit begonnen, bis zu 100 internationale Mitarbeiter von Afghanistan nach Kasachstan zu verlegen, um von dort aus zu arbeiten. Es handle sich aber um eine vorläufige Maßnahme. Die UN stünden dazu, in Afghanistan zu bleiben und das afghanische Volk zu unterstützen. Die UN haben in dem Land etwa 300 internationale und 3000 afghanische Mitarbeiter.

18.15 Uhr: Bundesregierung will noch heute zwei Maschinen nach Kabul schicken

Die Bundesregierung plant nach Angaben von Außenminister Heiko Maas, noch heute zwei Bundeswehr-Flugzeuge für weitere Evakuierungsflüge nach Kabul zu schicken. Von den 500 bisher Evakuierten seien etwas mehr als 100 Menschen afghanische Staatsangehörige gewesen. „Das kann nur der Anfang sein“, so Maas. Derzeit gebe es allerdings „keine belastbaren Sicherheitszusagen, dass die Taliban afghanische Staatsangehörige frei zur Botschaft und zum Flughafen passieren lassen“. 

18.34 Uhr: Riesiger Flieger mit Hilfsgütern nach Taschkent gestartet

Angesichts der Lage in Afghanistan ist ein Transportflugzeug mit Material der Bundeswehr am Mittwoch vom Flughafen Hannover gestartet. Nach Angaben des niedersächsischen Verkehrsministeriums soll die Antonov 124-100 unter anderem medizinische Ausrüstung nach Taschkent in Usbekistan bringen. Für Start und Landung des riesigen vom Bundesverteidigungsministerium gecharterten Flugzeugs war eine Sondergenehmigung des Verkehrsministeriums nötig, erklärte dessen Sprecher.

Antonov-Transportflieger auf dem Rollfeld in Niedersachsen: Mit dem Flugzeug werden Hilfsgüter nach Taschkent gebracht. (Quelle: Ole Spata/dpa)

18.24 Uhr: EU-Innenkommissarin fordert legale Fluchtrouten nach Europa

Die EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hat bei einer Videokonferenz der EU-Innenminister darauf gedrängt, legale und sichere Fluchtrouten aus Afghanistan nach Europa zu schaffen. „Die Lage in Afghanistan ist eindeutig nicht sicher und wird es auch noch einige Zeit nicht sein“, sagte sie laut einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung bei dem Treffen. Zudem betonte sie, wie wichtig es sei, dass man auch weiterhin andere Länder – vor allem in der Nachbarschaft Afghanistans – dabei unterstütze, Flüchtlinge aufzunehmen.

Ihren Angaben zufolge sind 80 Prozent der zur Flucht gezwungenen Menschen Frauen und Kinder. Seit Anfang des Jahres seien rund 550.000 Afghaninnen und Afghanen innerhalb des Landes vertrieben worden, zusätzlich zu den 2,9 Millionen, die bereits zuvor innerhalb des Landes geflohen waren.

18.10 Uhr: Türkei schließt nicht aus, Flughafen in Kabul weiter zu sichern

Die Türkei hat Gerüchte zurückgewiesen, zukünftig nicht mehr den Flughafen in Kabul sichern zu wollen. Auf die Frage, ob das Vorhaben nun vom Tisch sei, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu der Zeitung „Hürriyet“ am Mittwoch: „Das zu sagen ist noch zu früh, weil es jetzt neue Umstände sind.“ Verteidigungsminister Hulusi Akar sagte: „Wir haben gesagt, wenn die erforderlichen Bedingungen erfüllt werden, würden wir unsere Arbeit fortsetzen.“

Der Flughafen in Kabul wurde bisher unter anderem von türkischen Soldaten im Rahmen des Nato-Einsatzes in Afghanistan gesichert, teils wurde auch der Service für den Flugbetrieb bereitgestellt. Der sichere Betrieb des Flughafens galt zumindest bis zur Machtübernahme der Taliban – zusammen mit einer medizinischen Versorgung – als Voraussetzung dafür, dass Botschaften und internationale Vertretungen im Land bleiben können.

17.35 Uhr: BMI distanziert sich von Seehofer-Schätzung von fünf Millionen Flüchtlingen 

Das Bundesinnenministerium (BMI) distanziert sich von der Schätzung, dass wegen der Machtübernahme der Taliban mit bis zu fünf Millionen afghanischen Flüchtlingen zu rechnen sein könnte. „Das ist nicht die Einschätzung des BMI“, sagte ein Ministeriumssprecher am Mittwoch in Berlin.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur hatte Innenminister Horst Seehofer (CSU) bei einer Unterrichtung der Bundestags-Fraktionschefs am Montag selber gesagt, dass 300.000 bis fünf Millionen Afghanen die Flucht ergreifen könnten – ohne das klar wurde, woher diese Zahlen stammen und was das Ziel dieser Menschen ist.

Im Ministerium ist nun von „Hypothesen und Vermutungen“ aus anderen Quellen die Rede. Eine Sprecherin betonte auf erneute Nachfrage, dass wegen der dynamischen Entwicklung derzeit „keine belastbare Prognose“ zur Größenordnung der Migration möglich sei. 

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU): Sein eigenes Ministerium distanziert sich von seiner Aussage. (Quelle: Jens Schicke/imago images)

17.15 Uhr: Taliban geben wohl Warnschüsse am Kabuler Flughafen ab

Taliban-Kämpfer feuern in Kabul nach Angaben der Islamisten Warnschüsse in die Luft, um eine Menschenmenge am Flughafen der afghanischen Hauptstadt auseinanderzutreiben. Man habe nicht die Absicht, jemanden zu verletzen, sagte ein Taliban-Vertreter. Das massive Chaos vor dem Flughafen dauere an. Verantwortlich dafür sei der „chaotische Evakuierungsplan“ der westlichen Streitkräfte.

Taliban am Flughafen Kabul: Die Islamisten beschweren sich über das durch die Evakuierungen verursachte „Chaos“. (Quelle: Kyodo News/imago images)

17.10 Uhr: Drei Frauen bei Taliban-Pressekonferenz

Charlotte Bellis ist Journalistin für den Sender Al Jazeera. Am Dienstag besuchte sie die erste Pressekonferenz der Taliban in Kabul, stellte auch Fragen. Mehrere Medien berichteten im Anschluss über die „mutige, blonde Journalistin“, die angeblich als einzige Frau an der Pressekonferenz teilnahm. Bellis korrigiert diese Berichte auf Twitter: „Es waren auch zwei andere afghanische Journalistinnen dort – Frauen, die viel mutiger waren als ich.“

16.50 Uhr: Bericht: Bereits Ende Juni war Evakuierung von Ortskräften aus Masar-i-Scharif geplant

Afghanische Ortskräfte und ihre Familien hätten laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ bereits Ende Juni aus dem nordafghanischen Masar-i-Scharif in Sicherheit gebracht werden können. Für den 25. August habe das Bundesverteidigungsministerium zwei Charterflugzeuge organisiert gehabt, berichtete das Blatt in seiner Donnerstagsausgabe. Die Operation sei damals aber an Streitigkeiten um Pass- und Visaanforderungen gescheitert.

Mitglieder der Taliban patrouillieren durch Kabul: Besonders Ortskräfte der internationalen Truppen gelten als gefährdet. (Quelle: XinHua/dpa)

Dem „SZ“-Bericht zufolge waren die Maschinen bei zwei spanischen Airlines bestellt worden, um 60 afghanische Ortskräfte der Bundeswehr und ihre Familienangehörigen auszufliegen. Bis zu 300 Menschen hätten so in Sicherheit gebracht werden können – vier Tage vor dem Ende des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Die Bundeswehr hatte in Masar-i-Scharif ihren Hauptstützpunkt in Afghanistan gehabt.

Die Flüge seien wegen bürokratischer Hindernisse nicht zustande gekommen, hieß es. „Zu dem geplanten Durchführungszeitpunkt konnten die Voraussetzungen wie Pass und Visa für die sichere Abfertigung der möglichen Passagiere vor Ort nicht mehr erfüllt werden“, zitierte die „SZ“ einen Sprecher des Verteidigungsministeriums. Dabei sei es vor allem darum gegangen, die Ortskräfte und ihre Angehörigen einerseits zweifelsfrei zu identifizieren und vor der Ausreise zu prüfen, ob sie berechtigt seien, nach Deutschland gebracht zu werden.

16.26 Uhr: Außerordentliches Nato-Treffen am Freitag 

Die Außenminister der Nato-Staaten kommen am Freitag zu einer außerordentlichen Videokonferenz zusammen, um über die Lage in Afghanistan zu beraten. Das teilte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Mittwoch auf Twitter mit. Dadurch solle die „enge Abstimmung“ fortgesetzt und das gemeinsames Vorgehen erörtert werden, hieß es. 

16.19 Uhr: Opposition: Keine Antworten von Maas auf offene Fragen zu Afghanistan

Nach der Sitzung des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags zu Afghanistan hat die Opposition Außenminister Heiko Maas (SPD) vorgeworfen, alle wichtigen Fragen offen gelassen zu haben. „Neue Erkenntnisse gab es nicht“, sagte der FDP-Außenpolitiker Bijan Djir-Sarai am Mittwoch in Berlin. So habe Maas beispielsweise nicht erklären können, wie es zu der Fehleinschätzung gekommen sei, dass Kabul nicht fallen werde. „Diese Frage bleibt weiterhin im Raum.“

Maas selbst verließ die Sondersitzung des Ausschusses ohne eine Äußerung vor den wartenden Journalisten. Der Afd-Außenpolitiker Armin Paul Hampel bezeichnete die Situation in Afghanistan als „Desaster“ und sagte zu der Ausschusssitzung: „Für mich war das eine Kakophonie der Erklärungsversuche.“ 

15.52 Uhr: Präsident Ghani hält sich in Abu Dhabi auf

Der aus Afghanistan vor der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban geflohene Präsident, Aschraf Ghani, befindet sich in Abu Dhabi. Die Vereinigten Arabischen Emirate hätten Ghani und dessen Familie „aus humanitären Gründen“ aufgenommen, erklärte das Außenministerium in Abu Dhabi laut der staatlichen Nachrichtenagentur WAM am Mittwoch.

Aschraf Ghani: Der Afghanische Präsident soll bei seiner Flucht per Helikopter 169 Millionen US-Dollar mitgenommen haben. (Quelle: Rahmat Gul/AP/dpa)

Nach Angaben der russischen Botschaft in Kabul vom Montag war Ghani am Samstag vor den Taliban mit vier Wagen und einem Hubschrauber voller Geld aus Afghanistan geflohen. Berichten zufolge soll er 169 Millionen US-Dollar außer Landes gebracht haben. Viele Afghanen reagierten wütend und warfen ihm die Zerstörung des Landes vor. 

Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten in der jüngeren Vergangenheit mehrmals hohen ausländischen Staatsvertretern mit Problemen in ihrem Heimatland Schutz gewährt. Vergangenes Jahr ging der unter Korruptionsverdacht stehende ehemalige König Juan Carlos von Spanien ins Exil in die Emirate. Die in Abwesenheit zu fünf Jahren Haft verurteilte ehemalige thailändische Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra fand 2017 in Dubai Schutz.

15.49 Uhr: Laschet fordert klare Linie im Umgang mit Taliban

Hilfe für Afghanistan unter einer Taliban-Führung sollte nach Ansicht von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet an enge Konditionen geknüpft werden. Die EU müsse sehr schnell eine Linie für den Umgang mit den Taliban festlegen, fordert der CDU-Chef in Oldenburg. „Bestimmte Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die internationale Gemeinschaft weiter in Afghanistan hilft und präsent ist“, fügt er hinzu. Laschet hatte zuvor die Ausreise von Afghaninnen gefordert, die sich zivilgesellschaftlich engagiert hätten. Die NRW-Regierung hatte mitgeteilt, sie wolle 1.000 Afghaninnen aufnehmen. 

15.22 Uhr: Taliban-Vertreter treffen sich mit Karsai und Abdullah

In Afghanistan haben sich Vertreter der militant-islamistischen Taliban mit anderen politischen Kräften getroffen. Demnach sprachen am Mittwoch Ex-Präsident Hamid Karsai und der Leiter des Hohen Rates für Nationale Versöhnung Abdullah Abdullah mit dem hochrangigen Taliban-Mitglied Anas Hakkani. Ein Mitarbeiter Karsais teilte danach mit, es sei um Pläne und weitere Treffen gegangen, wenn die politische Führung der Taliban-Bewegung in Kabul eingetroffen sein werde. Das Treffen habe im Haus von Abdullah Abdullah in Kabul stattgefunden.

Am Dienstag hatte der Sprecher der Taliban während einer Pressekonferenz erklärt, man wolle auch andere politische Kräfte an der Macht beteiligen. Wie genau in Zukunft das Land geführt werden soll, wie eine Regierung aussehen wird, welchen Namen und Struktur sie haben soll, ist noch unbekannt. Laut Sprecher Mudschahid arbeitet die Taliban-Führung gerade „ernsthaft“ daran.

15.05 Uhr: Rund 5.000 Menschen in den vergangenen 24 Stunden evakuiert

In den vergangenen 24 Stunden sind nach Angaben eines westlichen Informanten rund 5.000 Diplomaten, Sicherheitskräfte, Entwicklungshelfer und Afghanen aus Kabul evakuiert worden. Die Evakuierungen durch Militärflüge würden weiterhin rund um die Uhr fortgesetzt, sagte die Person der Nachrichtenagentur Reuters. Das Chaos außerhalb des Flughafens zu klären sei eine Herausforderung.

14.25 Uhr: Afghanischer Präsident Ghani soll mit 169 Millionen US-Dollar geflohen sein 

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani soll bei seiner Flucht aus Afghanistan 169 Millionen US-Dollar außer Landes gebracht haben. Das berichtet der „BBC“-Journalist Kawoon Khamoosh auf Twitter mit Verweis auf den afghanischen Botschafter in Tadschikistan.

Ghani hatte das Land Berichten zufolge am Sonntag – als die Taliban faktisch die Macht in Kabul übernahmen – mit vier Autos und einem Hubschrauber verlassen. 

14.01 Uhr: WHO: Medizinische Not bei Flüchtlingen in Afghanistan wächst

Vor den Taliban in Afghanistan flüchtende Menschen sind in wachsender medizinischer Not. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete am Mittwoch, dass in Kliniken in Kabul und anderen afghanischen Städten immer mehr Fälle von Durchfallerkrankungen, Mangelernährung, Bluthochdruck und Corona-Symptomen aufträten. Dazu kämen vermehrt Schwangerschaftskomplikationen. Die WHO habe zwei mobile Gesundheitsteams bereitgestellt, aber der Einsatz müsse wegen der Sicherheitslage immer wieder unterbrochen werden.

Durch die vermehrten Kämpfe in den vergangenen Monaten sei die Zahl der konfliktbedingten Verletzungen deutlich gestiegen. 70 von der WHO unterstützte Kliniken behandelten im Juli fast 14.000 Betroffene, verglichen mit gut 4.000 im Juli vergangenen Jahres. Es sei aber gelungen, unter anderem die nötigsten Präparate für die medizinische Grundversorgung für mehrere Tausend Menschen nach Kabul und Helmand zu liefern.

13.45 Uhr Videos aufgetaucht: Afghanen protestieren gegen Taliban 

In mehreren afghanischen Städten haben am Mittwoch offenbar Menschen gegen die Taliban-Herrschaft protestiert. Auf einem Video, das auf dem Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlicht wurde, ist zu sehen, wie Demonstranten in der Stadt Dschalalabad die weiße Taliban-Flagge durch die afghanische ersetzen. Die Taliban antworten auf die Aktion der Demonstranten mit Schüssen. Bei den Protesten sind mindestens drei Menschen getötet und mehr als ein Dutzend verletzt worden. Das berichten zwei Augenzeugen und ein früherer Polizeivertreter der Nachrichtenagentur Reuters. 

Auch in der Städten Nangarhar und Chost im Osten des Landes haben Menschen die afghanische Flagge gehisst, wie auf anderen Videos zu sehen ist. In Chost sollen die Taliban unbestätigten Berichten zufolge auf die Demonstranten geschossen haben. Dabei habe es auch Tote und Verletzte gegeben. 

13.30 Uhr: EU-Parlamentspräsident will Flüchtlinge auf alle EU-Staaten verteilen

Der Präsident des EU-Parlaments, David Sassoli, fordert, dass in die EU gelangte Afghanen auf alle Mitgliedstaaten verteilt werden. „Wir haben eine Verantwortung. Ich glaube, die EU-Kommission kann ihre Verteilung unter den Mitgliedstaaten autorisieren, um eine gleiche Belastung zu sichern. Dies kann rasch gemacht werden“, sagt Sassoli.

13.27 Uhr: Schweiz will vorerst keine größeren Gruppen Flüchtlinge aufnehmen 

Die Schweiz will vorerst keine größere Gruppe von Menschen direkt aus Afghanistan aufnehmen. Asylgesuche sollen nach dem üblichen Verfahren geprüft werden, erklärt die Regierung. Hingegen erhalten rund 40 lokale Mitarbeiter des Kooperationsbüros der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Kabul und ihre engsten Angehörigen ein humanitäres Visum – insgesamt rund 230 Personen.

Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet, die lokalen Mitarbeiter und Schweizer Bürger aus Afghanistan zu bringen. Bislang hätten sich rund 30 Schweizer gemeldet, die das Land verlassen wollen. Außenminister Ignazio Cassis bedankt sich in diesem Zusammenhang für die Unterstützung der USA und Deutschlands.

13.25 Uhr: Bundesregierung will so lange wie möglich evakuieren 

Die Bundesregierung will so lange wie möglich so viele Menschen wie möglich aus Kabul evakuieren. Das sagt Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

13.23 Uhr: Nächste Bundeswehrmaschine in Usbekistan gelandet

Der vierte Evakuierungsflug der Bundeswehr von Kabul ist am Mittag in der usbekischen Hauptstadt Taschkent gelandet. Das teilte die Bundeswehr auf Twitter mit. An Bord der Maschine seien demnach 180 Personen gewesen. Noch am Mittwoch sollen drei weitere Flüge durchgeführt werden. 

Laut Bundesverteidigungsministerium wurden bislang über 450 schützenswerte Personen aus Afghanistan ausgeflogen. 

13.15 Uhr: 17 Verletzte bei Massenpanik am Tor zu Flughafen 

Bei einer Massenpanik an einem Tor zum Flughafen Kabul werden nach Angaben eines Nato-Vertreters 17 Menschen verletzt. Afghanische Zivilsten seien aufgefordert worden nicht zum Flughafen zu kommen, es sei denn, sie hätten einen Reisepass und ein Visum. Der Nato-Vertreter, der nicht namentlich genannt werden will, erklärt, er habe keine Hinweise auf Übergriffe von Taliban-Kämpfern außerhalb des Flughafens.

12.38 Uhr: Röttgen nennt Lage in Afghanistan „dramatischen Scherbenhaufen“

Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat die Situation in Afghanistan nach der faktischen Machtübernahme der Taliban als „dramatischen Scherbenhaufen“ bezeichnet. „Es ist ein menschliches Drama und eine Katastrophe, es ist eine politische Katastrophe, es ist ein moralisches Scheitern des Westens“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestags am Mittwoch vor Beginn einer Sondersitzung des Gremiums. Die geostrategischen Auswirkungen seien noch gar nicht überschaubar. „Es ist eine Zäsur, die wir erleben, die alles ergreift und betrifft – vom individuell Menschlichen bis zur Weltlage.“

Röttgen machte deutlich, dass Deutschland bei der Evakuierung von Bundesbürgern und afghanischen Ortskräften nun voll auf das Wohlwollen der militant-islamistischen Taliban angewiesen sei. „Die Taliban sind jetzt die Machthaber im Land“, sagte er. „Alles, was dort stattfindet, findet statt, weil die Taliban es noch dulden. Und nur, sofern die Taliban es dulden.“ Er sehe nicht, welches Druckinstrument der Westen in den Gesprächen mit den Islamisten haben könnte. „Das ist eine der Veränderungen, die stattgefunden hat: dass wir jetzt bitten müssen, dass Rettung möglich bleibt und wie lange sie möglich bleibt. Alles ist jetzt in der Hand der Taliban.“

12.36 Uhr: Taliban haben Gespräche mit Ex-Präsident Karsai geführt

Die Taliban haben sich nach Angaben aus ihren Reihen mit Ex-Präsident Hamid Karsai zu Gesprächen getroffen. Auch das ranghohe Mitglied der bisherigen Regierung, Abdullah Abdullah, sei bei dem Treffen dabei gewesen, sagt ein Taliban-Vertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Auf Taliban-Seite habe der Anführer der Hakkani-Gruppe, Anas Hakkani, teilgenommen. Details zu den Gesprächen nannte der Taliban-Vertreter nicht. Es sei noch zu früh zu sagen, ob die Taliban in ihre neue Regierung auch Mitglieder früherer Regierungen einbeziehen würden, erklärt er. Karsai war von 2001 bis 2014 afghanischer Präsident.

12.28 Uhr: Johnson ist gegen einen erneuten Einsatz in Afghanistan

Der britische Regierungschef Boris Johnson spricht sich gegen einen erneuten Nato-Einsatz in Afghanistan aus. „Ich halte es wirklich für eine Illusion zu glauben, dass bei einem unserer Partner Appetit auf eine fortgesetzte Militärpräsenz oder auf eine von der Nato entwickelte militärische Lösung in Afghanistan besteht“, sagte Johnson vor dem extra aus der Sommerpause zurückgerufenen Parlament. Er glaube auch nicht, dass es eine Option sei, Zehntausende britische Soldaten in den Kampf gegen die Taliban zu schicken.

12.25 Uhr: Bericht: Taliban wollen offenbar Geld für die Ausreise von Ortskräften

Damit Ortskräfte ausländischer Staaten zum Flughafen kommen dürfen, wollen die Taliban offenbar Geld verlangen. Das berichtet die „Bild“. Für die afghanischen ehemaligen Mitarbeiter soll demnach jeweils ein „Kopfgeld“ ausgehandelt werden.

11.47 Uhr: Bericht: US-Geheimdienste warnten vor Kollaps der afghanischen Armee

US-Geheimdienste haben nach Informationen der „New York Times“ bereits im Juli vor einem raschen Zusammenbruch des afghanischen Militärs gewarnt. In mehreren Berichten stellten sie zu dieser Zeit unter anderem in Frage, ob afghanische Sicherheitskräfte den radikalislamischen Taliban ernsthaften Widerstand leisten würden, schrieb das Blatt unter Berufung auf informierte Kreise. Lesen Sie hier mehr darüber.

11.11 Uhr: Hunderte Afghanen harren am Flughafen in Kabul aus

Hunderte Menschen halten sich laut Augenzeugenberichten rund um den Kabuler Flughafen auf.  Kinder, Frauen und Männer harren demnach in den Straßen um das Flughafengelände aus. Viele hätten dort auch übernachtet. In der Stadt kursieren fälschlicherweise Gerüchte, wonach alle, die es auf den Flughafen schaffen, auch evakuiert werden. Deshalb fahren viele Menschen dorthin. Sie versuchen über Sprengschutzmauern oder anderen Wegen, auf das Gelände zu kommen. 

11.05 Uhr: Nepal bittet Deutschland: Sicherheitsleute aus Afghanistan ausfliegen

Nepal hat Deutschland und andere Länder gebeten, nepalesische Sicherheitsleute in Afghanistan in Sicherheit zu bringen. Rund 1.500 Nepalesen hatten dort für Botschaften und Büros der Vereinten Nationen gearbeitet, sagte eine Sprecherin des nepalesischen Außenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Aus dem Auswärtigen Amt war zu hören, dass der für den Außenschutz des deutschen Botschaftsgeländes in Kabul beauftragte Sicherheitsdienstleister eine mittlere bis hohe zweistellige Zahl von nepalesischen Kräften eingesetzt hatte. Am Dienstag hatten die USA 118 Nepalesen aus Afghanistan in ihre Heimat gebracht.

11.04 Uhr: Britischer General spricht von positiver Zusammenarbeit mit Taliban

Der Befehlshaber der britischen Streitkräfte, General Nick Carter, hat sich positiv über die Zusammenarbeit mit den militant-islamistischen Taliban bei der Evakuierung von britischen Staatsbürgern und Ortskräften aus Afghanistan geäußert. „Wir arbeiten mit den Taliban zusammen, die für Sicherheit sorgen“, sagte Carter am Mittwoch im Radiosender BBC 4. Die Taliban stellten sicher, dass das Zentrum der Hauptstadt Kabul sehr ruhig sei. Bislang gebe es keine Berichte, dass Menschen Schwierigkeiten hätten, an den Flughafen zu gelangen. Die Taliban arbeiteten „hart“ daran, dass es ruhig bleibe. Für den raschen Zusammenbruch der afghanischen Streitkräfte machte Carter einen Mangel an Vertrauen in die bisherige politische Führung verantwortlich.

10.51 Uhr Deutschland fliegt weitere 176 Menschen aus

Die erste Evakuierungsmaschine am heutigen Mittwoch – insgesamt ist es die vierte deutsche Maschine – ist wieder aus Kabul abgehoben. 176 Menschen sollen sich an Bord der Maschine in Richtung der usbekischen Hauptstadt Taschkent befinden. Das teilte Außenminister Heiko Maas auf Twitter mit. 

10.06 Uhr Frankreich fliegt weitere 216 Menschen aus Afghanistan aus

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat Frankreich weitere 216 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Wie der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian am Mittwoch erklärte, waren darunter 184 besonders schutzbedürftige Afghanen. Bei der Evakuierungsmission, die in der Nacht erfolgte, wurden demnach auch 25 französische Staatsangehörige außer Landes gebracht. Nach Angaben des Generalstabs sollen sie im Laufe des Tages in Frankreich eintreffen.

Die Menschen hatten zuvor im Gebäude der französischen Botschaft in Kabul Zuflucht gesucht, wie Le Drian mitteilte. Unter den Evakuierten befanden sich demnach auch vier Niederländer, ein Ire und zwei kenianische Staatsbürger.

10.03 Uhr Vierter deutscher Evakuierungsflug Richtung Kabul gestartet

Zur Evakuierung von Menschen aus Afghanistan ist am Mittwochmorgen ein weiteres Flugzeug der Bundeswehr Richtung Kabul gestartet. Die Maschine vom Typ A400M sei in der usbekischen Hauptstadt Taschkent abgehoben, um weitere deutsche Staatsangehörige, Ortskräfte und weitere gefährdete Personen aus Kabul auszufliegen, teilte das Bundesverteidigungsministerium mit.

Die Bundeswehr hatte am Dienstagabend 139 Menschen aus der afghanischen Hauptstadt nach Taschkent ausgeflogen. An Bord des dritten Evakuierungsflugs befanden sich nach Angaben des Auswärtigen Amts „deutsche, andere europäische und afghanische Staatsbürger“.

131 Menschen, die zuvor aus Kabul in Sicherheit gebracht worden waren, landeten in der Nacht zu Mittwoch an Bord einer Lufthansa-Maschine in Frankfurt. Im Laufe des Tages waren nach Angaben vom Dienstag insgesamt vier Evakuierungsflüge nach Kabul geplant.

9.55 Uhr Regierung beschließt Evakuierungseinsatz

Die Bundesregierung hat den Einsatz von bis zu 600 Bundeswehrsoldaten für die Evakuierungsaktion im afghanischen Kabul beschlossen. Das Kabinett billigte am Mittwoch den Entwurf für ein entsprechendes Bundestagsmandat, über das voraussichtlich in der kommenden Woche im Parlament abgestimmt werden soll. Der bereits seit Montag laufende Einsatz ist bis Ende September befristet. Mit dem Mandat wollen Regierung und Parlament nachträglich die rechtliche Grundlage dafür schaffen. Mehr dazu lesen Sie hier. 

9.45 Uhr Todenhöfer für Verhandlungen mit Taliban

Der Publizist Jürgen Todenhöfer hält nach dem faktischen Machtwechsel in Afghanistan Verhandlungen mit den radikalislamischen Taliban für notwendig. „Ja, natürlich“, sagte Todenhöfer am Mittwoch im Deutschlandfunk auf eine entsprechende Frage. Jetzt sei die Stunde der Diplomatie. Deutschland mit seiner traditionellen Freundschaft zu dem Land sei besonders gefragt. „Jetzt brauchen wir kluge Diplomatie.“ Todenhöfer begrüßte, dass der deutsche Botschafter in Afghanistan, Markus Potzel, im Golf-Emirat Katar mit Taliban-Vertretern sprechen will. Er fügte aber hinzu: „Er müsste nach Kabul.“

Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete, der immer wieder Krieg- und Krisengebiete bereiste, sieht eine „gewisse Chance“, dass die Taliban sich nicht an Afghanen rächen, die für ausländische Streitkräfte oder Organisationen tätig waren. „Keiner weiß es. Und jeder muss es hoffen“, sagte der 80-Jährige. Die Islamisten müssten Interesse an Stabilität haben. Sie hätten gesehen, dass ihre bisherige Strategie gegenüber der eigenen Bevölkerung eine Katastrophe gewesen sei.

Todenhöfer verwies darauf, dass Kabul 1996 zum Zeitpunkt der damaligen Machtübernahme durch die Taliban eine Stadt mit 500.000 Einwohnern gewesen sei. Heute sei Afghanistans Hauptstadt eine moderne Stadt mit fünf Millionen Menschen. Wenn die Taliban es nicht schafften, diese zu ernähren und dafür zu sorgen, dass die Kinder zur Schule und später auf Universitäten gehen könnten, verlören sie die Bevölkerung wieder, sagte Todenhöfer.

9.31 Uhr Kritik an britischen Plänen zur Aufnahme afghanischer Flüchtlinge

Die britische Regierung ist mit ihrem Plan zur Aufnahme von 20.000 Menschen aus Afghanistan in den kommenden Jahren auch in der eigenen Partei in die Kritik geraten. Der konservative Abgeordnete Tobias Ellwood bezeichnete die Pläne in der Zeitung „Daily Mirror“ (Mittwoch) als „elendig unangemessen“. Zudem sei die geplante Aufnahme über einen zu langen Zeitraum gestreckt. Im ersten Jahr will Großbritannien im Rahmen des Programms bislang 5.000 Menschen aufnehmen.

Auch von der Labour-Opposition kam Kritik, der Plan werde der Herausforderung nicht gerecht. Die Schottische Nationalpartei SNP forderte die Aufnahme von bis zu 40.000 Menschen. Am Mittwoch stand im britischen Parlament eine Afghanistan-Debatte auf dem Programm. Innenministerin Priti Patel deutete im Sender Sky News an, die Zahl der afghanischen Ortskräfte, die jetzt aufgenommen werden, könnte von 5.000 auf 10.000 erhöht werden. Nach offiziellen Angaben fliegt Großbritannien derzeit täglich beinahe 1.000 Menschen aus Kabul aus.

9.21 Uhr Bericht: BND unterschätzte die Taliban massiv

Noch zwei Tage vor dem Fall der afghanischen Hauptstadt Kabul in die Hände der radikalislamischen Taliban hat der Bundesnachrichtendienst (BND) die Taliban massiv unterschätzt. Das legt nun ein neuer Bericht der „Bild“-Zeitung nahe. Am 13. August tagte der Krisenstab der deutschen Bundesregierung zur Lage in dem Land. Aus einem entsprechenden Protokoll der Sitzung zitiert die „Bild“-Zeitung die Position des BND wie folgt: „Übernahme Kabuls durch TLB (Taliban, Anmerkung der Redaktion) vor 11.9. eher unwahrscheinlich.“ Die Taliban hätte „derzeit kein Interesse“ an einer militärischen Einnahme Kabuls. 

8.55 Uhr WhatsApp sperrt offizielle Talibangruppen

Mutterkonzern Facebook sperrt jetzt offizielle WhatsApp-Gruppen und -Accounts der Taliban. Das Unternehmen will dies aber nicht als politische Maßnahme verstanden wissen und beruft sich auf offizielle US-Sanktionen. Mehr dazu lesen Sie hier. 

8.30 Uhr Australien evakuiert 26 Menschen – und wird kritisiert

Laut dem australischen Regierungschef Scott Morrison habe Australien im Rahmen eines ersten Evakuierungsfluges 26 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen. Das berichtet die BBC. Das Flugzeug sei für 128 Personen ausgelegt. Die Nichtregierungsorganisation „Human Rights Watch“ bezeichnete diesen ersten Flug als „enttäuschend“. Australien will weitere Flüge nach Kabul schicken. 

Am Mittwoch hatte Morrison mitgeteilt, dass Australien keine zusätzlichen Menschen aufnehmen würde. Die Verpflichtung im Rahmen von UN-Vereinbarungen würde aber eingehalten – nicht mehr als 3.000 Visa würden für afghanische Staatsbürger ausgestellt. Großbritannien und Kanada haben jeweils angekündigt, zusätzlich 20.000 Afghanen aufzunehmen. Das schließt der australische Premier aus. 

7.45 Uhr NRW will 1.000 Afghaninnen zusätzlich aufnehmen

Nordrhein-Westfalen will zusätzlich 1.000 Afghaninnen aufnehmen. „Wir haben diese Frauen und ihre besonders extreme Gefährdung im Blick“, sagt Ministerpräsident Armin Laschet der „Rheinischen Post“. Daher gebe es zusätzlich zu den 800 Plätzen für Ortskräfte aus Afghanistan nun dieses Kontingent. Damit wolle man schnellstmöglich besonders bedrohten Bürgerrechtlerinnen, Menschenrechtsaktivistinnen, Künstlerinnen, Journalistinnen und anderen mit ihren Familien in Deutschland eine sichere Unterkunft bieten, wird die Landesregierung zitiert. Die Notsituation erfordere schnelles humanitäres Handeln.

7.12 Uhr USA zweifeln am Gelingen ihres Evakuierungsplans

In den USA gibt es Zweifel, ob die Evakuierung von bis zu 22.000 Afghanen gelingen kann, die etwa als Ortskräfte ein spezielles Einreisevisum erhalten haben. Um das zu erreichen, müssten „zu viele Dinge hundertprozentig klappen“, sagt ein US-Offizieller zu Reuters. Viele westliche Nationen stehen wegen der Übernahme der Hauptstadt Kabul durch die Taliban derzeit vor dem Problem, ob sie ihre afghanischen Ortskräfte sowie Personen, die sie schützen wollen, noch ausfliegen können. Die Taliban kontrollieren auch die Gegend um den Flughafen, der derzeit von den USA betrieben wird.

6.50 Uhr Indien evakuiert alle Diplomaten aus Afghanistan

Indien hat seine Botschafter und alle anderen Diplomaten aus Afghanistan evakuiert. Das berichtet die „BBC“. Demnach wurden sie mit einem Militärflugzeug am Dienstag ausgeflogen. An Bord seien rund 150 Personen gewesen, darunter Sicherheitspersonal und einige andere indische Staatsbürger. Die Maschine landete am Dienstagabend auf dem Luftwaffenstützpunkt Hindon. 

Der indischen Außenminister Subrahmanyam Jaishanka bezeichnete die Evakuierung laut Bericht als „schwierig“. Weitere Inder, die sich laut dem indischen Botschafter in Afghanistan noch im Land befänden, sollen ausgeflogen werden, sobald der kommerzielle Flugverkehr wieder aufgenommen wird. 

6.40 Uhr: Bislang 2.200 Zivilisten und Diplomaten ausgeflogen 

Bislang sind mehr als 2.200 Diplomaten und andere Zivilisten mit Militärflugzeugen aus Kabul herausgebracht worden, heißt es in westlichen Sicherheitskreisen in der afghanischen Hauptstadt. Wann zivile Flüge von Kabul aus wieder starten könnten, sei derzeit noch offen.

3.45 Uhr: Erster Lufthansa-Flug in Frankfurt gelandet

Die erste Lufthansa-Maschine mit Evakuierten aus Afghanistan ist in Frankfurt gelandet. Nach Angaben der Fluggesellschaft befinden sich rund 130 Personen an Bord. Der Airbus vom Typ A340 übernahm in der usbekischen Hauptstadt Taschkent Passagiere von Bundeswehr-Flügen aus Kabul und startete am Dienstagabend von dort Richtung Deutschland.

Lufthansa-Maschine kommt in Frankfurt an: An Bord befanden sich etwa 130 Menschen. (Quelle: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Die Bundesregierung hatte den Langstreckenjet gechartert. Die Lufthansa wird in Absprache mit der Bundesregierung auch Evakuierungsflüge aus Doha in Katar und möglicherweise auch aus anderen Anrainerstaaten Afghanistans anbieten, wie ein Sprecher am Dienstag sagte. Für die nächsten Tage sei eine noch unbekannte Zahl von Flügen geplant.

Frankfurter Flughafen: Ein Paar umarmt einen Mann, der aus der Evakuierungsmaschine aus Kabul stieg. (Quelle: Thilo Schmuelgen/Reuters)

3 Uhr: AKK will Auslandseinsätze der Bundeswehr überprüfen

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) will nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan die Auslandseinsätze der Bundeswehr überprüfen. „Wir müssen aus diesem Einsatz unsere Lehren ziehen.

Deshalb werden wir die anderen Auslandseinsätze der Bundeswehr dahingehend überprüfen, ob wir gut aufgestellt sind und was wir möglicherweise besser machen müssen“, sagte Kramp-Karrenbauer der Zeitung „Rheinische Post“. „Wir sollten dabei auch anerkennen, was die Bundeswehr in den letzten 20 Jahren geleistet hat.“ 

2.09 Uhr: Bundeswehr muss Evakuierungsflüge aussetzen

Die Bundeswehr muss mangels Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen in Kabul die Evakuierungsflüge nach Usbekistan vorübergehend einstellen. Der Grund sei die momentan fehlende Verfügbarkeit der Flughafenfeuerwehr in Kabul“, teilte die Bundeswehr auf Twitter mit.

Um den nicht durchgeführten Flug zu kompensieren, seien für Mittwoch vier Flüge nach Kabul vorgesehen.

2 Uhr: Österreich will keine Menschen aus Afghanistan aufnehmen

Österreich ist nach der Machtübernahme durch die Taliban nicht bereit, künftig zusätzliche Geflüchtete aus Afghanistan aufzunehmen. „Es gibt keinen Grund warum ein Afghane jetzt nach Österreich kommen sollte“, sagt Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) der Zeitung „Welt“ vor den Beratungen der EU-Innenminister am Mittwoch.

Nehammer forderte, die Nachbarstaaten Afghanistans bei der Aufnahme von Flüchtlingen in die Pflicht zu nehmen. „Das heißt, oberste Priorität ist jetzt mit den Nachbarländern von Afghanistan zu reden, damit Schutz und Hilfe in der Region sichergestellt ist – ganz im Sinne der Genfer Konvention. „Abschiebezentren in der Region rund um Afghanistan wären eine Möglichkeit.“

1 Uhr: Dritte Bundeswehr-Maschine mit Evakuierten in Taschkent gelandet

In der usbekischen Hauptstadt Taschkent ist in der Nacht zu Mittwoch die dritte Bundeswehr-Maschine mit aus Kabul evakuierten Deutschen und Ortskräften gelandet. Das teilte die Bundeswehr am frühen Mittwochmorgen via Twitter mit. „Von dort aus wird die Weiterreise der über 135 evakuierten Personen vorbereitet“, hieß es weiter. An diesem Mittwoch seien vier weitere Flüge nach Kabul vorgesehen, um einen am Vortag nicht durchgeführten Flug zu kompensieren. Momentan sei die Flughafenfeuerwehr in Kabul nicht verfügbar.

Laut Auswärtigem Amt werden die Menschen von Taschkent am Mittwoch mit der Lufthansa weiter nach Deutschland gebracht. Das Verteidigungsministerium teilte auf Twitter mit, nunmehr seien mehr als 260 Personen aus Afghanistan ausgeflogen worden. „Und wir evakuieren solange es geht weiter“, betonte das Ministerium.

1.00 Uhr: UNHCR will trotz Taliban-Herrschaft bleiben

Das Hilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) will trotz der dramatischen Sicherheitslage und der Evakuierung zahlreicher westlicher Botschaften in Afghanistan weiterarbeiten. „Wir wollen im Land bleiben, weil die Menschen dort jetzt mehr denn je Hilfe brauchen. Mit anderen humanitären Organisationen zusammen wollen wir, im Einklang mit humanitären Grundsätzen der Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit, in Afghanistan bleiben und humanitäre Hilfe leisten“, sagt die UNHCR-Deutschlandchefin, Katharina Lumpp, der Zeitung „Welt“.

Man konzentriere sich dabei auf „die Unterstützung von Vertriebenen und anderen Menschen in Not in Afghanistan, solange wir Zugang zu ihnen haben und so gut wir das in dieser schwierigen Situation, die sich noch dazu ständig verändert, können“. Nach Angaben des UNHCR arbeiten derzeit rund 200 Mitarbeiter in Afghanistan.

23.55 Uhr: Großbritannien will bis zu 5.000 Afghanen aufnehmen

Großbritannien will zunächst bis zu 5.000 Afghanen aufnehmen, die vor den Taliban fliehen. Im Rahmen dieses Programms sollen vor allem Frauen, Mädchen und Mitglieder von religiösen Minderheiten nach Großbritannien einreisen dürfen, sagt Innenministerin Priti Patel. Langfristig könne das Programm auf bis zu 20.000 Personen ausgeweitet werden.

23.40 Uhr:  USA – Videoschalte wegen Afghanistan mit G7-Partnern kommende Woche

Wegen der aktuellen Lage in Afghanistan wollen die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten nach Angaben von US-Präsident Joe Biden in einer Videokonferenz beraten. Die Schalte in der kommenden Woche hätten Biden und Großbritanniens Premier Boris Johnson in einem Telefonat vereinbart, teilte das Weiße Haus am Dienstag mit.

22.26 Uhr: Rund 130 Evakuierte auf dem Weg nach Deutschland

Die erste Lufthansa-Maschine mit Evakuierten aus Afghanistan an Bord ist am Dienstagabend vom Bundeswehr-Drehkreuz im usbekischen Taschkent Richtung Frankfurt am Main gestartet. Nach dpa-Informationen sind rund 130 Menschen an Bord.

22.10 Uhr: Borrell: EU wird mit den Taliban sprechen müssen

Die Europäische Union wird nach den Worten des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell mit den radikalislamischen Taliban in Afghanistan Gespräche führen müssen. „Die Taliban haben den Krieg gewonnen, also werden wir mit ihnen sprechen müssen“, sagte Borrell am Dienstag nach einem Dringlichkeitstreffen der EU-Außenminister. Dies bedeute nicht, dass ihre Herrschaft schnell offiziell anerkannt werden müsse.

Die EU werde „so schnell wie nötig in einen Dialog treten, um ein humanitäres und potenzielles Flüchtlings-Desaster“ zu verhindern. Dabei werde es auch um die Mittel gehen, um eine Rückkehr ausländischer Terroristen nach Afghanistan zu vermeiden, fügte Borrell hinzu. „Das ist keine Frage offizieller Anerkennung, es ist eine Frage des Umgangs mit ihnen.“

Die EU müsse außerdem mit den Taliban sprechen, um zu erreichen, dass afghanische Ortskräfte der EU und ihre Familien den Flughafen von Kabul erreichen könnten. Zur Sicherstellung der Ausreise von Zivilisten aus Afghanistan verhandeln auch die Regierungen Deutschlands und der USA direkt mit den radikalislamischen Taliban.

22.20 Uhr: Ortskräfte kommen nicht an Kabuler Flughafen – Gespräche mit Taliban

Die Bundesregierung sucht den Kontakt zu den Taliban, um die Ausreise von Ortskräften aus Afghanistan zu ermöglichen. Der ehemalige Sonderbeauftragte der Bundesregierung für Afghanistan, Markus Potzel, sei auf dem Weg nach Katar, sagte Außenminister Heiko Maas am Dienstag in Berlin. Potzel hatte schon in der Vergangenheit an den Friedensverhandlungen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung in der katarischen Hauptstadt Doha teilgenommen. „Er wird ab heute Abend dort sein und damit selber auch die Möglichkeit haben, Gespräche zu führen“, sagte Maas. Hier lesen Sie mehr.

22.25 Uhr: Bidens Zustimmungswerte auf Tiefststand

Einer Reuters/Ipsos-Umfrage vom Montag zufolge befürworten noch 46 Prozent der US-Bürger die Politik von Präsident Joe Biden. Das ist ein Rückgang von sieben Prozentpunkten und der tiefste Stand seit der Amtsübernahme im Januar. Für eine Fortsetzung des Militäreinsatzes in Afghanistan sind demnach 34 Prozent der Befragten. Doppelt so viele – 68 Prozent – sind der Meinung, dass der Krieg so oder so ein schlechtes Ende genommen hätte.

22.20 Uhr: Leiche in Radkasten von Evakuierungsmaschine gefunden

Die US-Luftwaffe kündigt nach dem Fund einer Leiche in einem Radkasten eines Evakuierungsflugzeugs eine Untersuchung an. Die C-17 sei am Montag in Kabul gelandet und auf dem Rollfeld von Hunderten afghanischen Zivilisten umstellt worden, heißt es in einer Erklärung. „Angesichts der sich rapide verschlechternden Sicherheitslage rund um das Flugzeug beschloss die C-17-Besatzung, den Flugplatz so schnell wie möglich zu verlassen.“ Hier lesen Sie mehr.

22.05 Uhr: Dritte Evakuierungsmaschine in Kabul gestartet

In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Dienstagabend eine dritte Maschine zur Evakuierung von Deutschen und Ortskräften gestartet. An Bord seien 139 Menschen, teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) im „heute journal“ des ZDF mit. Eine weitere Maschine stehe bereit. „Im Moment sind die Tore am Flughafen geschlossen, sobald die wieder geöffnet sind, werden wir diesen Betrieb fortsetzen“, so Maas.

21.40 Uhr: Bericht: Taliban hindern Menschen mit Gewalt an Zugang zu Flughafen

Mit Schüssen, Peitschen und Stockhieben sollen Taliban-Kämpfer gegen Afghanen vorgehen, die versuchen, zum Flughafen zu gelangen. Das berichtet ein Journalist der „Los Angeles Times“ auf Twitter, der nach eigenen Angaben selbst Augenzeuge war. Bilder des Vorfalls zeigen mehrere schwer verwundete Menschen, auch eine Frau und ein Kind. Inzwischen soll der Zugang zum Flughafen komplett abgesperrt sein, das berichtet die „Bild“.

21.09 Uhr: USA: Waffen des afghanischen Militärs teils in Händen der Taliban

Waffen und andere Ausrüstung der afghanischen Sicherheitskräfte sind nach US-Angaben nun zum Teil in den Händen der Taliban. Es gebe zwar keine genaue Liste dazu, wo sich nun alle militärischen Gegenstände befänden, aber ein „ordentlicher Anteil“ davon sei an die Taliban gefallen, sagte US-Präsident Joe Bidens nationaler Sicherheitsberater, Jake Sullivan. „Und wir haben natürlich nicht den Eindruck, dass sie diese bereitwillig am Flughafen an uns übergeben werden“, sagte Sullivan am Dienstag.

20.12 Uhr: US-Generalinspekteur: USA hatten „Unkenntnis“ über Afghanistan

Die US-Regierung hat während ihres Einsatzes in Afghanistan einem Bericht zufolge wenig Kenntnis über das Land gehabt und demzufolge zahlreiche Fehlentscheidungen getroffen. „Die Unkenntnis der vorherrschenden sozialen, kulturellen und politischen Gegebenheiten in Afghanistan hat erheblich zu den Fehlern auf strategischer, operativer und taktischer Ebene beigetragen“, hieß es in einem Dienstag veröffentlichtem Bericht des US-Generalinspekteurs für den Wiederaufbau in Afghanistan (Sigar).

Die US-Regierung sei zum Beispiel fälschlicherweise davon ausgegangen, dass die Herausforderungen mit Blick auf Staatsführung im Irak und Afghanistan ähnlich seien. „Tatsächlich waren sie es nicht“, heißt es in dem Bericht. Die Autorinnen und Autoren nennen auch ein Beispiel für verfehlte Planung: Die Konstruktion einiger von den USA finanzierter Schulen habe für die Installation des Daches einen Kran vorgesehen. „Aber Kräne konnten in dem bergigen Gelände, das für viele Teile des Landes charakteristisch ist, nicht eingesetzt werden“, heißt es.

20.06 Uhr: US-Berater – Evakuierungen könnten bis Ende August weitergehen

Dem Nationalen Sicherheitsberater der USA zufolge könnten die Evakuierungen aus Kabul bis zum 31. August weitergehen. Man führe Gespräche mit den Taliban über einen Zeitplan, sagt Jake Sullivan. Diese hätten für Zivilisten freien Zugang zum Flughafen zugesichert.

19.49 Uhr: Verbände: Archäologen in Afghanistan „in äußerster Gefahr“

Mit Deutschland verbundene Archäologen in Afghanistan sind nach Einschätzung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und zahlreicher Archäologie-Verbände „in äußerster Gefahr“. In einem gemeinsamen Appell an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Heiko Maas (SPD) setzen sich die sieben Kultur-Organisationen ein für „unsere Kollegen in Afghanistan, die sich jahrelang mit Ihrer Unterstützung um den Erhalt des Kulturerbes Afghanistans bemüht haben“.

19.31 Uhr: Deutschland will mit Taliban-Vertretern sprechen

Die Bundesregierung will sich in Gesprächen mit Taliban-Vertretern um Ausreisemöglichkeiten für einheimische Ortskräfte in Afghanistan bemühen. Der deutsche Botschafter in Kabul, Markus Potzel, sei in die katarische Hauptstadt Doha gereist, wo US-Vertreter mit Taliban-Repräsentanten im Gespräch sind, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Dienstagabend in Berlin.

Der Diplomat wolle in seinen Gesprächen in Doha darauf hinwirken, „dass auch Ortskräfte sich an den Flughafen begeben können und auch ausgeflogen werden können“, sagte Maas. Bislang können nach seinen Angaben nur ausländische Staatsbürger die Taliban-Kontrollposten auf dem Weg zum Flughafen der Hauptstadt Kabul passieren, afghanische Bürger würden zurückgewiesen.

18.34 Uhr: Maas: Werden 180 Menschen heute noch ausfliegen können

Deutschland kann nach Angaben von Außenminister Heiko Maas am Dienstag noch 180 Menschen aus Kabul ausfliegen. Diese Personen befänden sich bereits am Flughafen, sagt Maas in Berlin. „Im Moment hat sich vor den Toren des Flughafens die Situation noch einmal etwas verändert. Es gibt wohl durchaus auch Gefahrensituationen.“ Deshalb sei der Zugang zu dem Tor erschwert. Die Taliban ließen nur ausländische Staatsbürger zum Flughafen vor, Ortskräfte und andere Afghanen könnten nicht zum Flughafen gelangen. „Wir werden aber diese 180 Personen, die im Flughafen sind, mit den Maschinen, die zur Verfügung stehen, auf jeden Fall heute noch ausfliegen können.“

18.20 Uhr: Tschechiens Präsident prognostiziert wachsendes Misstrauen gegen Nato 

Tschechiens Präsident Milos Zeman spricht von einem Versagen der Nato in Afghanistan, das die Legitimität der Allianz infrage stelle. Das Misstrauen einer Reihe von Mitgliedsstaaten werde wachsen, erklärt er in einem im Internet veröffentlichten Interview. „Sie werden sagen: Wenn ihr in Afghanistan versagt habt, wie könnt ihr garantieren, dass ihr nicht in einer anderen kritischen Situation versagen werdet?“ heißt es weiter. „Da Investitionen in die Nato irgendwie Geldverschwendung sind, sollten sich unsere Militärausgaben auf die nationalen Verteidigung konzentrieren.“ Zema ist für eine pro-russische und pro-chinesische Haltung bekannt.

18.14 Uhr: Laschet fordert Koordinierung der Außenpolitik im Kanzleramt

Als Lehre aus der Afghanistan-Entwicklung muss nach Ansicht von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet die Koordinierung der Außen- und Sicherheitspolitik im Kanzleramt konzentriert werden. „Trotz Widerspruch der SPD bleibe ich dabei: Deutschland braucht einen Nationalen Sicherheitsrat“, twittert der CDU-Chef. Man müsse stärker vorausschauend Politik betreiben, wozu ein besseres Lagebild aus allen verfügbaren Bereichen gehöre. Zudem müssten alle Akteure an einem Tisch sitzen, damit es keinen Streit über Zuständigkeiten gebe. „Die Bedrohungen, mit denen wir es zu tun haben, sind nicht nur militärisch, sondern betreffen etwa auch die Themen Klima, Handel, Gesundheit und Entwicklung“, schreibt Laschet. Nötig sei eine nationale Sicherheitsstrategie, auf die sich die gesamte Bundesregierung einigen müsse. Die SPD hatte den von der Union vorgeschlagenen Nationalen Sicherheitsrat abgelehnt.

18.11 Uhr: Erste Evakuierte aus Kabul zurück in Deutschland

Die ersten Mitarbeiter der deutschen Botschaft in Kabul sind nach ihrer Evakuierung aus Afghanistan zurück in Deutschland. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur landeten sie am Dienstagnachmittag mit einer Linienmaschine auf dem Berliner Hauptstadtflughafen in Schönefeld. Mehr dazu hier.

18.03 Uhr: Kramp-Karrenbauer lehnt Rücktritt ab

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) lehnt einen Rücktritt angesichts der Ereignisse in Afghanistan ab. „Ich scheue mich vor keiner politischen Diskussion, schon gar nicht im Wahljahr. In diesem Moment steht aber die Rettung der Menschen im Vordergrund“, sagte sie der „Rheinischen Post“ laut Vorabbericht vom Dienstag. Sie konzentriere sich mit den Männern und Frauen der Bundeswehr jetzt darauf, durch die Evakuierungs- und Rettungsaktion so lange wie möglich so viele Menschen wie möglich aus Afghanistan herauszubekommen.

18.02 Uhr: Fitnessstudio und Freizeitpark: Wie sich die Taliban in Kabul vergnügen

Während viele Menschen in Afghanistan um ihr Leben fürchten, vergnügen sich einige Taliban-Kämpfer in der kürzlich eroberten Hauptstadt. Die bizarren Videos gehen um die Welt. Mehr dazu hier.

18.01 Uhr: Entwuf – 600 Bundeswehr-Soldaten sollen nach Afghanistan

Die Bundesregierung strebt ein Mandat für einen befristeten Afghanistan-Einsatz zur Evakuierung an, das die Entsendung von bis zu 600 Soldaten erlaubt. Das geht aus einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Entwurf für das Bundeskabinett am Mittwoch hervor. „Zur Durchführung von konkreten Operationen kann, zum Zweck der Verlegung von Personal in unterstützender Funktion in angrenzende Räumen, die Personalobergrenze zeitlich befristet überschritten werden. Gleiches gilt in Notsituationen“, heißt es. Das Mandat soll bis zum 30. September befristet werden. Die Kosten würden „voraussichtlich insgesamt rund 40 Millionen Euro betragen“.

17.51 Uhr: Umfrage: Unterstützung bei US-Bürgern für Afghanistan-Abzug drastisch gesunken

In der US-Bevölkerung ist die Unterstützung für den Truppenabzug aus Afghanistan angesichts der Machtübernahme der Taliban und der chaotischen Lage drastisch zurückgegangen. Laut einer am Dienstag vom Nachrichtenportal „Politico“ veröffentlichten Umfrage befürworten nur noch 49 Prozent der Wähler den von Präsident Joe Biden angeordneten vollständigen Truppenabzug. Das sind 20 Prozentpunkte weniger als im April, als es 69 Prozent waren.

In der Umfrage gaben zudem nur 25 Prozent der Befragten an, der Abzug verlaufe gut. Die Umfrage unter 1.999 registrierten Wählern war von Freitag bis Montag geführt worden.

17.49 Uhr: Taliban-Sprecher: Frauenrechte im Rahmen der Scharia

Dem Taliban-Sprecher zufolge bekennt sich das islamische Emirat zu den Rechten von Frauen innerhalb der Scharia, dem islamischen Recht. Da die afghanischen Frauen Muslimas seien, würden sie auch froh sein, innerhalb des Rahmens der Scharia zu leben, sagt Sabihullah Mudschahid. Die Frauen in Afghanistan hätten das Recht, unter anderem an Bildung und der Gesundheitsversorgung teilzuhaben.

Auf die Frage, ob Frauen in den Medien arbeiten dürfen sollen, sagt der Taliban-Sprecher, zuerst sollten die Regierungsbildung und Einführung der Gesetze abgewartet werden. Dann könnten diese Gesetze und Vorschriften umgesetzt werden.

17.44 Uhr: Taliban-Sprecher: Afghanistan wird frei von Drogen werden

Afghanistan soll nach Darstellung des Taliban-Sprechers ein drogenfreies Land werden. Ab jetzt werde sich niemand am Drogenschmuggel beteiligen, sagt Sabihullah Mudschahid. Die Staatengemeinschaft solle dabei Afghanistan helfen, damit alternative Nutzpflanzen angebaut werden könnten.

17.29 Uhr: Merkel telefoniert mit Staatschefs zu Afghanistan

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat mit anderen europäischen Staatenlenkern eine enge Koordination bei den Evakuierungsflügen aus Afghanistan vereinbart. Wie Regierungssprecher Steffen Seibert am Dienstag mitteilte, telefonierte Merkel mit dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, dem britischen Premierminister Boris Johnson, sowie dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi. Demnach vereinbarten sie eine „enge Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung vor Ort“ bei der Evakuierung von eigenen Staatsbürgern sowie afghanischen Ortskräften.

17.13 Uhr: Taliban-Vizechef Mullah Baradar in Kandahar gelandet

Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban ist mit Mullah Abdul Ghani Baradar der bislang höchstrangige Vertreter der militanten Islamisten offiziell in Afghanistan eingetroffen. Eine Delegation unter der Leitung von Mullah Baradar sei am Nachmittag (Ortszeit) am Flughafen Kandahar gelandet, teilte ein Sprecher der Taliban am Dienstag auf Twitter mit. Mullah Baradar ist Vize-Chef der Bewegung und Leiter des politischen Büros der Taliban in Doha.

17.00 Uhr: Taliban-Sprecher: „Sind niemandem feindlich gesinnt“

Die Taliban haben sich zum ersten Mal auf einer Pressekonferenz in Kabul geäußert. Dort sicherten sie zu, dass sie niemandem feindlich gesinnt und Übersetzer und andere frühere Mitarbeiter ausländischer Staaten auf Befehl ihres Führers begnadigt seien, berichtet der afghanische Sender TOLOnews. „Wir wollen keine Feinde im In- oder Ausland“, sagte Sprecher Sabihullah Mudschahid. Außerdem sicherte er zu, dass ausländische Botschaften nicht in Gefahr seien. „Wir versichern der Welt, insbesondere den Vereinigten Staaten, dass sich Afghanistan nicht gegen andere wenden wird.“

Allerdings müssten andere Länder akzeptieren, dass die Afghanen eigene Gesetze und Werte festlegen. Diese seien zu respektieren. Zudem werde es nicht geduldet, wenn sich Medien in Afghanistan gegen den Islam richten würden.

16.57 Uhr: Pentagon: US-Militär am Flughafen spricht mit Taliban

Die Kommandeure der US-Truppen am Flughafen Kabul stehen nach Angaben des Pentagons in Kontakt mit den Taliban-Kämpfern außerhalb des Flughafengeländes. Es habe Gespräche gegeben, und „es gibt zwischen ihnen und uns eine Kommunikation“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Dienstag. Solche Kontakte gebe es mehrmals pro Tag. Kirby wollte sich nicht zum Inhalt der Gespräche äußern. Er verwies aber darauf, dass es bislang keine Angriffe gegen die Mission der US-Truppen am Flughafen gegeben habe.

16.55 Uhr: Vize-Präsident Saleh erklärt sich zum Interimspräsidenten

Der Erste Vize-Präsident Afghanistans, Amrullah Saleh, ist nach eigener Darstellung der „legitime geschäftsführende Präsident“ des Landes. In einer Serie von Botschaften auf Twitter ruft er die Bevölkerung auf, sich „dem Widerstand anzuschließen“. Er selbst halte sich in Afghanistan auf und werde sich unter keinen Umständen den „Taliban-Terroristen“ unterwerfen. Im Gegensatz zu den USA und der Nato „haben wir unseren Mut nicht verloren und sehen große Chancen für die Zukunft“. Salehs Aufenthaltsort ist nicht bekannt.

16.40 Uhr: Lufthansa fliegt Gerettete weiter nach Frankfurt

Nach den ersten Evakuierungen aus Kabul übernimmt die Lufthansa den weiteren Transport der Menschen nach Deutschland. Bereits in der Nacht zum Mittwoch werde eine erste Maschine aus dem usbekischen Taschkent in Frankfurt erwartet, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich um einen von der Bundesregierung gecharterten Langstreckenjet vom Typ Airbus A340.

Lufthansa werde in Absprache mit der Bundesregierung auch Evakuierungsflüge aus Doha in Katar und möglicherweise auch aus anderen Anrainerstaaten Afghanistans anbieten. Für die nächsten Tage sei eine noch unbekannte Zahl von Flügen geplant. Im regulären Linienverkehr fliegt die Lufthansa Usbekistan derzeit nicht an.

16.38 Uhr: Nato-Generalsekretär: Politische Führung in Kabul hat „versagt“

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat der früheren afghanischen Regierung die Schuld für die Niederlage gegen die radikalislamischen Taliban zugesprochen. „Das Versagen der afghanischen Führung hat zu der Tragödie geführt, die wir heute erleben“, sagte Stoltenberg am Dienstag in Brüssel nach einer Nato-Krisensitzung zur Lage in Afghanistan.

„Letztendlich hat die politische Führung Afghanistans es nicht geschafft, den Taliban die Stirn zu bieten und die friedliche Lösung zu erreichen, die die Afghanen unbedingt wollten“, betonte der Nato-Generalsekretär. Das Bündnis arbeite nun daran, die Sicherheit des verbleibenden zivilen Nato-Personals und der örtlichen Mitarbeiter zu gewährleisten.

16.26 Uhr: Weißes Haus: Derzeit rund 3.500 US-Soldaten am Flughafen Kabul

Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach Angaben des Weißen Hauses inzwischen mit rund 3.500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Das erklärte ein Vertreter der US-Regierung am Dienstag. Das Verteidigungsministerium erklärte, die Zahl werde im Lauf des Tages noch auf rund 4.000 ansteigen. In einigen Tagen sollen es dann bis zu 6.000 Soldaten sein. Am Flughafen seien auf dem militärischen und dem zivilen Teil wieder Starts und Landungen möglich, erklärte das Weiße Haus. Die Soldaten sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

Afghanen am Flughafen von Kabul: Sie versuchen verzweifelt, das Land zu verlassen. (Quelle: Shekib Rahmani/AP/dpa)

16.01: Bundeswehrmaschine mit 125 Geretteten in Usbekistan gelandet

Die zweite Evakuierungsmaschine der Bundeswehr mit 125 Menschen aus Afghanistan an Bord ist am Dienstagnachmittag in Taschkent im Nachbarland Usbekistan gelandet. Das sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr der Deutschen Presse-Agentur, nachdem „Bild“ dies zuerst gemeldet hatte.

Von Usbekistan aus sollen die Menschen mit Sonderflügen der Lufthansa nach Deutschland gebracht werden, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas am Dienstag.

15.48 Uhr: Merkel setzt auf Nachbarländer

Nach der Machtübernahme der Taliban setzt Kanzlerin Angela Merkel im Fall einer größeren Fluchtbewegung zunächst einmal auf eine Unterbringung in den Nachbarstaaten Afghanistans. „Bevor man über Kontingente spricht, muss man erst mal über sichere Möglichkeiten für Flüchtlinge in der Nachbarschaft von Afghanistan reden“, sagte die CDU-Politikerin am Dienstag in Berlin. Dies werde sie noch am selben Tag mit UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi besprechen. „Dann kann man in einem zweiten Schritt darüber nachdenken, ob besonders betroffene Personen kontrolliert und auch unterstützt nach Europa und in die europäischen Länder kommen.“

15.47 Uhr: Stoltenberg: Rückkehr der Taliban erhöht Terrorgefahr

Die Rückkehr der Taliban erhöht nach Einschätzung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg die Terrorgefahr. Die Militärallianz müsse wachsam bleiben. Er fordert die Taliban auf, sicherzustellen, dass Afghanistan nicht erneut zu einer Brutstätte für Terrorismus werde. „Die, die jetzt die Macht übernehmen, müssen gewährleisten, dass internationale Terroristen nicht Fuß fassen“, sagt er in Brüssel.

Stoltenberg forderte zudem, Lehren aus den jüngsten Ereignissen in Afghanistan zu ziehen. Die Frage sei, warum die afghanischen Streitkräfte, die man über so viele Jahre hinweg ausgebildet, ausgerüstet und unterstützt habe, nicht in der Lage gewesen seien, den Taliban stärker Widerstand zu leisten. Man sei sich bei der Abzugsentscheidung bewusst gewesen, dass es das Risiko einer Machtübernahme durch die Taliban gebe. Die Geschwindigkeit sei aber eine Überraschung gewesen. „Es müssen Lehren gezogen werden“, sagte Stoltenberg.

15.36 Uhr: Maas: Zwei weitere Evakuierungsflüge geplant

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) kündigte am Dienstag zwei weitere Evakuierungsflüge an. Die Lage am Flughafen in Kabul habe sich stabilisiert und die Bundeswehr sichere den Zugang. Im gesicherten Bereich des Flughafens in Kabul befinden sich laut Maas derzeit 100 weitere Personen.

Von Usbekistan aus sollen die geretteten Menschen mit Sonderflügen der Lufthansa nach Deutschland gebracht werden.

Heiko Maas: Der Außenminister hat weitere Flüge nach Kabul angekündigt. (Quelle: Annegret Hilse/Reuters)

15.33 Uhr: Russland fordert von Taliban „allumfassende Regierung“

Russland hat die bisherigen Zusicherungen der Taliban nach deren Machtübernahme in Afghanistan als ein „positives Signal“ gewertet. Russland sehe „hoffnungsvolle Signale von Seiten der Taliban“, dass sie bereit seien, andere politische Kräfte an einer Regierung zu beteiligen, sagte Außenminister Sergej Lawrow am Dienstag in Kaliningrad. Er forderte eine „allumfassende Regierung“ in Kabul: Moskau unterstütze die Einleitung eines „nationalen Dialogs“ „unter Beteiligung aller politischen, ethnischen und religiösen Kräfte“.

Obwohl Russland die Taliban als „terroristische Organisation“ betrachtet, unterhält es seit mehreren Jahren Beziehungen zu ihnen. Erst im vergangenen Monat war eine Delegation der Taliban in Moskau. Im Gegensatz zu den meisten westlichen Ländern hält Russland zudem den Betrieb seiner Botschaft in Kabul aufrecht.

15.22 Uhr: Tschechischer Evakuierungsflug verlässt Kabul mit rund 90 Menschen

Ein zweiter Evakuierungsflug der tschechischen Armee aus Afghanistan hat am Dienstag Kabul verlassen. An Bord seien neben Botschafter Jiri Baloun und tschechischen Soldaten auch afghanische Ortskräfte mit ihren Familien, teilte Verteidigungsminister Lubomir Metnar bei Twitter mit. „Unsere Soldaten sind bis an die Grenze ihrer Möglichkeiten gegangen, um so viele Menschen wie möglich an Bord zu bringen“, fügte er hinzu. Insgesamt soll es sich um knapp 90 Personen handeln, darunter auch kleine Kinder. Die Bedingungen am Flughafen in Kabul wurden als „extrem kompliziert“ beschrieben. Bereits am Montag hatte ein erster Flug 46 Menschen nach Prag in Sicherheit gebracht.

15.12 Uhr: Merkel: Deutschland will möglichst viele Menschen aus Kabul retten

Trotz der schwierigen Lage am Flughafen in Kabul will die Bundesregierung noch möglichst viele besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan retten. „Deutschland möchte noch sehr vielen Menschen helfen, die uns geholfen haben“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Dienstag nach einem Treffen mit der estnischen Ministerpräsidentin Kaja Kallas in Berlin. „Für uns ist es ganz wichtig, alles zu tun, um noch möglichst viele Menschen außer Landes zu bringen.“

14.25 Uhr: Zweites Rettungsflugzeug gestartet

Ein zweites Rettungsflugzeug mit 125 Menschen an Bord ist nach Angaben des Verteidigungsministeriums aus Kabul gestartet. Darunter seien „deutsche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte sowie weitere zu Schützende“, schreibt das Ministeriums auf Twitter. Ziel der Maschine ist Taschkent in Usbekistan.

14.20 Uhr: Merkel: Suchen Kontakt zu weiteren Personen

Deutsche Behörden versuchen nach Angaben von Kanzlerin Angela Merkel, Kontakt zu rund 1.000 Ortskräften im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit herzustellen, die aber teilweise nicht in Kabul seien. Dazu kämen die Helfer von Nichtregierungsorganisationen.

Der Grund, warum man diese zunächst nicht auf der Liste der zu Evakuierenden hatte, sei die Annahme gewesen, dass man die Entwicklungszusammenarbeit nach dem Abzug des Militärs zunächst fortsetzen könne, sagte Merkel. Dies sei nun nicht mehr möglich. Zudem kümmere man sich um Kontakte „zu Menschenrechtsaktivisten, die uns immer geholfen haben“. Man müsse sehen, wie viele man in den nächsten Tagen erreichen könne und ob diese zum Flughafen kommen könnten.

14.01 Uhr: Bericht: Etwa 120 Menschen im zweiten Rettungsflugzeug

Wie die „Bild“-Zeitung berichtet, werden mit der zweiten Maschine rund 120 Menschen ausgeflogen. Darunter sind demnach Deutsche und Bürger aus Nato-Staaten. 

Normalerweise passen in den Airbus 114 Passagiere, jedoch wurde die Begrenzung aufgehoben. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte angekündigt, der Auftrag sei, so viele Menschen wie möglich auszufliegen. Mit der ersten Maschine wurden sieben Menschen ausgeflogen. 

13.52 Uhr: Auswärtiges Amt schickt E-Mail an Deutsche in Kabul

Das Auswärtige Amt hat den Deutschen in Kabul eine E-Mail mit Sicherheitshinweisen geschickt. „Im Laufe des Tages wird es voraussichtlich Evakuierungsmöglichkeiten aus Kabul mit der Bundeswehr und Flügen des US-Militärs geben“, zitiert die „Bild“-Zeitung aus der Mail. Aber: Man solle die Risiken abwägen, die der Weg zum Flughafen ergeben könne. „Im Einzelfall kann es angezeigt und sicherer sein, in der häuslichen Umgebung zu verbleiben und nach Beruhigung der allgemeinen Sicherheitslage zu einem späteren Zeitpunkt auszureisen.“

13.45 Uhr: USA wollen pro Tag 5.000 bis 9.000 Menschen evakuieren

Die USA rechnen damit, pro Tag 5.000 bis 9.000 Menschen aus Kabul ausfliegen zu können. Das sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, John Kirby, dem Sender CNN. In den USA stünden drei Militärstützpunkte bereit, um in den kommenden Wochen bis zu 22.000 afghanische Helfer aufzunehmen. Seinen Angaben nach sichern rund 3.500 US-Soldaten den Kabuler Flughafen. Er warnt, jeder Angriff auf Menschen oder Abläufe am Flughafen werde sofort beantwortet.

13.40 Uhr: Brandenburg sagt Erstaufnahme afghanischer Ortskräfte zu

Brandenburg will die Erstaufnahme der ankommenden afghanischen Ortskräfte übernehmen. „Schnelle Hilfe ist jetzt entscheidend“, sagte der Brandenburger Innenminister Michael Stübgen (CDU). Die ersten Ortskräfte sollen demnach am Donnerstag eintreffen, die Zentrale Ausländerbehörde (ZABH) habe bereits alle notwendigen Vorbereitungen getroffen.

13.16 Uhr: Bundeswehr will offenbar mehr Soldaten an Flughafen Kabul verlegen

Die Bundeswehr will noch im Laufe des Dienstags mehr Soldaten an den Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul verlegen, um die Evakuierungsflüge der Luftwaffe abzusichern. Dies geht aus einem vertraulichen Sachstandsbericht des Bundesverteidigungsministeriums für den Bundestag hervor, welcher der Nachrichtenagentur AFP vorliegt. Die Soldaten sollen demnach vom Drehkreuz Taschkent im benachbarten Usbekistan nach Kabul verlegt werden.

„Es ist beabsichtigt, die zu evakuierenden Personen in mehreren Umläufen mit geschütztem militärischen Lufttransportraum von Kabul in das sichere Umfeld des Gastlandes Usbekistan auszufliegen und sie in einem weiteren Schritt von dort aus unter Federführung des Auswärtigen Amtes nach Deutschland zu verlegen“, heißt es in dem Dokument. Es ist gekennzeichnet als „VS – nur für den Dienstgebrauch“.

13.14 Uhr: Zweites deutsches Flugzeug gelandet

Die zweite Bundeswehrmaschine für die Evakuierungsaktion in Afghanistan ist auf dem Flughafen in Kabul gelandet. Das sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Dienstag in Berlin. „Der Auftrag an unsere Kräfte ist nach wie vor, solange es möglich ist, so viele wie möglich rauszufliegen.“ Dies gelte nicht allein für Deutsche oder afghanische Ortskräfte, sondern etwa auch für Menschen aus Partnerländer. „Wir nehmen alles mit, was vom Platz her in unsere Flugzeuge passt.“ 

12.59 Uhr: UNHCR fordert offene Grenzen für afghanische Flüchtlinge

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) hat alle Länder aufgefordert, Flüchtende aus Afghanistan hereinzulassen und niemanden mehr dorthin abzuschieben. UNCHR-Sprecherin Shabia Mantoo begründete dies am Dienstag in Genf mit der sich verschlechternden Sicherheitslage, der Menschenrechtssituation und der humanitären Krise in Afghanistan, wo die militant-islamistischen Taliban faktisch die Macht übernommen haben.

„Staaten haben die rechtliche und moralische Verantwortung, den aus Afghanistan Fliehenden Schutz zu gewähren und Flüchtende nicht zwangsweise zurückzuschicken“, sagte sie. Usbekistan und Griechenland haben bereits angekündigt, Fluchtbewegungen verhindern zu wollen. 

12.56 Uhr: Uganda nimmt 2.000 Geflüchtete auf

Uganda nimmt auf Bitten der USA zeitweise 2000 Flüchtlinge aus Afghanistan auf. „Sie werden hier drei Monate leben, bevor die US-Regierung sie woanders ansiedelt“, erklärt die für Flüchtlinge zuständige Ministerin Esther Anyakun Davinia.

12.31 Uhr: Zweite deutsche Maschine nach Kabul gestartet

Ein zweites deutsches Evakuierungs-Flugzeug ist laut Medienberichten auf dem Weg zum Kabuler Flughafen. Wie die „Bild“-Zeitung und ein Spiegel-Journalist berichten, ist ein Airbus A400M der Luftwaffe um 11.40 Uhr aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent in Richtung Kabul gestartet. Dort soll es voraussichtlich gegen 13.30 Uhr deutscher Zeit landen. Die Landebahn des Flughafens in Kabul sollen nun wieder frei von Menschenmassen sein. 

12.10 Uhr Bundesregierung setzt Entwicklungshilfe für Afghanistan aus

Nach der faktischen Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan hat die Bundesregierung die staatliche Entwicklungshilfe für das Land ausgesetzt. Das sagte Entwicklungsminister Gerd Müller der Deutschen Presse-Agentur und der „Rheinischen Post“. Lesen Sie hier mehr. 

11.51 Uhr Taliban-Spitze fordert von Kämpfern die Achtung ausländischer Botschaften

Die Taliban weisen nach Angaben eines Sprechers der Islamisten ihre Kämpfer an, Botschaften nicht zu betreten und keine Fahrzeuge von Diplomaten zu behindern. „Die Mitglieder der Taliban sind angewiesen worden auf allen Ebenen sicherzustellen, dass wir jede Vertretung eines Landes in Afghanistan respektieren“, sagt ein Vertreter der Taliban, der nicht namentlich genannt werden will. Die Bürger werden von den Taliban demnach aufgefordert, ihren üblichen Arbeiten nachzugehen.

11.40 Uhr Steinmeier: Sind für Tragödie in Afghanistan mitverantwortlich

„Wir erleben in diesen Tagen eine menschliche Tragödie, für die wir Mitverantwortung tragen, und eine politische Zäsur, die uns erschüttert und die Welt verändern wird“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Das Staatsoberhaupt betonte: „Die Bilder der Verzweiflung am Flughafen von Kabul sind beschämend für den politischen Westen. Umso mehr müssen wir jetzt zu denen stehen, denen wir durch ihre Arbeit und Unterstützung für ihren Einsatz verpflichtet sind.“

Bundespräsident Steinmeier am Dienstag in Berlin: „Die Bilder der Verzweiflung am Flughafen von Kabul sind beschämend für den politischen Westen.“ (Quelle: dpa)

Der rasche Zusammenbruch der afghanischen Regierung und ihrer Streitkräfte sowie die widerstandslose Übernahme der Herrschaft durch die Taliban werde „lange Schatten werfen“, sagte Steinmeier. „Das Scheitern unserer jahrelangen Anstrengungen in Afghanistan, ein stabiles, tragfähiges Gemeinwesen aufzubauen, wirft grundlegende Fragen für Vergangenheit und Zukunft unseres außenpolitischen und militärischen Engagements auf“, sagte der ehemalige Außenminister.

11.25 Uhr Unicef: Bislang keine Probleme in Zusammenarbeit mit Taliban

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef gibt sich zuversichtlich, auch mit den Taliban zusammenarbeiten zu können. Man könne in fast alle Teile Afghanistans Hilfsgüter liefern, erklärt der Verantwortliche für die Verteilung der Hilfen, Mustapha Ben Messaoud. „Wir haben fortlaufend Gespräche und sind auf der Grundlage dieser Gespräche recht optimistisch. Wir haben kein einziges Problem mit den Taliban in den Außenstellen.“

11.22 Uhr Frankreich fliegt 45 Menschen aus Afghanistan aus

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan hat Frankreich 45 Menschen aus Kabul ausgeflogen. Ein Airbus unter anderem mit Franzosen und afghanischen Ortskräften werde am Dienstagnachmittag auf dem Pariser Flughafen Charles de Gaulle erwartet, teilte das französische Verteidigungsministerium mit. Sie waren zuvor auf der französischen Militärbasis Al Dhafra in den Vereinigten Arabischen Emiraten zwischengelandet.

Verteidigungsministerin Florence Parly sagte dem Radiosender RTL, „nach einer sehr chaotischen Lage“ am Flughafen Kabul habe die französische Militär-Transportmaschine in der Nacht Richtung Golfregion starten können. Französische Eliteeinheiten hätten den Abflug gesichert. Über die Luftbrücke sollen nach ihren Worten in den kommenden Tagen noch weitere Menschen ausgeflogen werden.

Präsident Emmanuel Macron hatte am Montagabend in einer Fernsehansprache angekündigt, Dutzende Franzosen sowie afghanische Helfer würden ausgeflogen. Der französische Botschafter in Kabul, David Martinon, sagte vor dem Start des Evakuierungsfluges, auch indische und nepalesische Soldaten seien an Bord. Sie hatten geholfen, die Botschaft zu sichern.

11.17 Uhr Zweite Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr soll bald starten

Die zweite Evakuierungs-Maschine der Bundeswehr soll noch am Dienstagvormittag vom usbekischen Taschkent aus Richtung Kabul starten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Militärkreisen. Der erste Evakuierungsflieger vom Typ A400M war am Montagabend unter dramatischen Umständen in der afghanischen Hauptstadt gelandet. Wegen der gefährlichen Lage am Flughafen konnte er nur sieben Menschen ausfliegen: Fünf Deutsche, eine Person aus einem anderen europäischen Land und eine afghanische Ortskraft.

11.08 Uhr Taliban-Vize: Kein Kämpfer darf Häuser in Kabul betreten 

Der Vizechef der radikalislamischen Taliban hat seine Kämpfer angewiesen, keine Privathäuser in der afghanischen Hauptstadt Kabul zu betreten. Unter keinen Umständen sollte irgendjemand in die Häuser von Menschen gehen oder ihre Fahrzeuge mitnehmen, hieß es in einer vom lokalen TV-Sender ToloNews veröffentlichten Audionachricht, die dem Taliban-Vizechef Mullah Jakub zugeschrieben wurde. Sollte dies ein Beamter oder eine Einzelperson tun, sei das ein „Verrat am System“ und man ziehe sie zur Rechenschaft.

Hintergrund der Botschaft ist offensichtlich, dass sich seit der faktischen Machtübernahme der Taliban in Kabul Berichte mehrten, dass Taliban-Kämpfer sich Zutritt zu Wohnhäusern verschafften und Autos mitnahmen. Gleichzeitig sagten mehrere Bewohner Kabuls auch, dass einfache Kriminelle die Ankunft der Taliban ausnutzten und wohl vorgaben, Taliban zu sein.

Bereits am Dienstag hatte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid auf Twitter erklärt, dass niemand die Häuser von ehemaligen Regierungsbeamten betreten und sie bedrohen dürfte oder ihre Autos mitnehmen könne. Vor allem Menschen, die für die Regierung oder Ausländer gearbeitet haben, haben große Sorgen, die Taliban könnten zu ihnen nach Hause kommen und sich an ihnen rächen oder ihr Vermögen plündern.

11.02 Uhr Maas: Lage am Kabuler Flughafen hat sich stabilisiert

Die Lage am Flughafen Kabul hat sich nach Angaben von Außenminister Heiko Maas stabilisiert. „Die Bundeswehr sichert nun den Zugang“, twittert der SPD-Politiker. „Weitere Evakuierungsflüge erwarten wir im Laufe des Tages. Die Botschaft hat daher eine erste Gruppe zu Evakuierender kontaktiert, um ihren Abflug zu ermöglichen.“

10.57 Uhr Türkei: Taliban senden „positive“ Signale

Die Türkei gibt sich zuversichtlich mit Bezug auf die Taliban. Die Mitteilungen der Islamisten seit der Machtübernahme seien positiv, erklärt der türkische Außenminister Mevlut Cavusoglu. Sein Land befinde sich in Gesprächen mit allen afghanischen Kräften.

10.50 Uhr Laschet: Bei Auslandseinsätzen an deren Ende denken 

Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet fordert eine Überprüfung der Strategie bei Auslandseinsätzen. „Die Lehre aus letzten 20 Jahren ist, dass das Ziel des Systemwechsels, militärisch einzugreifen, um eine Diktatur zu beenden, um eine Demokratie aufzubauen, fast durchgängig gescheitert ist“, sagt der CDU-Chef auf einer Veranstaltung in Rostock. Man müsse bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr klären, was genau das Ziel ist, wie lange sie dauern sollen und müsse vor allem an das Ende der Einsätze denken. Laschet bekennt sich aber zu dem Mali-Einsatz der Bundeswehr.

10.48 Uhr Nachbarland Usbekistan will Fluchtbewegungen verhindern

Nach der faktischen Machtübernahme der Taliban in Afghanistan will das Nachbarland Usbekistan Fluchtbewegungen in das eigene Staatsgebiet verhindern. Jeder Versuch, die Grenze zu verletzen, werde gemäß usbekischem Recht strikt unterbunden, teilte das Außenministerium am Dienstag in der Hauptstadt Taschkent mit. Die Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien stehe in Fragen des Grenzschutzes und zur Lage an der Grenze eng in Kontakt mit den radikalislamischen Taliban.

Am vergangenen Wochenende hatten nach usbekischen Angaben 22 Militärflugzeuge und 24 Hubschrauber mit zusammen 585 afghanischen Soldaten das Land erreicht. 84 afghanische Soldaten waren außerdem auf dem Landweg in die Ex-Sowjetrepublik geflohen. Darüber hinaus hatten 158 Zivilisten laut Staatsanwaltschaft illegal die Grenze überquert. Ein afghanisches Militärflugzeug wurde abgeschossen.

Dem Außenministerium zufolge will Usbekistan an den traditionell freundschaftlichen und guten nachbarschaftlichen Beziehungen zu Afghanistan festhalten. Man wolle sich weiterhin nicht in die inneren Angelegenheiten des Nachbarlandes einmischen und hoffe, dass die Machtübernahme friedlich verlaufe auf Grundlage „der allgemein anerkannten Normen des Völkerrechts“, teilte das Ministerium mit.

10.35 Uhr Griechenland will möglichen Migrantenstrom an der Grenze stoppen

Griechenland wird einen möglichen Migrantenzustrom aus Afghanistan an den Grenzen des Landes, die auch EU-Grenzen sind, stoppen. Dies sagte Migrationsminister Notis Mitarakis am Dienstag angesichts der dramatischen Entwicklungen in Afghanistan. „Wir wollen nicht, dass unser Land das Einfallstor der EU für Menschen wird, die nach Europa aufbrechen wollen“, sagte Mitarakis im griechischen Staatsfernsehen (ERT).

Über die neue Lage in Afghanistan werden am Mittwoch die Innenminister der EU beraten. Eine gemeinsame Migrationspolitik sei notwendig, sagte Mitarakis. Sein Land werde weiterhin scharf die See- und Landesgrenzen zur Türkei überwachen: „Wir wollen kein neues 2015 erleben.“ Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise vor sechs Jahren in der Ägäis waren binnen eines Jahres mehr als 850.000 Migranten aus der Türkei nach Griechenland und damit in die EU gekommen. Der Großteil dieser Menschen reiste dann nach Deutschland weiter.

10.25 Uhr Bericht: Zweiter deutscher Rettungsflug verzögert sich offenbar

Die Ankunft des zweiten deutschen Flugzeugs auf dem Kabuler Flughafen soll sich laut Informationen der „Bild“-Zeitung verzögern. Demnach soll ein deutscher Flieger um 11.30 Uhr deutscher Zeit aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent starten. 

9.27 Uhr Großbritannien fordert pragmatische Beziehungen zu den Taliban

Großbritannien fordert pragmatische Beziehungen zu den neuen Machthabern in Afghanistan. Zur Einschätzung eines Reporters des Senders Sky, die Taliban seien ein Haufen von Schlägern, sagt Außenminister Dominic Raab: „Ich werde dieser Ansicht nicht widersprechen, aber sie sind jetzt an der Macht, und wir müssen uns jetzt mit dieser Realität auseinandersetzen.“ Es gehe darum, einen positiven Einfluss auf das „neue Regime“ auszuüben. Raab warnt die Taliban, Afghanistan dürfe nie wieder Basis für Angriffe von Terroristen auf den Westen werden.

9.15 Uhr Japan: Haben alle Botschaftsmitglieder ausgeflogen

Japan hat sein gesamtes Botschaftspersonal aus Afghanistan abgezogen. „Wegen der raschen Verschlechterung der Sicherheitslage schließen wir zeitweise unsere dortige Botschaft“, teilt das Außenministerium in Tokio mit. Die zwölf letzten Botschaftsmitarbeiter seien von einer befreundeten Nation von Kabul nach Dubai geflogen worden.

8.31 Uhr Bericht: Auch KSK-Soldaten in Kabul

Auch Soldaten der Eliteeinheit KSK sollen am Kabuler Flughafen vor Ort sein. Gemeinsam mit Fallschirmjägern seien sie seit Montagnacht im Einsatz. Das berichtet die „Bild“-Zeitung. Die deutschen Soldaten seien mit dem A400M der Luftwaffe in Kabul eingetroffen.

8.05 Uhr Taliban verkünden Generalamnestie für afghanische Regierungsmitarbeiter 

Die radikalislamischen Taliban haben eine Generalamnestie für alle afghanischen Regierungsmitarbeiter verkündet. Die Islamisten forderten die Beamten am Dienstag auf, zu ihrem Arbeitsplatz zurückzukehren. „Sie sollten mit vollem Vertrauen in Ihren Alltag zurückkehren“, hieß es in einer Erklärung der Islamisten, die am Sonntag wieder die Macht in Afghanistan an sich gerissen hatten.

8.02 Uhr Türkei baut eine Mauer, um afghanische Flüchtlinge abzuhalten

Die Türkei gab bekannt, eine Mauer an der Grenze zum Iran zu bauen – um eventuelle Flüchtlingsströme aus Afghanistan abzuhalten. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP. 

Am Ende soll die Absperrung 297 Kilometer lang sein, verstärkt mit Stacheldraht und Gräben. 

7.10 Uhr Bundeswehr wartet auf Freigabe für Kabul-Flug

Eine Maschine der Bundeswehr warte derzeit auf die Freigabe der Amerikaner, um nach Kabul fliegen zu können, sagt Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in der ARD. Sie hoffe, dass in den kommenden Tagen eine Luftbrücke aufgebaut werden könne. Die Lage am Flughafen Kabul sei aber sehr unübersichtlich.

6.40 Uhr China kritisiert die USA

Chinas Außenminister Wang Yi hat in einem Telefonat mit seinem US-Kollegen Antony Blinken nach chinesischen Angaben das Vorgehen der USA und den „überhasteten“ Rückzug der US-Streitkräfte kritisiert. Auch zeige Afghanistan, dass es schwierig sei, ein ausländisches Modell in einem Land mit anderer Geschichte und Kultur anzuwenden. „Probleme mit Gewalt und militärischen Mitteln zu lösen, führt nur zu neuen Problemen“, wurde Wang Yi auch zitiert.

China sei bereit, einen Dialog mit den USA zu führen, um einen reibungslosen Übergang in Afghanistan zu fördern und einen neuen Bürgerkrieg und eine humanitäre Katastrophe zu verhindern. Das Land dürfe kein Zufluchtsort und Nährboden für Terrorismus werden. Es müsse ermutigt werden, ein „offenes und inklusives politisches System“ aufzubauen, das zu seinen nationalen Bedingungen passe. Als ständige Mitglieder im UN-Sicherheitsrat und wichtige Akteure im internationalen System müssten die USA und China kooperieren.

Chinas Außenminister wies aber auch auf die Spannungen zwischen beiden Ländern hin, deren Beziehungen auf den schlechtesten Stand seit Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1979 gefallen sind. „Die USA können China aber nicht einerseits eindämmen, unterdrücken und dessen legitimen Rechten und Interessen schaden und andererseits Kooperation und Unterstützung von China erwarten.“ Die USA müssten die „Kerninteressen“ Chinas respektieren.

Bundeswehr bringt erste Menschen aus Kabul in Sicherheit

Die Bundeswehr hat eine erste Gruppe von Menschen aus der Hauptstadt Kabul in Sicherheit gebracht. In der Nacht zum Dienstag startete ein A400M-Transportflugzeug in Richtung Taschkent in Usbekistan, wie das Bundesverteidigungsministerium im Onlinedienst Twitter mitteilte. Wie viele Menschen an Bord waren, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Die „Bild“ berichtete, es seien sieben Menschen von der offiziellen Ausflugsliste an Bord der Maschine gewesen. Mehr habe die Botschaft nicht mehr rechtzeitig zum Flughafen bringen können, auch weil in Kabul ab 21 Uhr eine Ausgangssperre herrscht, heißt es in dem Bericht, der zunächst nicht offiziell bestätigt wurde.

Wegen der chaotischen Lage auf dem Flughafen Kabul hatte sich die Evakuierungsmission der deutschen Luftwaffe zuvor stundenlang verzögert. Der A400M kreiste nach Angaben des Einsatzführungskommandos in Potsdam lange über Kabul, weil er zunächst vergeblich auf eine Landegenehmigung wartete. Das Flugzeug musste dann noch zum Tanken in ein Nachbarland fliegen. Bundeswehr-Soldaten blieben vor Ort in Kabul, um weitere Evakuierungsflüge vorzubereiten.

Entwicklungsministerium will noch tausend afghanische Ortskräfte ausfliegen

Das Bundesentwicklungsministerium will noch rund tausend afghanische Helfer von Entwicklungsprojekten aus Kabul ausfliegen. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte der „Augsburger Allgemeinen“, 13 deutsche und internationale Mitarbeiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) seien bereits ausgeflogen worden. Es müssten aber noch rund tausend afghanische Ortskräfte, die in laufenden Projekten arbeiteten, sowie deren Familien gerettet werden. Der Minister forderte, auch frühere Mitarbeiter zu berücksichten.

„Die afghanischen Ortskräfte der Entwicklungshilfe werden bei der Ausreise gleich behandelt, wie die der Bundeswehr“, versicherte Müller, der zugleich mehr Hilfe für afghanische Frauen forderte. Bei der Evakuierung Kabuls dürften auch „engagierte Menschenrechtlerinnen und Journalistinnen nicht vergessen werden“.

Bis zu 600 Bundeswehrsoldaten sollen Evakuierung absichern

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer will bis zu 600 Bundeswehrsoldaten zur Absicherung der Evakuierungsaktion in Afghanistan bereitstellen. Das sagte die CDU-Politikerin am Montag in Berlin in der Unterrichtung der Fraktionsvorsitzenden des Bundestags, an der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnahm.

Neben den speziell für solche Einsätze ausgebildeten Fallschirmjägern der Division Schnelle Kräfte sollen beispielsweise auch Feldjäger und Sanitäter zum Einsatz gekommen. Am Mittwoch will das Bundeskabinett ihren Mandatsentwurf beschließen, der Bundestag soll in der kommenden Woche darüber entscheiden. Darin könnten die 600 Soldaten, über die zuerst der „Spiegel“ berichtete, als Obergrenze festgeschrieben werden.

Laschet kündigt Aufarbeitung der Fehleinschätzung zu Afghanistan an

Unionskanzlerkandidat Armin Laschet hat eine „schonungslose“ Aufarbeitung dazu angekündigt, warum die Lage in Afghanistan auch von der Bundesregierung falsch eingeschätzt wurde. Er sagte am Montagabend in den ARD-„Tagesthemen“: „Ich sage zu: Es wird alles aufgeklärt, wir müssen Konsequenzen ziehen.“ Die Bundesregierung habe – wie alle internationalen Institutionen und Dienste – eine „Fehlkalkulation“ gemacht.

So müsse sich Deutschland bei solchen Einsätzen überlegen, was das Ziel sei. „Wie geht man geordnet hinein? Und wie geht man geordnet hinaus? Wie können wir Europäer selbst handlungsfähiger werden?“ Im Fall Afghanistan sei Deutschland fast ausschließlich von der Entscheidung der Amerikaner abhängig. „Das Bundestagsmandat für den Einsatz ging noch bis 2022. Aber nachdem die Amerikaner gesagt haben, sie ziehen sich zurück, ist Europa, ist die Bundeswehr nicht in der Lage, alleine in einem solchen Land zu bleiben“, erklärte Laschet.

„Alles das wird zu analysieren sein, auch schonungslos, auch ohne Rücksicht auf Parteien“, sagte Laschet, der auch CDU-Bundeschef und nordrhein-westfälischer Ministerpräsident ist. „Nur im Moment steht wirklich dieser Rettungseinsatz im Mittelpunkt, und darauf sollten wir uns konzentrieren“, sagte er mit Blick auf den laufenden Einsatz, um deutsche Bundesbürger und afghanische Ortskräfte aus Afghanistan zu holen. „Ob Wahlkampf ist oder nicht: Das ist jetzt einer der gefährlichsten Einsätze der Bundeswehr, ein robustes Mandat.“

Seehofer erwartet bis zu fünf Millionen mehr afghanische Flüchtlinge

Bundesinnenminister Horst Seehofer rechnet nach der Machtübernahme der Taliban damit, dass 300.000 bis fünf Millionen weitere Afghanen die Flucht ergreifen. Das sagte der CSU-Politiker nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Montag bei einer Unterrichtung der Bundestags-Fraktionschefs. Einen Zeitraum nannte er demnach nicht. Auch der „Spiegel“-Journalist Matthias Gebauer berichtete auf Twitter über die Aussage Seehofers. In der Vergangenheit haben insbesondere Nachbarländer wie der Iran und Pakistan Flüchtlinge aus Afghanistan aufgenommen. Ein weiteres wichtiges Transit- und Zielland ist die Türkei.

Bundeswehr-Maschine über Kabul dreht ab und wird ersetzt

Eine Bundeswehr-Maschine, die in einer Warteschleife im Luftraum über Kabul kreiste, ist wieder abgedreht. Zivilisten auf dem Flugfeld verhinderten die Landung der Maschine, hieß es aus Militärkreisen. Am Abend musste sie demnach in Richtung der usbekischen Hauptstadt Taschkent abdrehen, um nachzutanken. Sie sollte über dem Kabuler Luftraum durch eine andere Maschine ersetzt werden. Auf diese Weise bleibe die Luftwaffe in der Lage, jede Gelegenheit zur Landung zu nutzen, hieß es.

Mauer zum Flughafen in Kabul: Tausende Afghanen versuchen, die Evakuierungsflüge zu erreichen. (Quelle: NurPhoto/imago images)

Außenminister Heiko Maas rechnet damit, dass die US-Streitkräfte auf dem Flughafen Kabul die Landebahn in den nächsten Stunden räumen werden, so dass wieder Flugzeuge zur Evakuierung von Menschen landen können. Derzeit sei dies nicht der Fall, sagt der SPD-Politiker in der ARD. Es sei mit den USA vereinbart, dass US-Militärflugzeuge auch Deutsche aus Kabul ausfliegen würden. Deutsche Flugzeuge wiederum würden neben afghanischen Ortskräften auch Bürger anderer Staaten mit an Bord nehmen können, wenn sie landen könnten, hatten Verteidigungs- und Außenministerium zuvor betont.

Scholz: Geflüchtete aus Afghanistan nicht allein lassen

Vizekanzler Olaf Scholz hat die Machtübernahme durch die Taliban in Afghanistan als bedrückende Entwicklung bezeichnet. „Es ist sehr bedrückend zu sehen, was jetzt in Afghanistan passiert“, sagte der SPD-Kanzlerkandidat am Montag bei einem Wahlkampfauftritt in Berlin. In dem Land würden nun viele Hoffnungen zerstört, Hoffnungen etwa auf mehr Schulbildung, mehr Frauenrechte, auf mehr Demokratie und Rechtsstaat. „Das alles geht jetzt kaputt. Das ist eine furchtbare, das ist eine schreckliche Botschaft.“

Nun gehe es zunächst darum, Deutsche aus Kabul zu evakuieren und auch die Ortskräfte, die den Deutschen geholfen haben. Auch den Helfern, die auf andere Weise das Land verlassen und sich in Nachbarländern bei den deutschen Konsulaten oder Botschaften meldeten, müsse geholfen werden, „dass sie sich nach Deutschland begeben können“. Das betreffe ebenfalls Menschen, die in Afghanistan mit Hilfsorganisationen zusammengearbeitet hätten, Journalisten oder Menschen, die sich für Freiheit, Demokratie und Frauenrechte eingesetzt haben.

„Und dann werden wir diesmal dafür Sorge tragen müssen, dass diejenigen, die darüber hinaus Schutz suchen in den Nachbarländern, nicht, wie das früher oft der Fall war, alleine gelassen werden“, so Scholz. „Sondern dass wir jetzt sofort mit allen Möglichkeiten und Mitteln dafür sorgen, dass dort Integrationsperspektiven bestehen, dass man dort bleiben kann, dass man dort eine sichere Zukunft gewinnen kann.“ Hier gelte es, aus früheren Fehlern zu lernen.

Pentagon: Derzeit rund 2.500 US-Soldaten am Flughafen Kabul

Das US-Militär ist am Flughafen Kabul nach eigenen Angaben inzwischen mit rund 2.500 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Im Lauf des Dienstags solle deren Zahl auf mehr als 3.000 ansteigen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, am Montag. In einigen Tagen sollten dann rund 6.000 US-Soldaten vor Ort sein, sagte er weiter. Sie sollen die Sicherheit des Flughafens gewähren und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren.

Kirby bestätigte auch Berichte, wonach es am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Zwischenfälle gegeben habe, bei denen US-Soldaten auf Bewaffnete geschossen hätten. Zwei Personen, die ersten Erkenntnissen nach nicht zu den Taliban gehörten, seien dabei getötet worden. Die Soldaten hätten von ihrem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch gemacht, sagte Kirby – ohne weitere Einzelheiten zu dem Zwischenfall zu nennen.

Großbritannien schickt 200 zusätzliche Soldaten nach Kabul

Im Zuge der Evakuierung von britischen Staatsbürgern und afghanischen Helfern will London 200 zusätzliche Soldaten nach Kabul schicken. Das teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit, nachdem in der vergangenen Woche bereits 600 militärische Kräfte nach Afghanistan entsandt wurden. Die Soldaten sollen dabei helfen, die verbliebenen britischen Staatsbürger und afghanischen Helfer des britischen Militärs möglichst schnell aus dem Land zu holen.

Macron warnt vor Wiedererstarken des Terrorismus in Afghanistan

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat vor einem Wiedererstarken des Terrorismus in Afghanistan nach dem Fall des Landes an die Taliban gewarnt. „Afghanistan darf nicht wieder zu dem Zufluchtsort des Terrorismus werden, der es einmal war“, sagte Macron am Montagabend in einer Fernsehansprache. Islamistische Terroristen würden versuchen, von der aktuellen Situation zu profitieren. Macron kündigte eine Initiative Frankreichs mit den europäischen Partnern gegen diese Bedrohung an. Dazu habe er sich bereits mit dem britischen Premierminister Boris Johnson ausgetauscht.

„Die Destabilisierung Afghanistans droht außerdem zu ungesteuerten Flüchtlingsströmen Richtung Europa zu führen.“ Diese wolle Frankreich mit Deutschland und anderen europäischen Partnern kanalisieren, kündigte Macron an. Er habe dazu bereits mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gesprochen.

Usbekistan: 46 Flugzeuge und Hubschrauber aus Afghanistan zur Landung gezwungen

Nach Angaben der usbekischen Generalstaatsanwaltschaft vom Montag wurden am Wochenende 46 afghanische Militärflugzeuge und Hubschrauber mit 585 Soldaten an Bord nach illegalen Grenzüberquerungen zur Landung auf dem Flughafen Termes gezwungen. Dabei sei eines der Flugzeuge mit einer usbekischen Maschine zusammengestoßen und abgestürzt.

Die Piloten hätten sich mit Fallschirmen aus den Maschinen gerettet, hieß es weiter. Den Angaben zufolge laufen Ermittlungen gegen weitere 158 Zivilisten und Soldaten, die am Sonntag über den Fluss Amu Darja nach Usbekistan gelangt waren.

Bangladesch will keine Menschen aus Afghanistan aufnehmen

Bangladesch hat nach eigenen Angaben ein Ersuchen der USA abgelehnt, zeitweise Menschen aus Afghanistan aufzunehmen. Der Außenminister A. K. Abdul Momen begründete die Entscheidung am Montag damit, dass das 160-Millionen-Einwohner-Land in Südasien bereits dicht besiedelt sei und Mühe habe, Hunderttausende andere Flüchtlinge zu beherbergen.

2017 flohen Hunderttausende Menschen der muslimischen Rohingya-Minderheit aus dem mehrheitlich buddhistischen Nachbarland Myanmar nach Bangladesch. Sie flüchteten aus Furcht vor brutalen Übergriffen des Militärs in Myanmar. Jetzt leben sie in Bangladesch in überfüllten Camps.

Deutsche Ortskräfte in Kabul verlassen Sammelunterkünfte

In Kabul haben rund 350 Ortskräfte ihre von einer deutschen gemeinnützigen Organisation organisierten Sammelunterkünfte verlassen. Das teilte ein ehemaliger Übersetzer der Bundeswehr in Masar-i-Scharif am Montag der Deutschen Presse-Agentur mit. Demnach haben die Ortskräfte eine Anordnung bekommen, ihre drei „Safe Houses“ zu verlassen, sagte der ehemalige Sprachmittler. Zuerst hatte das ZDF-Magazin „Frontal“ berichtet. Mehr dazu hier.

Bericht: Afghanischer Präsident soll mit Autos und Hubschrauber voller Geld geflohen sein

Afghanistans Präsident Aschraf Ghani soll mit vier Autos und einem Hubschrauber voller Bargeld aus dem Land geflohen sein. Das berichtet die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf einen Sprecher der russischen Botschaft in Kabul. Nachrichtenagentur Reuters griff den Bericht auf, konnte aber zunächst keine Bestätigung erhalten. Mehr dazu lesen Sie hier. 

Johnson will virtuellen G7-Gipfel zu Afghanistan ausrichten

Großbritanniens Premierminister Boris Johnson will angesichts der dramatischen Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban einen G7-Gipfel ausrichten. Während eines Telefonats mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron habe Johnson die Absicht geäußert, „in den kommenden Tagen“ ein virtuelles Treffen der Staats- und Regierungschefs der G7 zu organisieren, teilte die Downing Street am Montag mit. Die Regierung in London hat derzeit die rotierende G7-Präsidentschaft inne. Neben Großbritannien gehören der Gruppe Deutschland, die USA, Frankreich, Italien, Japan und Kanada an.

Bundeswehrmaschine in Warteschleife über Kabul

Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Eine Bundeswehr-Maschine befindet sich derzeit in einer Warteschleife im Luftraum über Kabul. Zivilisten auf dem Flugfeld verhinderten weiterhin die Landung der Maschine, hieß es aus Militärkreisen.

Krisensitzung der EU-Außenminister zur Lage in Afghanistan

Die EU-Außenminister beraten am Dienstag um 16 Uhr in einer Krisensitzung über die Lage in Afghanistan. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell setzte angesichts der jüngsten Entwicklungen eine Video-Konferenz an. Die EU-Staaten versuchen nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban laut Borrell, die Evakuierung von Personal aus Afghanistan zu beschleunigen. 

Hamas gratuliert Taliban zur Machtübernahme in Afghanistan

Die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas hat den Taliban zu ihrem „Sieg“ in Afghanistan gratuliert. Er sei das „Ergebnis ihres langen Kampfes der vergangenen 20 Jahre“, erklärte die palästinensische Gruppe am Montag. Die Hamas wünsche „dem afghanischen Volk und seiner Führung Einheit, Stabilität und Wohlstand“. Der Sieg der Taliban mache deutlich, dass „der Widerstand der Völker“, auch des palästinensischen Volkes, „zum Sieg bestimmt“ sei. Die palästinensische Hamas wird von westlichen Ländern und Israel als „terroristisch“ eingestuft. 

Maas zu Afghanistan: „Wir haben die Lage falsch eingeschätzt“

Nach der faktischen Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan hat Bundesaußenminister Heiko Maas Fehler eingeräumt. „Es gibt auch nichts zu beschönigen: Wir alle – die Bundesregierung, die Nachrichtendienste, die internationale Gemeinschaft – wir haben die Lage falsch eingeschätzt“, räumte er am Montag ein.

Ex-Präsident Trump: Biden hat sich den Taliban „ergeben“

Der frühere US-Präsident Donald Trump hat seinem Nachfolger Joe Biden vorgeworfen, sich den Taliban „ergeben“ zu haben. Biden habe mit seiner Afghanistan-Politik „das Vertrauen in die Macht und den Einfluss Amerikas zerstört“, erklärte Trump am Montag. Die Folgen des Abzugs der US-Truppen wären unter Führung seiner Regierung „komplett anders“ gewesen, behauptete Trump.

Ex-Präsident Donald Trump: Er wollte auch raus aus Afghanistan, wirft Biden den Truppenabzug aber jetzt vor. (Quelle: LM Otero/AP/dpa)

Trump hatte den Abzug der US-Truppen als Präsident durch ein Abkommen mit den Taliban auf den Weg gebracht. Wenn es nach Trump gegangen wäre, hätten die US-Soldaten Afghanistan schon im Mai verlassen. Biden verzögerte den Abzug, hielt im Grunde aber an dem Vorhaben seines Vorgängers fest. Im Frühjahr kündigte er an, dass die damals noch rund 2.500 verbliebenen Soldaten bis zum 20. Jahrestag der Anschläge vom 11. September Afghanistan verlassen sollten. Zuletzt wurde das Abzugsdatum auf Ende August vorgezogen.

Trumps früherer nationaler Sicherheitsberater John Bolton sagte dem Radiosender NPR am Montag, dieser hätte vermutlich genauso gehandelt wie nun Biden. Der Präsident habe an der von Trump vorgegebenen „falschen“ Politik festgehalten, sagte Bolton. Trump hatte Bolton 2019 wegen Meinungsverschiedenheiten rausgeworfen.

Evakuierungsflüge aus Kabul sollen wieder aufgenommen werden

Die militärischen Evakuierungsflüge am Flughafen in Kabul sollen nach US-Angaben in Kürze wieder aufgenommen werden. Dies sagt ein Regierungsvertreter in Washington. Die Flüge waren wegen der chaotischen Lage an dem Airport vorübergehend ausgesetzt worden.

UN-Chef Guterres: „Berichte über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen“ 

UN-Generalsekretär Antonio Guterres spricht vor dem Sicherheitsrat in New York von „erschreckenden Berichten über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen im ganzen Land“. Besonders betroffen seien demnach Frauen und Mädchen. Der Sicherheitsrat müsse „alle verfügbaren Mittel nutzen, um die weltweite terroristische Bedrohung in Afghanistan zu bekämpfen“.

Fluggesellschaften setzen Überflüge über Afghanistan aus

Nach der Übernahme der Macht in Afghanistan durch die Taliban hat die Zivilluftfahrtbehörde des Landes alle Fluggesellschaften aufgefordert, den Luftraum zu meiden. Die Lufthansa und ihre Tochtergesellschaften, British Airways, Virgin Atlantic, Air France sowie Singapore Airlines teilten am Montag mit, sie würden Überflüge über Afghanistan bis auf Weiteres aussetzen. Flüge in bestimmte asiatische Länder verlängern sich deshalb.

Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Kabul verzögert sich – Flieger auf dem Weg nach Kabul 

Der Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in der afghanischen Hauptstadt Kabul verzögert sich. Zwei Militärtransporter vom Typ A400M wurden am Montag nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aufgehalten, weil sie wegen des Chaos auf dem Flughafen Kabul derzeit dort nicht landen können. Sie hingen deswegen nach einer Zwischenlandung zunächst aufgetankt im aserbaidschanischen Baku fest. Eine der Maschinen startete dann am Nachmittag von dort nach Kabul, um sich im Luftraum für eine Landung bereitzuhalten, wenn das Flugfeld dafür wieder freigegeben wird.

USA setzen zunächst alle Evakuierungsflüge vom Kabuler Flughafen aus

Die USA setzen zunächst alle Evakuierungsflüge vom Kabuler Flughafen aus. Diese Maßnahme sei nötig, weil Menschen auf die Pisten gelaufen seien, sagt ein Mitglied der US-Armee Reuters. Der Armee-Angehörige, der nicht namentlich genannt werden will, sagt nicht, wie lange die Flugpause dauern soll.

Afghanisches Militärflugzeug in Usbekistan abgestürzt

Ein afghanisches Kampfflugzeug ist im Süden des Nachbarlandes Usbekistan in Zentralasien abgestürzt. Zu dem Vorfall sei es am Sonntagabend nach der Einnahme der afghanischen Hauptstadt Kabul durch die radikalislamischen Taliban gekommen, teilte das usbekische Außenministerium am Montag der russischen Staatsagentur Tass mit.

„Das Militärflugzeug hat illegal die Grenze zu Usbekistan überquert. Eine Untersuchung ist im Gange“, sagte Bachrom Sulfikarow, Sprecher des usbekischen Verteidigungsministeriums, der Nachrichtenagentur AFP am Montag. Zuvor hatten usbekische Medien berichtet, dass am Sonntagabend eine Maschine in der an Afghanistan grenzenden südlichen Provinz Surchondarjo abgestürzt sei. Russische Nachrichtenagenturen berichteten unter Berufung auf Vertreter des Verteidigungsministeriums hingegen, die Maschine sei von der usbekischen Luftabwehr abgeschossen worden.

Das usbekische Nachrichtenportal „Gazeta.uz“ berichtete, mindestens ein Pilot habe sich mit einem Fallschirm retten können. Er sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Unklar war, ob der Pilot vor den Taliban fliehen wollte oder weshalb das Flugzeug über Usbekistan flog.

USA schicken Einsatzkräfte zu Kabuler Flughafen

Die USA werden heute und morgen zusätzliche Einsatzkräfte an den Kabuler Flughafen verlegen. Das kündigt der stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Jon Finer in einem MSNBC-Interview an. Er räumt ein, die Situation habe sich schneller verschlechtert als erwartet. Seinen Angaben nach verhandeln die USA weiter mit Vertretern der Taliban in Doha in Katar. Die USA machten den Taliban klar, dass sie zu leiden hätten, falls die Aggressionen gegen die USA zunehmen würden.

Ex-Präsident: Gespräche zwischen Politikern und den Taliban sollen laufen

Nach der faktischen Machtübernahme durch die radikalislamischen Taliban in Afghanistan sollen Gespräche zwischen Politikern und Vertretern der Islamisten laufen. Das teilte ein Sprecher des ehemaligen Präsidenten Hamid Karsai der Deutschen Presse-Agentur am Montag mit. In einem ersten Schritt habe man betont, dass das Leben und das Vermögen der Bevölkerung sowie die öffentliche Infrastruktur geschützt werden müssten, sagte der Sprecher weiter. Einen Kommentar von Taliban-Seite gab es dazu zunächst nicht.

Nach der Flucht des Präsidenten Aschraf Ghani am Sonntag ist nach Angaben Karsais ein Koordinierungsrat für eine friedliche Übergabe der Macht gebildet worden. Ihm gehören der Vorsitzende des Nationalen Versöhnungsrates, Abdullah Abdullah, der ehemalige Kriegsfürst Gulbuddin Hekmatjar und Karsai selbst an.

Es gab keine Angaben dazu, wo die Gespräche stattfinden und wer von Taliban-Seite daran teilnimmt. Es ist zudem insgesamt unklar, ob die Islamisten dazu bereit sind, nach ihrem rasanten militärischen Erfolg die Macht mit anderen Politikern im Land zu teilen.

Auswärtiges Amt warnt deutsche Helfer in Kabul

Das Auswärtige Amt fordert afghanische Ortskräfte in Kabul dazu auf, sich nicht eigenständig zum Flughafen zu begeben. Dies sei derzeit zu gefährlich, sagt ein Ministeriumssprecher in Berlin. Sie sollten vielmehr an einem sicheren Ort bleiben und darauf warten, bis sie von der deutschen Botschaft kontaktiert würden. Wer nicht auf einer Ausflugsliste stehe, werde nicht in das Flughafengebäude gelassen. Die Lage am Flughafen Kabul sei derzeit zudem sehr unübersichtlich.

Die Behörde gibt keine Prognose ab zu der Frage, wie lange Evakuierungen aus Kabul noch möglich seien. Die Lage sei sehr unübersichtlich, sagt ein Ministeriumssprecher in Berlin. Derzeit gebe es am Flughafen in der afghanischen Hauptstadt wegen der chaotischen Zustände keine Flugbewegungen. Auch der Zugang zum Flughafen sei unübersichtlich.

Krisensitzung der EU-Außenminister am Dienstag

Die Außenminister der Europäischen Union werden am Dienstag auf einer Krisensitzung über die Lage in Afghanistan nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban beraten. Nach der jüngsten Entwicklung und intensiven Kontakten mit den Partnern in den vergangenen Tagen und Stunden habe er ein Sondertreffen per Videokonferenz einberufen, teilt der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Montag auf Twitter mit. „Afghanistan steht an einem Scheideweg. Die Sicherheit und das Wohlergehen seiner Bürger sowie die internationale Sicherheit stehen auf dem Spiel“, fügt er hinzu.

Berichte über Kämpfe und mindestens fünf Tote am Flughafen 

Die Lage am Flughafen von Kabul spitzt sich zu. Anscheinend sind Kämpfer der Taliban in das Flughafengebäude gelangt. Dort sollen sie sich Gefechte mit US-Sicherheitskräften liefern. Das berichtet die ARD-Korrespondentin Natalie Amiri auf Twitter mit Verweis auf eine Quelle vor Ort. Auf Videos sind Schüsse zu hören. 

Augenzeugen berichteten der Nachrichtenagentur Reuters, mindestens fünf Menschen seien bei den chaotischen Zuständen dort getötet worden. Ein Augenzeuge sagte, fünf Leichen seien zu einem Wagen getragen worden. Ein anderer Zeuge berichtete, es sei unklar, ob sie in der Massenpanik gestorben oder ob sie erschossen worden seien.

Auswärtiges Amt: Ortskräfte sollen nicht zum Flughafen

Das Auswärtige Amt ruft die afghanischen Ortskräfte in Kabul auf, sich nicht eigenständig zum Flughafen zu begeben. Dies sei derzeit zu gefährlich, sagt ein Ministeriumssprecher in Berlin. Sie sollten vielmehr an einem sicheren Ort bleiben und darauf warten, bis sie von der deutschen Botschaft kontaktiert würden. Wer nicht auf einer Ausflugsliste stehe, werde nicht in das Flughafengebäude gelassen. Die Lage am Flughafen Kabul sei derzeit zudem sehr unübersichtlich.

Bericht: Botschaft in Kabul warnte schon länger vor Gefahrenlage

Offenbar wusste die deutsche Botschaft in Kabul schon länger um die Gefahrenlage für Mitarbeiter und Helfer in Afghanistan. Das Auswärtige Amt reagierte trotzdem spät. Das geht aus einem veröffentlichten Lagebericht hervor. Mehr dazu lesen Sie hier.

Zweite Bundeswehr-Maschine unterwegs

Ein zweites Transportflugzeug der deutschen Luftwaffe ist auf dem Weg nach Kabul. Es soll deutsche Staatsbürger und afghanische Helfer ausfliegen, sagt ein Luftwaffensprecher. Ein erstes Transportflugzeug vom Typ A400M ist am frühen Montagmorgen vom Fliegerhorst Wunstdorf aus gestartet. Sicherheitskreisen zufolge soll es zwischen Kabul und der usbekischen Hauptstadt Taschkent hin- und herfliegen, um so viele Menschen wie möglich zu evakuieren.

Bericht: Regierung will „einige hundert Soldaten“ entsenden

Für den Evakuierungseinsatz der Bundeswehr sollen laut Plänen der Regierung mehrere hundert Soldaten nach Afghanistan geschickt werden. Auch eine Luftbrücke ist vorgesehen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Afghanische Medien nur eingeschränkt in Betrieb

Afghanische Medien und Fernsehsender arbeiten seit der Übernahme der Hauptstadt Kabul durch die militant-islamistischen Taliban nur noch sehr eingeschränkt. Die beliebten Fernsehkanäle ToloNews oder Ariana etwa senden nicht mehr live. Am Sonntag bereits zeigten sie praktisch nur Wiederholungen.

Reine Musik-Kanäle sind momentan in Kabul Bewohnern der Stadt zufolge nicht mehr zu empfangen. Auch Programme mit Frauen werden nur eingeschränkt gezeigt. Türkische Serien, die bereits vor der Taliban-Übernahme von konservativen Afghanen als nicht mit afghanischen Werten übereinstimmend kritisiert wurden, seien auch aus den Programmen genommen worden. 

Laschet verlangt breit angelegte Luftbrücke

CDU-Chef Armin Laschet hat eine breit angelegte Luftbrücke der Bundeswehr verlangt, die neben Deutschen und Ortskräften etwa auch Frauenrechtlerinnen aus Afghanistan holt. Es sei wichtig, dass die Bundeswehr ihre Luftbrücke so lange wie möglich aufrechterhalte, sagte der Unions-Kanzlerkandidat am Montag bei Beratungen der CDU-Spitzengremien.

Armin Laschet: Der CDU-Vorsitzende will nicht nur Ortskräfte und Deutsche aus Afghanistan retten. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)

„Diese Luftbrücke darf sich nicht nur beziehen auf Ortskräfte, nicht nur auf deutsche Staatsangehörige, die noch in Afghanistan sind, sondern muss auch aktive Frauen-, Menschenrechtlerinnen, Aktivistinnen, Bürgermeisterinnen und andere umfassen. Das muss im Mandat mit vermerkt sein“, sagte Laschet. Das Kabinett will an diesem Mittwoch ein Mandat für den Hilfseinsatz der Bundeswehr beschließen.

Wut über geflüchteten Präsidenten

Viele Afghanen drücken in sozialen Medien große Wut über den geflüchteten Präsidenten Aschraf Ghani aus. Er habe Afghanistan zerstört, durch ihn seien Tausende Kinder nun vaterlos, er habe dem Land jegliche Sicherheit genommen und schließlich dem Feind übergeben, schrieb die Sängerin Sedika Madadgar auf Facebook. Er werde als das „schmutzigste Tier“ in die Geschichte des Landes eingehen.

Eine junge Frau schrieb auf Facebook, dass wegen Ghani nun ihre Familie Bücher und Musikinstrumente verbrennen müsse, mit denen auch so viele Kindheitserinnerungen verbunden seien. Wieder andere teilten Bilder von Ghani und versahen diese lediglich mit Schimpfwörtern.

Dramatische Bilder vom Flughafen Kabul: US-Soldaten geben Warnschüsse ab

Viele Menschen versuchen verzweifelt Kabul zu verlassen – und strömen zum Flughafen. Dort wird die Lage immer unübersichtlicher. Auf verschiedenen Bildern und Videos in sozialen Netzwerken sind Menschenmassen auf dem Rollfeld zu sehen. Ein Video zeigt, wie Dutzende versuchen, in ein parkendes Flugzeug zu klettern. Die Bilder sehen Sie hier oder direkt oben im Artikel.

US-Soldaten feuerten Warnschüsse in die Luft. Man wolle damit Hunderte Afghanen davon abhalten, das Rollfeld zu stürmen, um an Bord von Militärflugzeugen zu gelangen, sagt ein US-Vertreter. Die militärischen Flüge seinen nur für Diplomaten, Botschaftspersonal und einheimische Ortskräfte der Botschaft gedacht.

Der Journalist Matthieu Aikins, der für die „New York Times“ von vor Ort berichtet, schreibt auf Twitter, die Menschen seien aufgrund falscher Informationen zum Flughafen gestürmt. Demnach gebe es Gerüchte, wonach Flugzeuge auch Menschen ohne Visum nach Kanada ausfliegen würden. 

Auf Twitter kursieren zudem Berichte über Tote am Flughafen Kabul. Demnach seien mindestens zwei Menschen erschossen und weitere verletzt worden. Eine offizielle Bestätigung gibt es nicht, die Hintergründe sind noch völlig unklar.

Afghanische Flugaufsicht rät vom Überfliegen des Landes ab 

Die zivile Flugverkehr-Aufsicht ACAA in Afghanistan teilt mit, dass der Luftraum für das Militär freigegeben worden sei. Die Behörde rät von Überflügen Afghanistans im Transitverkehr ab. Das Flugdatenportal „FlightRadar24“ twittert, ein Air-India-Flug von Chicago nach Neu-Delhi habe den afghanischen Luftraum kurz nach dem Eintritt wieder verlassen, auch ein Terra-Avia-Flug von Baku in Aserbaidschan in die indische Hauptstadt habe seinen Kurs geändert.

Britischer Verteidigungsminister: „Werden nicht zurückkehren“ 

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace lehnt einen erneuten Kampfeinsatz gegen die Taliban ab. „Wir werden nicht zurückgehen“, sagt er dem Sender Sky News. „Ich habe zur Kenntnis genommen, dass die Taliban das Land kontrollieren“, erklärt er.

Bundeswehrmaschine startet in Richtung Kabul

Die Bundeswehr ist zur Evakuierung deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte mit einem ersten Transportflugzeug nach Afghanistan aufgebrochen. Am niedersächsischen Fliegerhorst in Wunstorf startete am Montagmorgen eine Maschine des Typs A400M nach Kabul.

Fallschirmjäger der Bundeswehr sollen am Montag in den Militärtransportern in der afghanischen Hauptstadt ankommen, um deutsche Staatsbürger und einheimische Helfer vor den Kämpfern der militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen. Am selben Tag trifft nach Angaben aus Sicherheitskreisen ein sogenanntes Krisenunterstützungsteam (KuT) aus Experten verschiedener Ministerien in der afghanischen Hauptstadt ein.

In der usbekischen Hauptstadt Taschkent soll ein zweites Team eine Drehscheibe („Hub“) für die Rettung von Menschen vor den Islamisten organisieren. Es geht um den bislang wohl größten Evakuierungseinsatz der Bundeswehr – und um einen gefährlichen, wie Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) am Sonntagabend in Berlin deutlich machte.

Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Kabul hat begonnen

Die Evakuierung deutscher Staatsbürger aus der afghanischen Hauptstadt Kabul hat begonnen. In der Nacht zu Montag landeten nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur 40 Mitarbeiter der deutschen Botschaft mit einem US-Flugzeug in Doha im Golfemirat Katar. An Bord der Maschine waren auch vier Angehörige der Schweizer Vertretung in Afghanistan.

Der erste Evakuierungsflug wurde mit einer US-Maschine absolviert, da die Bundeswehr erst in der Nacht zu Montag zwei Transportmaschinen vom Typ A400M vom niedersächsischen Wunstorf aus nach Kabul losschicken wollte. Sie sollen in den nächsten Tagen zentraler Bestandteil einer „Luftbrücke“ sein, über die neben den Botschaftsmitarbeitern auch andere deutsche Staatsbürger sowie Ortskräfte, die für die Bundeswehr oder Bundesministerien in Afghanistan gearbeitet haben oder noch arbeiten, nach Deutschland gebracht werden sollen.

Die beiden A400M, die Platz für 114 Passagiere bieten und über besonderen Schutz gegen Angriffe beispielsweise mit Raketen verfügen, fliegen die Betroffenen in ein „Drittland“ aus, das von der Bundesregierung aus Sicherheitsgründen noch nicht genannt wird. Von dort geht es mit zivilen Maschinen weiter nach Deutschland. Wie viele Menschen insgesamt ausgeflogen werden sollen ist noch unklar.

Evakuierung der US-Botschaft in Kabul abgeschlossen – Flughafen gesichert

Die Evakuierung der US-Botschaft in Kabul ist nach Angaben des Außenministeriums abgeschlossen. Das gesamte Botschaftspersonal befinde sich auf dem Gelände des Flughafens von Kabul, dessen Umgebung vom US-Militär gesichert werde, erklärte das Ministerium am Sonntagabend (Ortszeit). Von dort soll früheren Angaben nach ein Großteil des Personals ausgeflogen werden. Offen war, welche und wie viele Mitarbeiter noch in Kabul bleiben sollten.

Medienberichten zufolge war zuvor bereits die US-amerikanische Flagge auf dem Gelände eingeholt worden. Ende vergangener Woche hatte das Außenministerium betont, dass das Botschaftspersonal zwar auf ein Minimum reduziert werden sollte, es sich aber nicht um eine Evakuierung der Botschaft handele. Zunächst hieß es auch, dass der Standort der Botschaft in Kabul erhalten bleibe. Dies änderte sich dann im Laufe des Wochenendes. Die militant-islamistischen Taliban marschierten am Sonntag in die afghanische Hauptstadt Kabul ein.

Auch Deutschland und weitere westliche Staaten hatten zuvor ihre Botschaften in Kabul geräumt und ihre Mitarbeiter an den Flughafen gebracht, um sie auszufliegen.

Republikaner greifen Biden für „verpfuschten“ Afghanistan-Abzug an

US-Präsident Joe Biden steht nach dem Eroberungszug der Taliban in  im Kreuzfeuer führender Republikaner. Der „verpfuschte Abzug“ aus Afghanistan und die „hektische Evakuierung“ von Amerikanern und afghanischen Helfern sei ein „beschämendes Versagen der amerikanischen Führung“, sagte der Minderheitsführer der Republikaner im US-Senat, Mitch McConnell, am Sonntag (Ortszeit). Lesen Sie hier mehr darüber.

Joe Biden berät zur Lage in Afghanistan: Die US-Botschaft wurde evakuiert. Nun soll der Flughafen gesichert werden. (Quelle: @WhiteHouse/Reuters)

Große Airlines meiden afghanischen Luftraum

Große Fluggesellschaften wie United Airlines, British Airways und Virgin Atlantic erklären, sie würden den Luftraum Afghanistans nicht mehr überfliegen. Grund sei die aktuelle Entwicklung im Land. Die Airlines sind nach dem Abschuss eines Verkehrsflugzeugs über der Ukraine im Jahr 2014 und dem Abschuss einer Maschine im Iran im Jahr 2020 bei Flügen über Konfliktzonen vorsichtiger geworden.

Ausländische Militärs müssen Afghanistan verlassen

Alle ausländischen Streitkräfte müssen Afghanistan verlassen, bevor mit dem Umbau der Regierung begonnen werde, sagt ein Taliban-Führer, der namentlich nicht genannt werden will, der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Es sei aber noch zu früh, um zu sagen, wie man die Regierung übernehmen werde. Er fügte hinzu, die Taliban-Kämpfer in Kabul seien gewarnt worden, Zivilisten nicht zu verängstigen. Zudem solle den Bürgern erlaubt werden, ihre normalen Tagesaktivitäten wieder aufzunehmen.

60 Länder fordern Offenhaltung von Airport und Grenzen

Mehr als 60 Länder fordern in einer gemeinsamen Erklärung, Afghanen und andere Staatsbürger, die das Land verlassen wollen, müsse die Ausreise erlaubt werden. Auch Flughäfen und Grenzübergänge müssten geöffnet bleiben, teilt das US-Außenministerium mit.

Die Forderung sei unter anderem von den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Kanada, Japan, Italien, Südkorea, Australien und Katar unterzeichnet worden.

Die Machthaber in Afghanistan trügen die Verantwortung für den Schutz von Menschenleben und Eigentum sowie die sofortige Wiederherstellung von Sicherheit und bürgerlicher Ordnung. Das afghanische Volk verdiene es, in Sicherheit und Würde zu leben. Die internationale Gemeinschaft stehe bereit, ihnen zu helfen.

Pentagon: Mehrere hundert Zivilisten aus Afghanistan ausgeflogen

Die US-Streitkräfte haben nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums die Flugverkehrskontrolle auf dem Flughafen von Kabul übernommen. Dabei würden sie von afghanischen Helfern unterstützt, erklärte der Sprecher des Ministeriums, John Kirby, am Sonntagabend (Ortszeit). Der kommerzielle Flugverkehr laufe weiter, auch wenn es zwischendurch zu Unterbrechungen und Verzögerungen gekommen sei. Mehrere hundert Botschaftsmitarbeiter und private US-Bürger wurden dem Ministerium zufolge bisher aus Afghanistan ausgeflogen.

Taliban-Sprecher: „Der Krieg in Afghanistan ist vorbei“

Ein Sprecher des Politbüros der Taliban erklärt den Krieg in Afghanistan für beendet. „Der Krieg in Afghanistan ist vorbei“, sagt der Sprecher des Taliban-Politbüros, Mohammad Naeem, dem Sender Al Dschasira. „Wir versichern allen, dass wir für die Sicherheit der Bürger und der diplomatischen Vertretungen sorgen werden“, fügt er hinzu. „Wir sind bereit, einen Dialog mit allen afghanischen Persönlichkeiten zu führen, und werden ihnen den notwendigen Schutz garantieren.“ Die Form der Regierung werde bald feststehen.

Die Taliban erwarten nach Angaben eines Sprechers, dass ausländische Mächte „ihre gescheiterte Erfahrung in Afghanistan“ nicht wiederholen werden. „Wir sind bereit, uns mit den Sorgen der internationalen Gemeinschaft im Dialog zu befassen“, sagte Naeem weiter.

US-Medien: USA wollen weitere Verstärkung nach Kabul schicken

Die USA wollen Berichten zufolge angesichts des rasanten Eroberungszug der Taliban rund 1.000 weitere Soldaten nach Afghanistan schicken. Das berichteten am Sonntagnachmittag (Ortszeit) mehrere Medien wie etwa der Sender CNN und die Zeitung „Washington Post“ übereinstimmend unter Berufung auf Beamte im Verteidigungsministerium.

Das Ministerium bestätigte dies auf Anfrage zunächst nicht. Es soll sich um Soldaten der 82. Luftlandedivision handeln, die eigentlich nach Kuwait unterwegs waren, schrieb CNN. Damit würde die Zahl der US-Militärangehörigen, die in Kabul oder auf dem Weg dorthin sind, auf rund 6.000 steigen.

Chaotische Szenen am Zivilflughafen von Kabul – Berichte von Schüssen

Augenzeugen zufolge spielen sich derzeit chaotische Szenen am Zivilflughafen von Kabul ab. Hunderte Menschen mit Koffern versammelten sich demnach auf dem Rollfeld und versuchten an Bord der Flieger zu gelangen. Zivilflüge konnten daher offenbar nicht abheben, wie mehrere Menschen in den sozialen Netzwerken berichteten. Sicherheitspersonal sei nicht vor Ort gewesen. Videos, die in sozialen Netzwerken kursierten aber bislang nicht verifiziert sind, zeigten die dramatischen Szenen. 

Diese auf Twitter geteilten Videos sollen am Abend auf dem Flughafen Kabul entstanden sein:

Die US-Botschaft in Kabul hatte zuvor Landsleute angewiesen, sich in Sicherheit zu bringen. „Die Sicherheitslage in Kabul ändert sich schnell, auch auf dem Flughafen. Es gibt Berichte, dass der Flughafen unter Beschuss geraten ist; daher weisen wir US-Bürger an, sich in Sicherheit zu bringen“, hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten Warnung. Auf dem Flughafen wird nach Nato-Angaben die zivile Luftfahrt eingestellt. Es seien nur noch Militärflüge erlaubt, sagte ein Nato-Vertreter.

Der sichere Betrieb des Flughafens ist Voraussetzung dafür, dass etliche Staaten, darunter Deutschland, ihr Personal wie geplant schnell ausfliegen können. Die Bundesregierung hatte am Sonntag wegen des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban ihre Botschaft in Kabul dichtgemacht und die Mitarbeiter zum militärischen Teil des Flughafens verlegt. Auch die USA begannen mit der Räumung ihrer Botschaft und brachten ihr Personal zum Flughafen.

23 Uhr: UN-Chef Guterres fordert Taliban zum Schutz von Leben auf

UN-Generalsekretär Antonio Guterres ruft die Taliban und alle anderen Parteien zu größtmöglicher Zurückhaltung auf, um Leben zu schützen. Guterres fordere sie auf, sicherzustellen, dass humanitäre Bedürfnisse bedient werden könnten, sagt der Sprecher von Guterres.

21.46 Uhr: Taliban im Präsidentenpalast in Kabul

Die Taliban haben die Kontrolle über den Präsidentenpalast in Kabul übernommen. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie sich dutzende bewaffnete Kämpfer der Miliz in dem Gebäude aufhielten. „Unser Land wurde befreit und die Mudschaheddin haben in Afghanistan gesiegt“, sagte einer von ihnen dem TV-Sender Al-Dschasira.

Unterdessen erklärte ein führender Repräsentant der Taliban den Sieg der Miliz in Afghanistan. Dieser unerwartete Erfolg sei beispiellos in der Welt, sagte Mullah Baradar am Sonntag in einer Videobotschaft.

20.47 Uhr Ghani: „Die Taliban haben gesiegt“

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat die militärische Niederlage gegen die radikalislamischen Taliban eingestanden. „Die Taliban haben gesiegt“, schrieb Ghani auf Facebook. Die Islamisten seien nun verantwortlich für „die Ehre, das Eigentum und die Selbsterhaltung ihrer Landsleute“.

Ghani sagte nicht, in welchem Land er sich inzwischen aufhält. Einem Medienbericht zufolge ist er nach Usbekistan geflüchtet. Wie der Sender Al Dschasira unter Berufung auf einen Leibwächter des Politikers berichtet, machte sich Ghani unter anderem mit seinem Stabschef auf den Weg in die usbekische Hauptstadt Taschkent.

Er sei geflohen, um „eine Flut des Blutvergießens zu verhindern“, erklärte Ghani in seinem Facebook-Post. Wenn er geblieben wäre, wären „zahllose Patrioten“ getötet und Kabul zerstört worden, fügte er hinzu. 

20.10 Uhr Berichte über Explosionen in Kabul

In Kabul sollen sich afghanischen Medienberichten zufolge mehrere Explosionen ereignet haben. Nähere Informationen liegen zunächst nicht vor.

19.40 Uhr Maas: Evakuierung von Botschaftsangehörigen beginnt umgehend

Deutschland beginnt noch am Sonntag mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger aus Kabul. „Ein Teil von ihnen wird noch im weiteren Verlauf des Tages ausgeflogen“, sagte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Sonntagabend in Berlin. In der Nacht sollen dann nach Angaben des Ministers die Flugzeuge der Bundeswehr in die afghanische Hauptstadt starten, um bei der weiteren Evakuierung zu helfen.

Außenminister Heiko Maas (SPD): „Wir setzen jetzt alles daran, unseren Staatsangehörigen und unseren Ortskräften eine Ausreise zu ermöglichen“. (Quelle: Christoph Soeder/dpa)

„Wir setzen jetzt alles daran, unseren Staatsangehörigen und unseren ehemaligen Ortskräften eine Ausreise in den kommenden Tagen zu ermöglichen“, sagte Maas. „Die Umstände, unter denen das stattfinden kann, sind aber derzeit schwer vorherzusehen.“ Deshalb stehe die Bundesregierung auch in einem engen Austausch mit den USA und anderen internationalen Partnern. „Wir haben uns darauf verständigt, dass wir uns bei den Evakuierungsmaßnahmen in den kommenden Tagen gegenseitig und wechselseitig unterstützen werden.“

Bereits zuvor hatte Deutschland seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul geschlossen und das Personal zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt verlegt. Das teilte Außenminister Maas auf Twitter mit. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort inzwischen eingetroffen und stellen ihre Arbeitsfähigkeit her“, erklärte Maas.

19.09 Uhr Johnson: Afghanistan darf nicht wieder zur Brutstätte für Terrorismus werden

Der britische Premierminister Boris Johnson hat westliche Staaten davor gewarnt, die Taliban ohne vorherige Absprache als neue Regierung Afghanistans anzuerkennen. Es sei klar, dass es demnächst eine neue Regierung in Kabul geben werde, sagte Johnson nach einer Sitzung des nationalen Sicherheitskabinetts in London. Es sei aber „sehr wichtig, dass der Westen zusammenarbeitet, um dieser neuen Regierung – ob es Taliban sind oder jemand anderes – klarzumachen, dass niemand will, dass Afghanistan wieder zur Brutstätte für Terrorismus wird“, so Johnson weiter.

Die Situation in Afghanistan beschrieb Johnson als sehr schwierig. Höchste Priorität habe es nun, britische Staatsangehörige und Afghanen, die mit Großbritannien zusammengearbeitet hätten, außer Landes zu bringen. „Wir werden so viele wie möglich in den nächsten paar Tagen rausbringen“, so der konservative Politiker weiter.

17.54 Uhr Frankreich verlegt Botschaft zum Kabuler Flughafen

Auch Frankreich verlegt seine Botschaft in die Nähe des Flughafens von Kabul. Der Betrieb werde für die Evakuierung aller französischen Staatsbürger aufrechtgehalten, teilt Außenminister Jean-Yves Le Drian mit. Er kündigt an, dass in den kommenden Stunden militärische Verstärkung in die Vereinigten Arabischen Emirate entsandt werde, um womöglich die ersten Evakuierungen nach Abu Dhabi auf den Weg zu bringen.

17.42 Uhr Iran richtet Pufferzonen für afghanische Flüchtlinge ein

Der Iran hat angesichts des Eroberungszugs der radikalislamischen Taliban im Nachbarland Afghanistan Pufferzonen für Flüchtlinge aus dem Krisenstaat eingerichtet. „Wir haben schon vor zwei Monaten mit einer neuen Flüchtlingswelle aus Afghanistan gerechnet und daher schon damals mit der Einrichtung von provisorischen Pufferzonen an den drei Grenzübergängen begonnen“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Sonntag der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA.

Die drei Pufferzonen an den Grenzübergängen im Nord- sowie Südosten des Landes sollen afghanischen Flüchtlingen vorerst Schutz und Sicherheit bieten. „Sobald sich die aktuelle Situation wieder entspannt hat, können die Flüchtlinge dann von dort aus wieder in ihre Heimat zurückkehren“, sagte Sprecher Hussein Ghassemi. Wegen der akuten Corona-Krise im Iran werden laut Ghassemi auch Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums in den Pufferzonen tätig.

Für den Iran ist die erneute Flüchtlingswelle aus Afghanistan nicht neu. Das Land hatte nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979 über drei Millionen afghanische Flüchtlinge einreisen lassen. Wegen der Corona-Pandemie und der schweren Wirtschaftskrise gilt es laut Beobachtern jedoch als eher unwahrscheinlich, dass Teheran dies erneut erlaubt.

17.41 Uhr: Taliban: Haben Kontrolle über Präsidentenpalast übernommen

Die Taliban sind nach eigenen Angaben in den Präsidentenpalast eingedrungen und haben die Kontrolle über das Gebäude übernommen. Die afghanische Regierung bestätigte die Angaben der zwei Taliban-Befehlshaber zunächst nicht.

17.31 Uhr Frankreich, Italien und die Niederlande beschleunigen Rückführungen aus Kabul

Angesichts der bevorstehenden Machtübernahme der radikalislamischen Taliban in Afghanistan beschleunigen auch Frankreich, Italien und die Niederlande die Rückführung ihres zivilen Personals aus Kabul. Kanada hat sein Personal bereits ausgeflogen.

„Absolute Priorität in den kommenden Stunden“ habe die Sicherheit von Franzosen und afghanischen Ortskräften in Kabul, teilte der Elysée-Palast am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP mit. Der Einsatz zur Ausreise der Menschen dauere an. Am Freitag hatte Paris angekündigt, auch bedrohte afghanische Aktivisten, Journalisten und Künstler aufnehmen zu wollen. Nach offiziellen Angaben hat Frankreich seit Mai die Aufnahme von 625 afghanischen Ortskräften und ihren Familien organisiert.

Nach Angaben des niederländischen Außenministeriums wurde die Botschaft am Samstagabend in die Nähe des Flughafens von Kabul verlegt. Ein Militärflugzeug sei bereits im Einsatz, um einen Teil des Personals sowie Dolmetscher und ihre Familien in die Niederlande zu holen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Verteidigungsministerin Ank Bijleveld bot allen Dolmetschern, die auf der Mitarbeiterliste stehen, an, in den Niederlanden Asyl zu beantragen, wie der Sender NOS berichtete.

17.20 Uhr Taliban-Vertreter: Es wird keine Übergangsregierung geben

Zwei Vertreter der Taliban widersprechen Darstellungen der Regierung, wonach es eine Übergangsregierung geben solle. Das werde nicht der Fall sein, sagen sie zu Reuters. Die Gruppe erwarte eine vollständige Machtübergabe. Der kommissarische Innenminister Abdul Sattar Mirsakawal hatte zuvor gesagt, die Macht werde an eine Übergangsregierung übergehen.

17.15 Uhr Dutzende Verletzte bei Kämpfen am Stadtrand von Kabul

Mehr als 40 Menschen sind nach Angaben eines Krankenhauses in Kabul bei Kämpfen am Stadtrand verletzt worden. Details wurden nicht genannt.

17.04 Uhr Merkel will Fraktionsvorsitzende über Lage in Kabul unterrichten 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag noch an diesem Sonntag über die dramatische Zuspitzung der Lage in Afghanistan unterrichten. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Fraktionskreisen. Dabei dürfte es auch um die Evakuierung des deutschen Botschaftspersonals, anderer deutscher Staatsbürger und afghanischer Ortskräfte durch die Bundeswehr gehen. Die Unterrichtung soll den Angaben zufolge um 18.30 Uhr stattfinden. Zuerst hatte das ZDF über den Termin berichtet.

Deutschland hat seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul am Sonntag geschlossen und das Personal zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt verlegt. Das teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) auf Twitter mit. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort inzwischen eingetroffen und stellen ihre Arbeitsfähigkeit her“, erklärte Maas.

16.50 Uhr Britischer Außenminister ruft Taliban zur Gewaltlosigkeit auf

Der britische Außenminister Dominic Raab hat die Taliban zur Gewaltlosigkeit und zur Einhaltung der Menschenrechte aufgerufen. „Habe meine große Besorgnis über die Zukunft Afghanistans mit (dem pakistanischen) Außenminister Qureshi geteilt“, schrieb Raab am Sonntag auf Twitter. Es sei von entscheidender Bedeutung, dass die internationale Gemeinschaft in dem Aufruf an die Taliban zur Gewaltlosigkeit und zum Schutz der Menschenrechte vereint sei, so der konservative Politiker weiter. 

Der britische Premierminister hatte angesichts des rasanten Eroberungszugs der islamistischen Extremisten in Afghanistan eine Sitzung des nationalen Sicherheitskabinetts Cobra einberufen. Am kommenden Mittwoch soll das Unterhaus in London zu einer Sondersitzung zusammentreten.

16.45 Uhr Trittin wirft Maas persönliches Versagen in Afghanistan vor

Der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin hat Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) ein beispielloses Versagen bei der Rettung afghanischer Ortskräfte vorgeworfen. Maas habe „hier viel Schuld auf sich geladen“, sagte Trittin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montagsausgaben). Trittin warf dem von Maas geführten Auswärtigen Amt vor, eine Rettung und unbürokratische Aufnahme der afghanischen Ortskräfte in Deutschland blockiert zu haben.

„So ein Versagen, das so viel Leid mit sich bringen wird, ist beispiellos“, sagte Trittin, der dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestags angehört. Er wies dem Außenminister eine persönliche Verantwortung für das Schicksal der Betroffenen zu: Wenn die Ortskräfte nun „nicht mehr gerettet werden können, ist er dafür verantwortlich“.

Jürgen Trittin (Archivfoto): Der Grünen-Außenpolitiker warf dem von Maas geführten Auswärtigen Amt vor, eine Rettung und unbürokratische Aufnahme der afghanischen Ortskräfte in Deutschland blockiert zu haben. (Quelle: Imago/Political-Moments)

Bei den Ortskräften handelt es sich um einheimische Mitarbeiter deutscher Stellen in Afghanistan. Es besteht die Befürchtung, dass sie zum Ziel von Racheakten der radikalislamischen Taliban werden können. Eine größere Gruppe Ortskräfte wurde bereits nach Deutschland ausgeflogen, mehrere Hundert sitzen aber noch in Afghanistan fest.

16.44 Uhr Türkei will Kooperation mit Pakistan stärken

Angesichts einer drohenden Fluchtbewegung aus Afghanistan hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine verstärkte Zusammenarbeit mit Pakistan angekündigt. „Der Türkei droht eine wachsende Migrantenwelle von Afghanen, die über den Iran einwandern“, sagte Erdogan bei einem Treffen mit Pakistans Staatschef Arif Alvi am Sonntag in Istanbul. Ankara wolle sich für „Stabilität in der Region“ einsetzen und zu diesem Zweck die „Kooperation mit Pakistan stärken“.

„Wir sind entschlossen, alle zur Verfügung stehenden Mittel zu mobilisieren, um erfolgreich zu sein“, sagte Erdogan weiter. Wegen der erwarteten massiven Zunahme von Flüchtlingen aus Afghanistan hatte die türkische Regierung in den vergangenen Tagen bereits den Bau einer Grenzmauer zum Iran vorangetrieben. „Mit dieser Mauer werden wir die Ankunft von Migranten komplett stoppen“, betonte Erdogan am Sonntag.

In Afghanistan sind noch mehrere hundert türkische Soldaten stationiert. Erdogan hatte angeboten, nach dem vollständigen Abzug der Nato-Truppen aus dem Land die Sicherung des internationalen Flughafens von Kabul zu gewährleisten, sollten die USA dies finanziell und logistisch unterstützen. Auch ein Treffen mit der Taliban-Führung hatte Erdogan vorgeschlagen.

Die voraussichtliche Ankunft zahlreicher afghanischer Flüchtlinge an der türkischen Grenze ist in der Türkei, die bereits viele syrische Flüchtlinge beherbergt, ein hochsensibles Thema. Die Opposition forderte Erdogan zuletzt auf, die Einreise weiterer Migranten zu stoppen.

16.41 Uhr Élyséekreise: Sicherheit von Franzosen in Kabul „absolute Priorität“

Angesichts der drohenden Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistans Hauptstadt Kabul hat die Regierung in Paris sich besorgt über die dort verbliebenen französischen Staatsbürger und einheimischen Ortskräfte geäußert. Präsident Emmanuel Macron verfolge rund um die Uhr die „sehr besorgniserregende Verschlechterung der Situation in Afghanistan“, hieß es am Sonntag aus Élyséekreisen. Die Sicherheit der Franzosen und der afghanischen Ortskräfte habe „absolute Priorität“. Frankreich sei in den vergangenen Wochen eins der wenigen Länder gewesen, die gefährdeten Menschen vor Ort noch Schutz geboten hätten. Diese Operationen würden fortgeführt, hieß es. Frankreich stehe an der Seite des afghanischen Volks.

16.31 Uhr Berichte: Schusswechsel in Kabul

Augenzeugen und auch das Innenministerium berichteten von Schusswechseln in mehreren Teilen der afghanischen Hauptstadt Kabuls, so die BBC. 

16.18 Uhr Taliban-Sprecher: Kämpfer sollen in Kabul einrücken um Plünderungen zu verhindern

Die Taliban haben nach Angaben eines Sprechers ihre Kämpfer angewiesen, in die Hauptstadt Kabul einzurücken, um Plünderungen zu verhindern.

16.07 Uhr Italien fliegt Botschaftsangehörige aus

Mitarbeiter der italienischen Botschaft in Kabul sollen nach Angaben des Außenministeriums noch am Sonntag nach Rom ausgeflogen werden. Ein Militärflugzeug werde in Kabul am Abend abheben. Von einer Schließung der Botschaft können aber noch keine Rede sein. 

16.04 Uhr Taliban-Sprecher: Werden keine Rache üben

Ein an Gesprächen mit der afghanischen Regierung in Katar beteiligter Taliban-Unterhändler hat Befürchtungen vor Gewalttaten bei einer Übernahme der Macht in Kabul zurückgewiesen. „Wir versichern den Menschen (…) in der Stadt Kabul, dass ihr Hab und Gut und ihre Leben sicher sind“, sagte Suhail Schahin der BBC in einem Telefonat aus Doha. Es werde „keine Rache an irgendjemandem“ geben. Die Taliban-Kämpfer seien vor den Toren der afghanischen Hauptstadt und hätten den Befehl erhalten, die Stadt nicht zu betreten. „Wir warten auf eine friedliche Übergabe der Macht“, so Schahin weiter. Das bedeute, dass die Stadt dem „Islamischen Emirat von Afghanistan“ übergeben werden solle.

Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan im Mai haben die radikalislamischen Taliban gewaltige Gebietsgewinne verzeichnet. In einem rasanten Vormarsch haben sie mittlerweile mehr als zwei Drittel der Provinzhauptstädte des Landes eingenommen und stehen vor Kabul. Derzeit laufen Gespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung.

16.02 Uhr Niederlande haben Botschaft verlegt

Die Niederlande haben ihre Botschaft in Kabul nach Angaben eines Sprechers des Außenministeriums in die Nähe des internationalen Flughafens der afghanischen Hauptstadt verlegt. Der Betrieb solle so lange wie möglich aufrecht gehalten werden. Das Verteidigungsministerium teilt mit, für Evakuierungen sei ein Militärflugzeug nach Kabul geschickt worden.

16.01 Uhr Deutsche Medien schreiben Hilfe-Ruf 

Zahlreiche deutsche Medien, darunter „Die Zeit“, „Der Spiegel“, „Süddeutsche Zeitung“ und die Nachrichtenagentur dpa haben einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin veröffentlicht. In ihrem Appell fordern sie die Bundesregierung dazu auf, die Mitarbeiter ihrer Medien vor Ort in Afghanistan zu retten. Die langjährige Berichterstattung aus dem Land sei nicht denkbar gewesen, ohne die vielen Mitarbeiter vor Ort. „Das Leben dieser freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist nun akut gefährdet.“ Sie fordern deshalb ein „Visa-Notprogramm für afghanische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutscher Medienhäuser“. 

15.56 Uhr Norwegen und Estland beantragen UN-Sicherheitsrats-Sitzung

Estland und Norwegen haben Diplomaten zufolge eine Sondersitzung des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen beantragt. Das Gremium solle so bald wie möglich zusammentreten.

15.54 Uhr Afghanischer Präsident soll das Land verlassen haben

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani hat nach Angaben seines früheren Stellvertreters angesichts der erfolgreichen Taliban-Offensive das Land verlassen. „Der frühere afghanische Präsident hat die Nation verlassen“, sagte der Vorsitzende des afghanischen Friedensrats, Abdullah Abdullah, in einem am Sonntag auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Video. 

Der „Ex-Präsident“ habe in dieser Situation das Land verlassen, und Gott möge ihn zur Rechenschaft ziehen, sagte Abdullah weiter. Auch das Volk werde über ihn richten. Angaben dazu, wohin der Präsident das Land verlassen habe, machte Abdullah nicht. Lokale Medien berichteten, er sei nach Tadschikistan geflogen

15.31 Uhr US-Außenminister Blinken weist Kabul-Saigon-Vergleich zurück

Für US-Außenminister Antony Blinken ist die Evakuierung des Botschaftspersonals aus Afghanistans Hauptstadt Kabul die „Aufgabe Nummer eins“. „Daran arbeiten wir gerade“, sagte Blinken im US-Fernsehen am Sonntagmorgen (Ortszeit). Das gelte auch für afghanische Helfer, die US-Truppen während des Einsatzes unterstützt haben.

Blinken betonte: „Das ist nicht Saigon.“ Damit spielte auf die Niederlage der USA im Vietnamkrieg 1975 an. Damals gingen Bilder einer chaotischen Rettung des Botschaftspersonals aus Hanoi um die Welt. Blinken äußerte sich nicht zum Stand der Evakuierung in Kabul.

Blinken verteidigte den Truppenabzug. „Wir sind vor 20 Jahren nach Afghanistan gegangen, mit einer Mission“, sagte er. Es sei darum gegangen, sich mit den Leuten zu befassen, welche die USA am 11. September 2001 angegriffen hätten. „Und wir haben diese Mission erfolgreich erfüllt“, sagte Blinken. Er räumte allerdings ein, dass auch die USA von den Ereignissen in Afghanistan überrascht worden seien. „Wir sehen, das die Streitkräfte nicht in der Lage waren, das Land zu verteidigen – und zwar schneller, als wir es erwartet hatten“, so der Minister.

Biden hatte am Samstag eine weitere Verstärkung von 1000 Soldaten nach Kabul angeordnet. Sie sollen Berichten nach aus dem Nahen Osten kommen. Dort waren zuvor zusätzliche Militärs stationiert worden, um als Verstärkung bereitzustehen. Damit sind insgesamt rund 5000 US-Soldaten mit der Sicherung des Flughafens in Kabul sowie der Evakuierung des Botschaftspersonals und der afghanischen Hilfskräfte befasst. Dazu zählen 3000 Militärs, deren Verlegung in der vergangenen Woche angekündigt wurde, und rund 1000 Soldaten, die bereits vor Ort waren.

14.52 Uhr Maas: Personal der deutschen Botschaft an Flughafen Kabul verlegt

Deutschland hat seine Botschaft in Afghanistan wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul geschlossen und das Personal zum militärischen Teil des Flughafens in der afghanischen Hauptstadt verlegt. Das teilte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Sonntag auf Twitter mit. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind dort inzwischen eingetroffen und stellen ihre Arbeitsfähigkeit her“, erklärte Maas.

Für den Nachmittag habe er erneut den Krisenstab der Bundesregierung einberufen. Es gehe darum, „Sofortmaßnahmen zur Sicherung und zur Ausreise deutscher Bediensteter und weiterer gefährdeter Personen aus Afghanistan auf den Weg zu bringen“.

Zuvor hatte bereits das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ über die Evakuierung der deutschen Botschaft berichtet. Nach ersten Meldungen über das Eindringen von Taliban-Einheiten in die Stadt seien die etwa 20 Botschaftsangehörigen und die Bundespolizisten, die zum Schutz der diplomatischen Vertretung abgestellt sind, aus Sicherheitsgründen zum militärisch gesicherten Flughafen gebracht worden.

14.43 Uhr Afghanische Regierungsdelegation soll mit Taliban in Katar beraten

Eine Delegation der afghanischen Regierung soll noch am Sonntag zu Verhandlungen mit den Taliban nach Katar fliegen. Dies teilt ein Mitglied des Verhandlungsteams der Regierung mit. Bei den Gesprächen soll es um eine Machtübergabe gehen, sagte eine mit Plänen vertraute Person. Auch US-Vertreter würden daran beteiligt sein.

14.42 Uhr „Wir haben Angst davor, was passieren wird“

Farzana Kocha, Mitglied des Parlaments in Kabul, schilderte der BBC Eindrücke aus der Stadt: „Manche rennen, manche verstecken sich in ihren Häusern“. Immer wieder könne man Schüsse außerhalb Kabuls hören. Sie hätten Angst davor, was passieren wird. „Die Menschen denken, alles kann passieren, in einer Minute, oder in einer Stunde“. 

Bewohner Kabuls laufen auf den Flughafen zu: Viele Afghanen strömten aus Angst vor Gewalt und Racheakten der Taliban zum Flughafen. (Quelle: Reuters)

14.27 Uhr Auswärtiges Amt: Deutsche Botschaft in Kabul ist geschlossen

Deutschland hat wegen des Vorrückens der Taliban auf Kabul seine Botschaft in der afghanischen Hauptstadt geschlossen. Das teilte das Auswärtige Amt am Sonntag mit. Die Sicherheitslage habe sich drastisch verschlechtert, hieß es in einer Reisewarnung. Deutsche Staatsangehörige werden aufgefordert, Afghanistan zu verlassen.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ wurde die Botschaft bereits evakuiert. Nach ersten Meldungen über das Eindringen von Taliban-Einheiten in die Stadt seien die etwa 20 Botschaftsangehörigen und die Bundespolizisten, die zum Schutz der diplomatischen Vertretung abgestellt sind, aus Sicherheitsgründen zum militärisch gesicherten Flughafen gebracht worden.

14.25 Uhr Caritas in Afghanistan: „große Unruhe“ in Kabul

Von einer „großen Unruhe“ in der afghanischen Hauptstadt Kabul berichtet Stefan Recker, der Leiter des Afghanistan-Büros der Hilfsorganisation Caritas, im Gespräch mit tagesschau24. Er schildert, dass es vor den Banken lange Schlangen gebe – in den Geschäften komme es zu Panikkäufen. 

14.12 Uhr Bericht: Deutsche Botschaft in Kabul evakuiert

Die Bundesregierung hat am Sonntag die deutsche Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul evakuiert. Das berichtet der „Spiegel“. Nach den ersten Meldungen über die vorrückenden Taliban seien aus Sicherheitsgründen etwa 20 Botschaftsangehörige und Bundespolizisten zum Flughafen gebracht worden. Dieser ist militärisch abgesichert. 

Das Tempo des Taliban-Vorstoßes auf Kabul hat die Bundesregierung offenbar überrascht. Noch am Donnerstag hatte Maas angekündigt, bis Ende August Chartermaschinen nach Kabul zu schicken, um Ortskräfte aus dem Land zu holen. Das Vorrücken der Miliz bis an die Tore Kabuls zwang die Bundesregierung nun aber zu größerer Eile. Am Sonntag wurde „unter Hochdruck“ an Evakuierungsplänen gearbeitet, verlautete aus Regierungskreisen.

13.58 Uhr US-Vertreter: Taliban rücken derzeit in Kabul nicht vor

Ein größeres Vordringen der Taliban in die afghanische Hauptstadt Kabul ist nach den Worten eines US-Vertreters derzeit nicht zu erkennen. Er fügte hinzu, dass eine Änderung der US-Militärstrategie unwahrscheinlich sei, solange die Islamisten die Evakuierung der amerikanischen Botschaft nicht störten. Zuvor hatte das afghanische Innenministerium mitgeteilt, dass die Taliban von allen Seiten in die Stadt vorstießen. Die Taliban erklärten dagegen, sie hätten ihre Kämpfer angewiesen, nicht nach Kabul hinein vorzudringen, sondern an den Toren der Stadt Stellung zu beziehen, bis eine friedliche und zufriedenstellende Machtübergabe vereinbart sei.

13.31 Uhr Afghanistans Präsident mahnt Einhaltung von Sicherheit in Kabul an 

Nach dem Vorstoß der radikalislamischen Taliban bis an den Stadtrand von Kabul hat Afghanistans Präsident Aschraf Ghani die Regierungstruppen aufgefordert, in der Hauptstadt weiterhin für „die Sicherheit aller Bürger“ zu sorgen. Die Verbreitung von „Chaos“ oder Plünderungen würden nicht geduldet, erklärte Ghani in einer am Sonntag verbreiteten Videobotschaft.

13.24 Uhr Bericht: Bundeswehr startet noch am Sonntag nach Afghanistan 

Wie die „Bild“ berichtet, sollen noch am Sonntag ein Airbus A400 der Bundeswehr und ein Airbus A310 der Luftwaffe nach Afghanistan fliegen, um rund 100 deutsche Staatsbürger vor den Taliban in Sicherheit zu bringen. Von Kabul aus sollen sie in die usbekische Hauptstadt Taschkent gebracht werden. 

Bereits seit gestern seien die deutschen Flugzeuge sowie 200 Fallschirmjäger einsatzbereit gewesen. „Wir hätten gestern fliegen können“, so ein ranghoher Offizier zu „Bild“. Das Auswärtige Amt habe aber mehrere Entscheidungen verzögert. 

Eigentlich war eine Evakuierung erst für Montag geplant. In Kabul sollen noch rund 100 Deutsche sein, darunter 30 Botschaftsmitarbeiter und Bundespolizisten. Die Deutschen sowie afghanischen Ortskräfte sollten von der Luftwaffe zunächst nach Taschkent in Usbekistan ausgeflogen werden. Geschützt würden sie von rund 200 Fallschirmjäger, die in das Land flögen. „Bild“ zufolge ist die Regierung mit dem Bundestag im Gespräch, der den Einsatz wegen der akuten Gefahr auch erst im Nachhinein genehmigen könnte.

13.04 Uhr Tschechien bringt Botschaftsmitarbeiter in Sicherheit

Wegen des Vormarschs der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan will Tschechien die Diplomaten und Ortskräfte seiner Botschaft in Kabul in Sicherheit bringen. Sie sollen in den kommenden Tagen von der Armee des Nato-Staats nach Europa ausgeflogen werden, wie das Verteidigungsministerium in Prag am Sonntag bekanntgab. Zwei tschechische Diplomaten harren derzeit noch am internationalen Flughafen in Kabul aus.

Geholfen werden soll auch Dolmetschern, die für die tschechischen Nato-Kräfte in dem zentralasiatischen Land tätig gewesen waren. Man werde sich um sie und ihre Familien kümmern, betonte Verteidigungsminister Lubomir Metnar nach einer Krisensitzung des Kabinetts. Ihre Arbeit sei für die tschechische Armee wichtig und wertvoll gewesen.

Die Opposition in Prag kritisierte, dass die Regierung viel zu spät auf die Gefahren für die Ortskräfte reagiert habe. „Es ist eine moralische Pflicht, denen zu helfen, die uns geholfen haben“, forderte der Vorsitzende der liberalen Bürgerdemokraten (ODS), Petr Fiala. „Andernfalls droht ihnen der sichere Tod“, warnte Ivan Bartos, der Chef der tschechischen Piratenpartei.

13.00 Uhr Ex-Innenminister soll Übergangsregierung leiten

Der ehemalige afghanische Innenminister und Botschafter in Deutschland, Ali Ahmad Jalali, ist Diplomatenkreisen zufolge im Gespräch, eine Übergangsregierung zu führen. Ob die Taliban Jalalis Ernennung zustimmen, sei noch nicht klar. Er gelte aber als Kompromisskandidat, der potenziell von allen Seiten akzeptiert werden könnte.

12.30 Uhr Taliban sollen die Bagram Air Base außerhalb Kabuls eingenommen haben

Laut Aussagen der Taliban hat die radikalislamische Miliz die Bagram Air Base und das dort befindliche Gefängnis eingenommen. Das berichtet die BBC. 

Die Basis befindet sich außerhalb der Hauptstadt Kabul und war der Hauptmilitärstützpunkt der USA und der Koalitionstruppen, und zugleich das Hauptquartier des US-Militärs während des Afghanistaneinsatzes. Im letzten Monat hatte das US-Militär den Stützpunkt verlassen. 

In dem Gefängnis auf dem Gelände sollen rund 5.000 Taliban inhaftiert gewesen sein, so die BBC. Die Taliban behaupteten nun, sie hätten die Häftlinge freigelassen. 

12.10 Uhr Albanien will afghanische Flüchtlinge aufnehmen

Albanien will Afghanen vorübergehend aufnehmen, die vor den vorrückenden Taliban aus ihrem Land fliehen. Man komme damit einer Bitte der USA nach, erklärte Ministerpräsident Edi Rama am Sonntag bei Facebook. Auch sehe man sich als Nato-Mitglied dazu verpflichtet. Es gehe darum, Flüchtlinge aufzunehmen, die später in die USA gebracht werden sollen.

Rama betonte, dass Hilfe für Schutzsuchende in seinem Land Tradition habe. Unter anderem habe man im 20. Jahrhundert von den Nazis verfolgte Juden aufgenommen. Albanien ist seit 2009 Mitglied der Nato.

12.05 Uhr Taliban: Ausländer können Kabul verlassen

Ausländer können den Taliban zufolge die afghanische Hauptstadt Kabul verlassen, wenn sie dies wünschten. Andernfalls müssten sie sich in den kommenden Tagen bei von den Taliban eingerichteten Stellen registrieren lassen, sagt ein Taliban-Vertreter. Kabul sei eingeschlossen, der Flughafen bleibe aber in Funktion. Die Versorgung von Krankenhäusern werde nicht unterbunden. Mitglieder der afghanischen Armee könnten nach Hause gehen. Die Taliban hätten zum jetzigen Zeitpunkt Freuden-Schüsse als Siegeszeichen untersagt.

12.01 Uhr Afghanen versuchen aus Kabul zu fliehen

In ihren Autos versuchen Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul zu fliehen. Dies führe zu langen Staus, berichtet die BBC. Einige Menschen sollen deshalb sogar ihre Autos verlassen haben und sich zu Fuß zum Flughafen aufgemacht haben. 

11.19 Uhr Ex-NATO-General hat Zweifel an der Loyalität der afghanischen Armee 

Der ehemalige NATO-General Hans-Lothar Domröse geht davon aus, dass Kabul schnell an die Taliban fallen wird. Das sagte er im Gespräch mit tagesschau24. Wie schnell die afghanische Hauptstadt in die Hände der radikalislamischen Kämpfer falle, hänge an der Frage, wie lang die afghanische Regierung durchhalte. „Ich habe da kein großes Vertrauen mehr, denn man weiß nicht, auf was sie sich stützt. Welche Sicherheitskräfte sind denn jetzt noch loyal dem Präsidenten gegenüber?“. In dieser Auffassung sieht sich Domröse bestätigt, da die Provinzhauptstädte rasch kapituliert hätten – die Loyalität zur Regierung sei offenbar sehr begrenzt. 

11.15 Uhr Johnson will UK-Parlament aus der Sommerpause rufen

Angesichts der dramatischen Entwicklungen in Afghanistan will der britische Premierminister Boris Johnson laut Medienberichten das Parlament für eine Dringlichkeitssitzung aus der Sommerpause zurückholen. Wie der Sender Sky News und die britische Nachrichtenagentur Press Association am Sonntag unter Berufung auf Vertreter der Downing Street berichteten, sollen die Abgeordneten über das weitere britische Vorgehen in Afghanistan beraten.

11.11 Uhr Russland will Botschaft in Afghanistan vorerst nicht evakuieren

Trotz des Vormarschs der Taliban auf Kabul will Russland seine Botschaft in der afghanischen Hauptstadt vorerst nicht räumen. Eine Evakuierung sei nicht geplant, sagte der Afghanistan-Beauftragte des russischen Außenministeriums, Samir Kabulow, am Sonntag der Agentur Interfax. „Der Botschafter und unsere Mitarbeiter nehmen ihre Aufgaben in aller Ruhe wahr.“

Westliche Staaten beschleunigen dagegen ihre Bemühungen, eigenes Personal und afghanische Ortskräfte vor den militant-islamistischen Taliban in Sicherheit zu bringen. Auch die zentralasiatische Republik Kasachstan wies am Sonntag an, den Schutz eigener Diplomaten zu verstärken.

Nach Angaben des russischen Diplomaten hat es bis dahin keine Kämpfe um Kabul gegeben. „Nun, das ist das traurige Bild der Folgen der amerikanischen Präsenz“, sagte Kabulow. Seit der Entscheidung über den Abzug der internationalen Truppen, darunter auch der Bundeswehr, haben die Taliban in Afghanistan große Teile des Landes erobert. Russland setzt sich für eine diplomatische Lösung des Konflikts ein.

In Moskau forderte der prominente Außenpolitiker Leonid Sluzki ein sofortiges Handeln des UN-Sicherheitsrates. „Es ist wichtig, eine neue humanitäre Katastrophe zu verhindern“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma. Die Sicherheit und Stabilität in der Region dürften nicht noch weiter bedroht werden.

11.06 Uhr Pakistan schließt wichtigen Grenzübergang zu Afghanistan

Pakistan hat angesichts des Vormarsches der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan einen wichtigen Grenzübergang zu seinem Nachbarland geschlossen. Innenminister Sheikh Rashid verkündete die Schließung des Grenzübergangs Torkham im Nordwesten Pakistans am Sonntag, ohne einen Termin für die Wiedereröffnung zu nennen. Die Entscheidung sei getroffen worden, nachdem die afghanische Seite der Grenze nach der Eroberung von Dschalalabad nun unter der Kontrolle der Taliban stehe. Tausende Menschen säßen auf beiden Seiten der Grenze fest.

Am Freitag hatte Pakistan nach Gesprächen mit den Taliban den für den Handel wichtigen Grenzübergang Chaman wieder eröffnet. Seit Beginn des Abzugs der US- und Nato-Truppen im Mai haben die Taliban gewaltige Gebietsgewinne in Afghanistan verzeichnen. Seit vergangenem Freitag haben sie in einem rasanten Vormarsch mehr als zwei Drittel der Provinzhauptstädte des Landes eingenommen.

11.00 Uhr Innenminister Afghanistans kündigt „friedliche Machtübergabe“ an

Die afghanische Regierung hat angesichts der bis an den Stadtrand der Hauptstadt Kabul vorgerückten Taliban eine „friedliche Machtübergabe“ angekündigt. „Es wird keinen Angriff auf die Stadt geben“, sagte Innenminister Abdul Sattar Mirsakwal am Sonntag in einer aufgezeichneten Ansprache. Demnach soll eine „Übergangsregierung“ gebildet werden.

Mirsakwal rief die Menschen dazu auf, keinen Fehlinformationen zu vertrauen. „Die Leute brauchen sich keine Sorgen zu machen, die Stadt ist sicher“, erklärte er. Jeder, der Unordnung in der Stadt verursache, werde in Übereinstimmung mit dem Gesetz behandelt.

Kurz zuvor hatte der Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid der BBC gesagt, er könne bestätigen, dass es Gespräche mit dem Präsidentenpalast über eine friedliche Machtübernahme gebe. Der Leiter des Hohen Rates für Nationale Versöhnung, Abdullah Abdullah, organisiere diese.

Auch Verteidigungsminister Bismillah Chan Mohammadi erklärte in einer auf Facebook veröffentlichten Videoansprache, er als Vertreter der Streitkräfte garantiere die Sicherheit Kabuls. Die Menschen sollten nicht in Panik verfallen. Präsident Aschraf Ghani habe sich mit heimischen Politikern getroffen und ihnen die Verantwortung übertragen, eine Delegation aufzustellen, die am Montag nach Qatar am Persischen Golf reisen solle, um dort mit der Taliban-Führung eine Einigung über die Afghanistan-Frage zu erzielen. Die Sicherheit Kabuls werde gewährleistet, bis eine Einigung erzielt wird, sagte er. 

10.43 Uhr Taliban: Sprechen mit Regierung über friedliche Übergabe

Die Taliban sind nach eigenen Angaben in Gesprächen mit der afghanischen Regierung über eine friedliche Übergabe der Hauptstadt Kabul. Man werde keine Rache üben, sagte ein Taliban-Sprecher. Allen, die der Regierung oder im Militär gedient hätten, werde vergeben. Zivilisten müssten das Land nicht aus Angst verlassen.

10.36 Uhr Taliban: Kämpfer sollen nicht nach Kabul eindringen

Die militant-islamistischen Taliban haben ihre Kämpfer angewiesen, nicht in die Hauptstadt Kabul vorzudringen. Sie sollten vielmehr an den Toren der Stadt Stellung beziehen, heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Erklärung der Islamisten.

Da die Hauptstadt Kabul eine große und dicht besiedelte Stadt sei, beabsichtigten die Taliban nicht, die Stadt mit Gewalt oder Krieg zu betreten. Man wolle vielmehr mit der anderen Seite über einen friedlichen Einmarsch in Kabul verhandeln.

Die Erklärung wurde während unbestätigter Berichte in sozialen Medien veröffentlicht, dass Taliban-Kämpfer bereits in die Stadt vorgedrungen seien. In Kabul spielten sich chaotische Szenen ab. Es kam zu einer Schießerei vor einer Bank, wie ein Bewohner der Stadt sagte. Viele Menschen versuchten, ihr Erspartes abzuheben, Lebensmittel zu kaufen und zu ihren Familien heimzukehren. Ein Soldat aus Kabul sagte, seine gesamte Einheit habe die Uniformen abgelegt.

10.35 Uhr Taliban stehen am Stadtrand von Kabul

Die radikalislamischen Taliban sind bis an den Stadtrand der afghanischen Hauptstadt Kabul vorgerückt und teilweise auch auf Stadtgebiet vorgedrungen. Ein Sprecher der Islamisten erklärte am Sonntag auf Twitter, ihre Kämpfer hätten Anweisung, an den Stadttoren Halt zu machen und nicht in die Stadt vorzudringen. Bewohner von Außenbezirken Kabuls sagten der Nachrichtenagentur AFP jedoch, Taliban-Kämpfer seien bereits im Stadtgebiet.

„Es gibt bewaffnete Taliban-Kämpfer in unserer Nachbarschaft, aber es wird nicht gekämpft“, sagte ein Bewohner eines östlichen Vororts der Hauptstadt. Die Islamisten hatten in den vergangenen Tagen eine afghanische Stadt nach der anderen oft kampflos eingenommen. Die Hauptstadt Afghanistans war am Wochenende die letzte noch verbliebene Bastion der Regierungstruppen.

USA starten Evakuierung der Botschaft in Kabul

Die USA haben mit der Evakuierung ihrer Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul begonnen. Die Evakuierung sei zunächst mit einer kleinen Gruppe gestartet worden, aber auch der Großteil des Personals sei zum Abzug bereit, teilten zwei US-Vertreter mit.

Biden verteidigt Afghanistan-Abzug

US-Präsident Joe Biden hat trotz des rasanten Vormarsches der islamistischen und militanten Taliban in Afghanistan erneut den Abzug der US-Truppen aus dem Krisenstaat verteidigt.

Joe Biden: Laut dem US-Präsidenten hätte ein längerer US-Militäreinsatz in Afghanistan keinen Unterschied gemacht. (Quelle: Evan Vucci/dpa)

„Ein weiteres Jahr oder fünf weitere Jahre US-Militärpräsenz hätten keinen Unterschied gemacht, wenn das afghanische Militär sein eigenes Land nicht halten kann oder will“, hieß es am Samstag in einer Mitteilung des Präsidenten. Eine endlose amerikanische Präsenz inmitten eines Bürgerkriegs in einem anderen Land sei für ihn nicht akzeptabel gewesen.

„Ich war der vierte Präsident, der eine amerikanische Truppenpräsenz in Afghanistan geleitet hat – zwei Republikaner, zwei Demokraten“, so Biden. Er werde „diesen Krieg nicht an einen fünften Präsidenten weitergeben“.

Taliban haben Dschalalabad eingenommen

Die radikalislamischen Taliban haben auch die ostafghanische Stadt Dschalalabad eingenommen. Die Hauptstadt der Provinz Nangarhar sei kampflos an die Taliban gegangen, sagten Bewohner von Dschalalabad am Sonntag der Nachrichtenagentur AFP und bestätigten damit entsprechende Behauptungen der Taliban in Online-Netzwerken. Damit ist die Hauptstadt Kabul die letzte große Stadt des Landes, die nicht von der radikalislamischen Miliz kontrolliert wird. Lesen Sie hier mehr darüber. 

Bericht: Deutscher Evakuierungsflug startet am Montag

Zur Evakuierung des deutschen Botschaftspersonals in Kabul werden laut einem Zeitungsbericht am Montag Militärtransporter der deutschen Luftwaffe vom Typ A400M in die afghanische Hauptstadt fliegen. Diese Maschinen, die höchsten Schutz böten, sollten die Deutschen sicher außer Landes bringen, berichtet die „Bild am Sonntag“. Voraussichtlich werde in der usbekischen Hauptstadt Taschkent eine Drehscheibe für Zwischenlandungen der A400M-Maschinen eingerichtet. Lesen Sie hier mehr.

Biden schickt mehr Soldaten nach Kabul

Angesichts des raschen Vorrückens der radikalislamischen Taliban-Miliz auf Kabul hat US-Präsident Joe Biden die Zahl der US-Soldaten erhöht, die bei der Evakuierung der Botschaft in der afghanischen Hauptstadt helfen sollen. Statt der vorhergesehenen 3.000 Soldaten sollten nun „etwa 5.000 Soldaten“ eingesetzt werden, um die Ausreise des Botschaftspersonals und unzähliger ziviler Ortskräfte zu sichern, erklärte Biden am Samstag nach Rücksprache mit seinen nationalen Sicherheitsberatern. Nach Berichten des US-Fernsehsender CBS soll eine Evakuierung unmittelbar bevorstehen. 

Biden warnte die Taliban davor, die Mission zu behindern. Angriffe auf US-Interessen würden rasch und energisch beantwortet.

Berlin möchte Flüchtlinge aufnehmen

Das Land Berlin ist zur Aufnahme von Flüchtlingen aus Afghanistan bereit. Gemeinsam mit anderen Bundesländern würde Berlin ein Kontingent von Flüchtlingen aufnehmen, „die sich in Afghanistan für den Aufbau der Demokratie eingesetzt haben“, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) dem „Tagesspiegel“ (Sonntags-Ausgabe). „Wir brauchen dafür dringend Entscheidungen auf Bundesebene.“

Die Berliner Senatorin für Integration, Elke Breitenbach (Linke), forderte ebenfalls eine „humanitäre Hilfsaktion, an der sich Berlin selbstverständlich beteiligen wird“. Auch die Grünen-Spitzenkandidatin in Berlin, Bettina Jarasch, sieht Deutschland und Berlin in der Verantwortung: „Berlin muss dem Bund ein Angebot machen, im Rahmen des deutschen Handelns ein Kontingent Flüchtlinge aufzunehmen.“

Taliban erobern Masar-i-Scharif

Die islamistischen Taliban in Afghanistan haben auf ihrem rasanten Eroberungszug nun auch die Großstadt Masar-i-Scharif im Norden eingenommen. Dort war bis vor wenigen Wochen ein großes Feldlager der Bundeswehr, seit Ende Juni sind die deutschen Soldaten aus dem Krisenstaat abgezogen. Dass Masar-i-Scharif am Samstag gefallen ist, bestätigten eine Sicherheitsquelle und ein Provinzrat der Deutschen Presse-Agentur. Damit hält die Regierung lediglich noch zwei Großstädte – Dschalalabad im Osten und die Hauptstadt Kabul.

Die Islamisten hatten seit rund einer Woche Masar-i-Scharif intensiv angegriffen. Immer wieder versuchten sie von mehreren Seiten, in die auch wirtschaftlich starke Metropole mit geschätzt 500.000 Einwohnern einzudringen. Milizen des Ex-Gouverneurs Mohammad Atta Nur und des Ex-Kriegsfürsten Abdul Raschid Dostum hatten zuletzt nördlich der Stadt eine zusätzliche Verteidigungslinie zur Unterstützung der Sicherheitskräfte aufgebaut.

In Masar-i-Scharif hatte die deutsche Bundeswehr bis vor kurzem ein großes Feldlager im Camp Marmal in der Nähe des Flughafens. Dort waren bis zum Sommer noch rund 1.000 deutsche Soldaten stationiert. Ende Juni waren nach der US- und Nato-Abzugsentscheidung in vier Militärmaschinen die letzten verbliebenen Soldaten nachts ausgeflogen worden. Die Bundeswehr hatte zuletzt afghanische Sicherheitskräfte im Zuge der Nato-Mission „Resolute Support“ ausgebildet. Es könnten weitere Ortskräfte der Bundeswehr in der Stadt sein. An ihnen werden Racheaktionen der Taliban befürchtet. 

Tschechien nimmt Ortskräfte auf

Tschechien kündigt die Aufnahme afghanischer Ortskräfte seiner Botschaft in Kabul und seines Militärs an. „Diese Menschen haben der Tschechischen Republik gedient und wir tragen die volle Verantwortung für sie“, erklärt Außenminister Jakub Kulhanek. Das gelte auch für deren Ehefrauen und Kinder. Die Evakuierungsflüge seien in den kommenden Tagen geplant.

Berichte: Taliban führen mutmaßliche Verbrecher am Strick durch die Stadt

In Afghanistan sorgen Videos und Bilder von zwei mutmaßlichen Straftätern für Aufregung, die Berichten zufolge von militant-islamistischen Talibankämpfern an einem Strick durch die Stadt geführt wurden. In den in sozialen Netzwerken kursierenden Videos ist zu sehen, wie die Männer, deren Gesichter mit schwarzer Farbe bemalt sind, erst auf ein Podest gestellt und dann an einem Strick über eine Straße geführt werden. Eine unabhängige Bestätigung für die Echtheit der Aufnahmen gab es zunächst nicht; zuerst hatte „Bild“ berichtet. 

Taliban in Herat: Sie sollen zwei Männer an einem Strick durch die Stadt geführt haben. (Quelle: Stringer/Reuters)

In einem Video, das von einem Wohnhaus aus die Szene filmt, kommentiert ein Mann, dass die Taliban einen Dieb festgenommen hätten und sie nun in Richtung Mastufijat-Platz gehen würden. Bewohner der Stadt Herat im Westen des Landes bestätigten, dass die Aufnahmen in Herat gemacht wurden. Die Taliban hatten die drittgrößte Stadt des Landes am Donnerstag erobert. Ein bekannter afghanischer Journalist hatte die Bilder von dem Vorfall geteilt und kommentiert, dieser habe sich am Freitag nach dem Freitagsgebet zugetragen.

Zuletzt gab es vereinzelt Berichte, dass die Taliban in den von ihnen eroberten Gebieten wie während ihrer früheren Herrschaft von 1996 bis 2001 wieder unmenschliche und drakonische Strafen verhängen. Die „New York Times“ berichtete Ende Juli, dass Taliban in einer Stadt nördlich von Laschkargah zwei Männer für alle sichtbar am Eingangstor zur Stadt gehängt hätten. Die Männer seien beschuldigt worden, Kinder entführt zu haben.

Bundeswehr bereitet großen Evakuierungseinsatz in Kabul vor

Die Bundeswehr bereitet angesichts des rasanten Vormarsches der radikal-islamischen Taliban einen Evakuierungseinsatz in Afghanistan vor. „Die Sicherheitslage in Afghanistan spitzt sich weiter zu. Wir werden das Auswärtige Amt bei der Rückführung deutscher Staatsbürger und weiterer zu Schützender aus Afghanistan nach Deutschland unterstützen“, teilte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit. 

Reisende am Flughafen Kabul: Unklar ist noch, wie viele afghanische Mitarbeiter die Bundeswehr ausfliegen muss. (Quelle: Rahmat Gul/dpa)

In Afghanistan sind noch mehr als 100 Deutsche, darunter die Diplomaten und Mitarbeiter der Botschaft in Kabul sowie Experten anderer Ministerien und Organisationen. Auch Ortskräfte sollen ausgeflogen werden. Deren genaue Zahl ist aber noch unklar. So haben allein Organisationen aus dem Geschäftsbereich des Bundesentwicklungsministeriums derzeit noch mehr als 1.000 einheimische Mitarbeiter in Afghanistan.

CDU-Chef Armin Laschet sprach sich dafür aus, dass die Bundeswehr afghanische Ortskräfte schnell aus dem Land holt. Notwendig sei rasch ein neues Mandat des Bundestages. „Diesen Leuten muss geholfen werden, sie müssen jetzt rausgeholt werden“, sagte Laschet am Samstag beim Landestag der Jungen Union Hessen in Gießen. Ein Evakuierungseinsatz muss vom Bundestag genehmigt werden, weil es nach dem Ende des Nato-Einatzes „Resolute Support“ keine rechtliche Grundlage mehr dafür gibt.

Taliban haben Kabul umstellt

Die radikalislamischen Taliban haben die afghanische Hauptstadt Kabul weitgehend umstellt. Am Samstag lagerten Taliban-Kämpfer rund 50 Kilometer entfernt von der Hauptstadt. Nach dem Fall der zweit- und der drittgrößten Stadt des Landes ist Kabul de facto die letzte Bastion der Regierungstruppen, die anderswo kaum oder gar keinen Widerstand leisteten.

Taliban-Kämpfer patrouillieren in der Stadt Ghazni südwestlich von Kabul: Die Hauptstadt ist die letzte Bastion der Regierungstruppen. (Quelle: Gulabuddin Amiri/AP/dpa)

Deutschland und andere Länder wie Großbritannien und Spanien kündigten am Freitag die Ausreise von Botschaftspersonal an. Die USA sagten das Ausfliegen tausender Menschen täglich zu und veranlassten die Zerstörung sensiblen Materials in ihrer Botschaft in Kabul. Aus Washington hieß es dennoch, Kabul befinde „sich im Moment nicht in einer unmittelbaren Bedrohungslage“. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums räumte jedoch ein, dass „die Taliban-Kämpfer versuchen, die Stadt zu isolieren“.

In Online-Netzwerken waren zahlreiche Fotos und Videos zu sehen, in denen Kämpfer der Islamisten mit erbeutetem Kriegsmaterial posierten. Den Aufständischen fielen demnach zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge, schwere Waffen und andere hochwertige Ausrüstung in die Hände.

UN-Generalsekretär: „Entsetzliche Berichte“ über Behandlung von Mädchen und Frauen

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich schockiert über die Situation in Afghanistan gezeigt. Er sprach von schweren Menschenrechtsverletzungen, vor allem gegen Frauen.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres: „Angriffe auf Zivilisten sind eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts“. (Quelle: Xie E/dpa)

Die radikalislamischen Taliban begehen in den von ihnen kontrollierten Regionen in Afghanistan nach UN-Informationen schwere Menschenrechtsverletzungen. Betroffen seien „ersten Anhaltspunkten zufolge“ vor allem Frauen und Journalisten, sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Freitag vor Journalisten.

„Besonders entsetzlich und herzzerreißend“ sei es, „Berichte zu sehen, wonach den afghanischen Mädchen und Frauen ihre hart erkämpften Rechte entrissen werden“, sagte Guterres. „Angriffe auf Zivilisten sind eine schwere Verletzung des humanitären Völkerrechts und sind gleichbedeutend mit Kriegsverbrechen“, betonte er weiter. 

US-Regierung wirft Afghanistan „fehlenden Widerstand“ gegen Taliban vor

Die US-Regierung hat der afghanischen Führung und den Sicherheitskräften angesichts des Vormarsches der Taliban mangelnde Kampfbereitschaft vorgeworfen. Es sei „beunruhigend“ zu sehen, dass die politische und militärische Führung nicht den „Willen“ gehabt habe, sich dem Vormarsch der militanten Islamisten zu widersetzen, sagte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, John Kirby, dem Sender CNN. Die USA hätten den „fehlenden Widerstand“ durch die afghanischen Streitkräfte nicht vorhersehen können, sagte Kirby am Freitag (Ortszeit) im Interview mit dem Sender.

Die afghanischen Sicherheitskräfte seien den Taliban in Bezug auf Ausrüstung, Training und Truppenstärke überlegen und verfügten über eine eigene Luftwaffe, sagte Kirby. Mit Blick auf die finanzielle Unterstützung der US-Regierung für die Sicherheitskräfte fügte er hinzu: „Geld kann keinen Willen kaufen.“ Dafür sei die politische und militärische Führung der Afghanen zuständig. Die Kampfbereitschaft sei nötig, um zu verhindern, dass die Taliban das ganze Land unter ihre Kontrolle bringen, warnte Kirby.

Das US-Militär hatte am Donnerstag angekündigt, rund 3.000 Soldaten als Verstärkung zum Flughafen Kabul zu verlegen, um die Reduzierung des Personals der US-Botschaft zu unterstützen. Rund 5.000 weitere Soldaten werden zudem im Nahen Osten stationiert, um als mögliche Verstärkung bereitzustehen.

Nato-General zweifelt an Konzept für Auslandseinsätze

Der frühere Nato-General Hans-Lothar Domröse plädiert nach dem Scheitern des Afghanistan-Einsatzes für ein Überdenken des Vorgehens bei Militärengagements außerhalb Europas. „Unser gesamtes Konzept „train assist advise“ (ausbilden, unterstützen, beraten) werden wir überprüfen müssen und wir müssen fairerweise die Frage stellen: Funktioniert das außerhalb Europas? Scheinbar nicht“, sagte der Heeresgeneral am Samstag dem NDR. Man müsse bei Auslandseinsätzen vorher politische Ziele klar setzen, langen Durchhaltewillen zeigen – oder eben nicht hingehen.

Der Westen habe in Afghanistan „350.000 Sicherheitskräfte ausgebildet, recht gut ausgerüstet. Da fliegen mehr Hubschrauber bei denen als bei der Bundeswehr. Also: Sie haben sie nicht eingesetzt, und warum nicht?“ Es mangele an Kampfmoral und Loyalität, sagte Domröse. Den Soldaten „fehlt das Wofür“. Das stelle die Frage, ob es überhaupt einen afghanischen Gesamtstaat gebe oder dort nur Kriegsherren und Stammesfürsten ihr eigenes Spiel spielten.

Am wichtigsten sei in Afghanistan jetzt, dass die blutigen Auseinandersetzungen sofort eingestellt werden. Bei der Frage, wer dazu beitragen könne, müsse man auch auf Länder wie China, Pakistan oder den Iran blicken. „Ich sehe, dass die Taliban auch Rat suchen in China“, sagte Domröse. „China kann vielleicht die Taliban irgendwie zügeln, mäßigen und zu einer Vernunftregierung führen.“ Die Europäer sollten versuchen, sich über die USA einzubringen. „Deutschland alleine, fürchte ich, kann da nichts machen.“


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